Frauen im Management Das sind Deutschlands heimliche Herrscherinnen

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Isabelle Parize, Sybille Thierer, Ursula Redeker

Douglas: Isabelle Parize

Isabelle Parize steht vor ihrem Badezimmerspiegel und tippt eine Nachricht an ihre Mitarbeiter in ihr Smartphone. Beim morgendlichen Eincremen ist ihr aufgefallen, dass die Lotion nicht schnell genug einzieht. Das muss sich ändern.

Die 59-Jährige ist seit gut einem Jahr Vorstandsvorsitzende der Parfümeriekette Douglas und sieht sich als Antreiberin ihrer 18 000 Mitarbeiter. Die Managerin liebt es, viele Aufgaben gleichzeitig anzupacken. Sie ist eher eine Generalistin, die vor Ideen nur so sprudelt – und keine Spezialistin, die sich in Details vergräbt.

Isabelle Parize Quelle: Ansgar Werrelmann für WirtschaftsWoche

„20 Einfälle täglich sind bei mir keine Seltenheit“, sagt die Französin selbstbewusst und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Zum Leidwesen meiner Mitarbeiter.“

Parize sieht sich gern als kreativen Kopf, der delegiert, die recherchierten Fakten sichtet und die wichtigen Entscheidungen trifft. „Ich bin die geborene Teamchefin“, sagt „La Directrice“, wie ihre Freunde sie schon in der Jugend nannten.

In ihrer kurzen Amtszeit hat die Vorstandsvorsitzende die Firmenzentrale von Hagen nach Düsseldorf verlegt, auch die Digitaleinheit musste aus Köln in die ungeliebte Landeshauptstadt ziehen. Sie hat die Eigenmarke von Douglas in 19 europäischen Ländern eingeführt. Ein Projekt, das Parize schon bei ihrem alten Arbeitgeber Nocibé gestartet hatte, kurz nachdem dieser von der deutschen Kette übernommen wurde – eine Art Bewährungsprobe für ihren weiteren Aufstieg.

Bei Douglas verantwortet sie nun einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro und betreibt europaweit 1700 Läden. 700 neue Geschäfte kommen in den nächsten Wochen dazu, wenn die angekündigten Übernahmen in Spanien und Italien abgeschlossen sind. „Ich will schnell wachsen“, sagt Parize in energischem Ton. „Douglas soll größer und größer werden.“ Die Ziele, die sie steckt, sind hoch. Das Tempo, das sie vorgibt, enorm.

„Als Gründerin oder in einem sehr kleinen Unternehmen wäre ich nicht glücklich geworden“, sagt Parize. „Da müsste ich ja alle meine Ideen selbst zu Ende denken und umsetzen. Das ginge mir viel zu langsam.“

Häfele: Sybille Thierer

Sibylle Thierers Lebenslauf ist durchaus abwechslungsreich. Dass sie einmal das Familienunternehmen Häfele in dritter Generation führen würde, war für die 56-Jährige lange Zeit nicht vorstellbar. In ihren Zwanzigern absolvierte sie zunächst eine Schreinerlehre, danach ein Lehramtsstudium. Erst als sie einen Ferienjob bei Häfele America antrat, begann sie sich für den väterlichen Betrieb zu interessieren.

Dort reiste sie mit einem deutschen Schreinermeister zu den Kunden und erklärte ihnen, was die Beschläge für Möbel und Türen aus dem schwäbischen Nagold alles können. Um anschließend tatsächlich bei Häfele einsteigen zu können, studierte sie internationales Marketing in Reutlingen und St. Gallen. Nach verschiedenen Managementpositionen übernahm sie 2003 die Leitung des Familienunternehmens. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass es der richtige Schritt war: In ihrer Amtszeit hat Thierer die Zahl der Mitarbeiter auf 7300 mehr als verdoppelt, ebenso den Umsatz, der heute bei 1,3 Milliarden Euro liegt.

Roche Diagnostics: Ursula Redeker

Mit Ende 30 trat Ursula Redeker ihre erste Stelle in der freien Wirtschaft an. Nachdem sie in Bonn und Kalifornien Chemie studiert und anschließend in diesem Fach promoviert hatte, wechselte sie zum Schweizer Pharmakonzern Roche. Wo sie noch heute als Chefin der Tochtergesellschaft Roche Diagnostics arbeitet. Bevor sie 2014 diesen Posten übernahm, übte sie verschiedene Positionen im Bereich Forschung und Entwicklung aus.

Heute leitet die 62-Jährige die beiden deutschen Werke in Mannheim und im bayrischen Penzberg. Dort produzieren Redeker und ihr Team unter anderem Messsysteme für Diabetiker und Antikörper gegen Krebserkrankungen. Redeker hat die Standorte weiter ausgebaut. Alleine 2016 investierte Roche mehr als 700 Millionen Euro; das meiste davon in die beiden Werke. Der Fokus ist dabei klar: die fortschreitende Digitalisierung und die höhere Flexibilität in der Produktion – das seien, so Redeker, die größten Herausforderungen ihrer aktuellen Arbeit. Anscheinend hat die Pharmamanagerin mit dieser Prioritätensetzung Erfolg. Seit 2014 konnte sie den Umsatz um 15,8 Prozent auf rund 3,7 Milliarden Euro steigern.

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