WirtschaftsWoche: Frau Lulay, wie viel Bargeld haben Sie dabei?
Marika Lulay: Selten mehr als 50 Euro. Ich zahle so oft wie möglich per Kreditkarte, Laptop, iPad oder Smartphone. Auch wenn ich da in Deutschland oft an Grenzen stoße.
Wann zuletzt?
Als ich mit dem Taxi von Mannheim nach Hause fahren wollte. Eine Fahrt für etwa 70 Euro. Ich musste die ganze Taxireihe ablaufen, bis ich einen Fahrer gefunden hatte, der – unter Murren – Kreditkarten akzeptierte.
Zur Person
Marika Lulay, 54, ist seit 2002 im Vorstand des börsennotierten IT-Dienstleisters GFT zuständig für das operative Geschäft. Die Diplom-Informatikerin ist eine der wenigen Frauen im Top-Management eines Technologiekonzerns.
Verständnis haben Sie dafür vermutlich nicht.
Ich verstehe, dass man Neuem skeptisch gegenüberstehen kann. Aber, wie man auf Englisch so schön sagt: You can’t push water up the hill. Heißt: Innovation wird sich immer Bahn brechen, wenn sie das Leben von Konsumenten verbessert. Keine Branche kann einen Damm bauen, der die Welle der Veränderung dauerhaft abwehrt. Es ist immer besser, selbst die Welle zu reiten.
Dann sind Sie, wie SPD-Chef Gabriel, sicher auch für Programmieren als Pflichtschulfach?
Der Umgang mit Computern und Apps sollte in der Schule Normalität sein. Aber nicht um des Programmierens willen, sondern um frühzeitig ein Verständnis für die digitale Welt zu bekommen – IT-Kompetenz ist eine wichtige Voraussetzung, Veränderungen als etwas Positives zu sehen.
Sie sind eine der wenigen Top-Managerinnen in der IT-Branche. Wie sehr nervt es Sie, auf Ihren Exotenstatus angesprochen zu werden?
Inzwischen ziemlich. Wir müssen auch eher aufpassen, dass wir nicht die nächste Generation der Männer ausgrenzen.
Wie kommen Sie denn darauf?
Durch meinen heute 19-jährigen Sohn: Der hat in der Schule immer wieder erlebt, wie Mädchen gefördert und bevorzugt wurden. Dass sie etwa bei Girls Days an sogenannte Männerberufe herangeführt werden – und für ihn zur Konkurrenz werden, ohne dass er sich im gleichen Maße gefördert fühlte. Er sieht: Im Kanzleramt sitzt eine Frau, im Vorstand eines IT-Unternehmens auch. Der hat wenig Verständnis für die These, dass Frauen im Beruf benachteiligt werden. Irgendwann hat er sich einen Frauenjob gewünscht – meinen. Das hat bei mir eine Art Hallo-wach-Erlebnis ausgelöst.
Hinterfragen Sie sich selbst: Stimmen diese Klischees über Frauen und Männer im Job?
Studien zeigen: Schon kleine Mädchen bevorzugen flache Hierarchien – keiner soll sein Gesicht verlieren. Chefinnen-Gehabe wird abgestraft. Jungs aber testen schon früh Hierarchien – und bleiben im Job dabei: Arbeit ist Wettkampf, Karriere heißt Konkurrenten killen.
Viele Frauen lehnen Machtgerangel ab, streiten lieber um der Sache willen. Männer kämpfen oft nicht um Inhalte, sondern um die Deutungshoheit.
Frauen landen oft entweder auf unwichtigen oder sehr wackeligen Stühlen, auf denen die Gefahr des Scheiterns besonders groß ist. Nicht, weil sie besonders gute Krisenmanager wären – sondern weil Männer Frauen eher ranlassen, wenn der Karren tief im Dreck steckt.
Auch unfähige Männer treten oft mit breiter Brust auf. Fähige Frauen machen sich oft klein, nehmen Dinge persönlich, haben Angst vor zu viel Verantwortung.
Inwiefern?
Dass es nicht um Männer oder Frauen geht. Sondern darum, das Verhalten dominanter Gruppen aufzubrechen. Das hat mit geschlechterspezifischer Differenzierung nichts zu tun. Deshalb lehne ich einen Fokus auf Frauenförderung als zu einseitig ab.
Zeitalter der Frauenquote
Können Sie sich doch gar nicht leisten im Zeitalter der Frauenquote.
Doch. Zuletzt hat uns das Bundesfamilienministerium zum wiederholten Mal als einen der frauenfreundlichsten Arbeitgeber ausgezeichnet – ganz ohne besondere Förderprogramme. Offenbar haben wir es geschafft, gegen gedankliche und sprachliche Klischees anzugehen.
Klischees, mit denen Sie groß geworden sind.
Und gegen die ich mein Leben lang angegangen bin. Etwas zu tun, weil es alle machen, war für mich nie ein Argument. Weil ich mich etwa immer gern mit Mathematik und Naturwissenschaften beschäftigt habe, ging ich in den Physik-Leistungskurs – als einziges Mädchen.
So hoch ist der Frauenanteil in den Dax-Konzernen
Bei Adidas liegt der Frauenanteil in Deutschland bei exakt 50 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es ebenfalls 50 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 28 Prozent weiblich.
Bei der Allianz liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52,9 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 31,5 Prozent weiblich.
Bei der BASF liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 23,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 24,4 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,1 Prozent weiblich.
Bei Bayer liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 37 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 26 Prozent weiblich.
Bei Beiersdorf liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 50,8 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind in Deutschland zu 27,5 Prozent und weltweit zu 26 Prozent weiblich.
Bei BMW liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 17,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind zu 14,2 Prozent weiblich.
Bei der Commerzbank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 51,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 28,2 Prozent weiblich.
Bei Continental liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 27,3* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 10* Prozent weiblich.
*Ergänzung der systematischen Belegschaftsdaten um 6 weitere Länder in 2014 mit unterdurchschnittlichem Frauenanteil
Bei Daimler liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 15,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 16,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind ebenfalls zu 15,5 Prozent weiblich.
Bei der Deutschen Bank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 41,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,4 Prozent weiblich.
Bei der Deutsche Börsen Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 37 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 40 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15 Prozent (oberes und mittleres Management) und 24 Prozent (Unteres Management) weiblich.
Bei der Deutschen Post liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 36 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,3 Prozent weiblich.
Bei Eon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 27 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 29 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15,8 Prozent weiblich.
Bei Fresenius liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 71,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es nur 68,4 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns weltweit sind sogar nur zu 29,9 Prozent weiblich.
Bei Fresenius Medical Care liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 46,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 68,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,4 Prozent) weiblich.
Bei Heidelberg Cement liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 13 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 9 Prozent weiblich.
Bei Henkel liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 36 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 33,2 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,5 Prozent) weiblich.
Bei Infineon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,5 Prozent (Stand: 30.09.2014). Weltweit sind 37,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,5 Prozent weiblich.
Bei K+S liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 9,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 12,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 14 Prozent weiblich.
Bei Lanxess liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,1 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 18 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 15,4 Prozent weiblich.
Bei der Lufthansa liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 44,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit jedoch nur zu 14,2 Prozent weiblich. Bezieht man Frauen mit Personalverantwortung (inkl. Leitungsebenen und Vorstand) mit ein, liegt der Wert bei 33,7 Prozent.
Bei Merck liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 38 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 41 Prozent der Mitarbeiter Frauen. In den Führungskräften des Konzerns sind weltweit jedoch nur 26 Prozent weiblich.
Bei Munich RE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 52 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 54 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die weiblichen Führungskräfte des Konzerns liegen jedoch nur bei 31 Prozent weltweit.
Bei der RWE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 26,6 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 14,3 Prozent weiblich.
Bei SAP liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 28,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 31* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit zu 21,3* Prozent weiblich.
*Aktuelle Akquisitionen einbezogen und historische Daten entsprechend angepasst
Bei Siemens liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 22* Prozent. Weltweit sind 24* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 16* Prozent weiblich.
*Stand jeweils 30.09.2013: Siemens ohne Osram
Bei der Telekom liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 35,5 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 25,6 Prozent weiblich.
Bei The Linde Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 28,7* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 13,9* Prozent weiblich.
*inklusive Akquisition von Lincare in den USA
Bei Thyssen Krupp liegt der Frauenanteil sowohl in Deutschland, als auch weltweit bei 14,5 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 8,6 Prozent weltweit weiblich.
Bei Volkswagen liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 15,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,1 Prozent weiblich.
Wie fanden Ihre Eltern das?
Okay. Aber ich komme aus kleinbürgerlichen Verhältnissen – nach dem Abitur hätten sie es gerne gesehen, wenn ich eine Lehre gemacht, ein bisschen gearbeitet und Kinder gekriegt hätte. Ich wollte aber studieren.
Und warum ausgerechnet Informatik?
Aus pragmatischen Gründen: Weil mein Lieblingsfach Biologie damals überlaufen war. Weil ich etwas Technisches studieren wollte, auf Maschinenbau, Elektrotechnik oder Mathe-Lehramt aber keine Lust hatte. Weil Informatik neu war und ich an der Fachhochschule schnell fertig werden konnte. Und weil ich nicht machen wollte, was alle machen – neben mir gab es an der FH Darmstadt zwei Kommilitoninnen unter knapp 70 Studenten. Wir galten als die Exoten der FH. Damentoiletten gab’s damals nur auf jedem zweiten Stock, von den Professoren wurden wir gern kollektiv begrüßt mit „Meine Herren“. Da wusste man manchmal nicht, ob man lachen oder weinen sollte.
Die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern
Die Berechnung stützt sich allein auf den durchschnittlichen Stundenlohn. Aus den 21 Prozent lässt sich also nicht ableiten, dass alle Frauen in Deutschland 21 Prozent weniger als Männer verdienen. Die Qualifikation der Beschäftigten und ob sie Voll- oder Teilzeit arbeiten, wird nicht berücksichtigt. Daran stören sich Kritiker. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wendet zum Beispiel ein, die Berechnung sei „kein Indikator für mögliche Diskriminierung, denn er vergleicht eben gerade nicht vergleichbare Tätigkeiten miteinander“.
Die Statistiker führen rund zwei Drittel der Differenz darauf zurück, dass Frauen in eher schlechter bezahlten Berufen tätig sind - zum Beispiel als Reinigungskraft (Frauenanteil 85 Prozent) oder Verkäuferin (73 Prozent). Deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten in Teilzeit, deutlich weniger in höheren Führungsebenen.
Das letzte Drittel der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern lässt sich daraus aber nicht erklären: Dem Statistischen Bundesamt zufolge verdienen Frauen auch bei ähnlicher Tätigkeit und Qualifikation im Schnitt sieben Prozent weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen. Das wird unter anderem damit erklärt, dass Frauen häufiger eine Auszeit vom Beruf nehmen - um sich um Kinder zu kümmern oder Angehörige zu pflegen. Und sie treten bei Gehaltsverhandlungen anders auf.
Denkbar schlecht. EU-weit betrug der Rückstand 2013 lediglich 16 Prozent. In Slowenien zum Beispiel verdienten Frauen im Schnitt 3,2 Prozent weniger als Männer, in Italien 7,3 Prozent. Nur in Estland (30 Prozent), Österreich (23 Prozent) und Tschechien (22 Prozent) war die Lücke noch größer als hierzulande.
Davon gehen Experten zumindest aus. „Wenn der Mindestlohn eingehalten wird, werden Frauen davon profitieren, weil eben der größere Teil derjenigen, die unter 8,50 Euro verdient haben, Frauen waren“, sagt Christina Klenner vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Auch Hermann Gartner vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet einen solchen Effekt. Erhebungen gibt es aber noch nicht.
Union und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf festgelegt, die Entwicklung zumindest abzumildern. Ein Ziel ist demnach, dass Unternehmen ab 500 Beschäftigte künftig transparenter machen sollen, was Frauen und Männer verdienen. Einen Gesetzesentwurf gibt es allerdings noch nicht.
Wie haben Sie das ausgehalten?
Es hat mich schon geärgert, aber rückblickend war es eine gute Lehrzeit: Ich wollte nicht den angepassten Weg gehen, habe gelernt, Sprüche und Zweifel auszuhalten, mich gegen Widerstände durchzusetzen, mich aber auch zur rechten Zeit zurückzunehmen. Ich hinterfrage immer wieder, ob das, was ich tue, richtig ist. Gleichzeitig versuche ich, mich von der Meinung anderer unabhängig zu machen und Hürden aus dem Weg zu räumen. Wer nie Widerstände überwinden muss, weiß nicht, was er will.
Sie waren mit Anfang 40 im Vorstand von GFT. Wollten Sie unbedingt Karriere machen?
Nein. Ich wollte studieren, ein paar Jahre arbeiten und eine Familie gründen. Aber ich habe schnell gemerkt, dass Informatiker gefragt waren. Für Praktika und freie Mitarbeit gab’s mit im Schnitt 40 Mark Stundenlohn drei Mal so viel wie für klassische Studentenjobs, dazu freie Wahl der Arbeitszeit.
Diese Männer werden weltweit am stärksten bewundert
David Beckham (39), britischer Fußballer
Quelle: Die weltweit zehn am meisten bewunderten Männer, Meinungsforschungsinstitut YouGov, dpa.
Stephen Hawking (73), britischer Astrophysiker
Jack Ma (geb. 1964), chinesischer Unternehmer
Dalai Lama (79), geistiges Oberhaupt der Tibeter
Papst Franziskus (78), Oberhaupt der Katholiken
Narendra Modi (64), indischer Premierminister
Jackie Chan (60), chinesischer Schauspieler
Xi Jinping (61), chinesischer Staatspräsident
Barack Obama (53), US-Präsident
Bill Gates (59), Microsoft-Gründer
Sie haben das Studium als Jahrgangsbeste abgeschlossen und sich selbstständig gemacht. Hatten Sie keine Angebote?
Doch, ich bekam bei jeder Bewerbung ein Vorstellungsgespräch, unter anderem bei BASF – zur Freude meines Vaters, der dort mehr als 30 Jahre gearbeitet hatte. Der Job klang gut, das Geld hat auch gestimmt – aber als mir der Personaler sagte, dass ich als Frau mit FH-Abschluss maximal Unterabteilungsleiterin werden könne, habe ich abgelehnt.
Weil Sie Größeres vorhatten?
Nein. Weil ich mir nicht schon wieder sagen lassen wollte, wie die Welt funktioniert. Das kam mir alles so bourgeois vor. Also habe ich mit einem Kommilitonen eine GmbH für Bausoftware gegründet, da war ich 23 und wegen der Firmeneinlage hoch verschuldet. Wir hatten aber rasch Aufträge über mehrere Hunderttausend Euro, haben auf der Cebit ausgestellt und mit Hewlett-Packard kooperiert. Nach drei Jahren bin ich ausgestiegen, habe bei einer Beratung angefangen – und bin in der Probezeit wieder gegangen.
Es hat geklappt mit der Karriere
Wieso hat es nicht funktioniert?
Die haben mich als Frau und Informatikerin wie eine Trophäe herumgereicht – ich habe da nicht hingepasst. Also wechselte ich zur Software AG, die galt damals als der Star am Softwarehimmel, war viel größer als SAP. Das Arbeiten war auf einmal sehr entspannt.
Warum?
Weil ich mich, ohne Angst ums nächste Gehalt, voll um die Arbeit kümmern konnte, eingebettet in eine anthroposophische Unternehmenskultur: sechseckige Schreibtische, vegetarische Kantine, Tennisanlage und eine Gärtnerei, in der Behinderte arbeiteten. Zehn Prozent des Gewinns gingen an Waldorfschulen. Wir haben nur mit Kunden gearbeitet, die zu uns passten. Das hat in der Branche für Irritationen gesorgt – aber die klare Haltung abseits des Mainstreams hat mich eben gereizt. Wir waren damals trotzdem Deutschlands erfolgreichste IT-Firma, die mir die Chance gegeben hat, mich weiterzuentwickeln, bis zur Abteilungsleiterin und der Verantwortung für mehrere Geschäftsstellen.
Diese Unternehmen bieten die besten Karrierechancen für Frauen
Für den Frauen-Karriere-Index des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bekommen die teilnehmenden Unternehmen eine Wertung auf einer Skala von 0 bis 100. Je höher die Punktzahl, desto besser die Karrierechancen für Frauen in dem Betrieb.
Die Symrise AG kam im Jahr 2015 auf 73 von 100 Punkten - im Ranking reicht das für Platz zehn.
Quelle: Frauen-Karriere-Index
GFT Technologies AG - 75 Punkte
Jeweils 76 Punkte entfallen auf:
Intel GmbH / Intel Mobile Communications
DATEV eG
TÜV Rheinland
ING-DiBa AG
Jeweils 78 Punkte gehen an
Bombardier Transportation GmbH
Uniklinik Köln
Jeweils 79 Punkte für
Hydro Aluminium Rolled Products GmbH, Grevenbroich
SEB AG
KfW
Jeweils 80 Punkte gehen an
Siemens Betriebskrankenkasse SBK
HypoVereinsbank
SMA Solar Technology
Charité Universitätsmedizin Berlin - 81 Punkte
Jeweils 82 Punkte erreichten
Randstad Deutschland
Airbus Group Deutschland
Deutsche Telekom AG - 83 Punkte
Hewlett Packard GmbH - 85 Punkte
Also hat es doch geklappt mit der Karriere.
Aber nicht um der Karriere willen. Grenzen sind für mich Ansporn: Wer mir sagt, das schaffst du nicht, drückt einen roten Knopf – dem versuche ich das Gegenteil zu beweisen. Das macht zwar angreifbar. Aber wer erfolgreich Verantwortung übernimmt und an Grenzen geht, dem traut man mehr zu.
Frauenförderung…
...war damals ein Fremdwort in der IT-Branche. Ich war in meinen Unternehmen lange die einzige weibliche Führungskraft, hatte nur Männer im Team. Ab und zu gab’s flapsige Bemerkungen, die habe ich nicht groß an mich rangelassen – letztlich entschied die Qualität der Arbeit, nicht die Frage des Geschlechts. Dieser Stil hat mich sehr geprägt.
Diese Länder haben den höchsten Anteil von Frauen in Führungspositionen
44,1 Prozent
44,4 Prozent
44,8 Prozent
45,7 Prozent
46,2 Prozent
47,4 Prozent
47,6 Prozent
52,3 Prozent
53,1 Prozent
59,3 Prozent
Offenbar so sehr, dass Sie kurz nach der Geburt Ihres Sohnes 1996 wieder arbeiten gingen, während Ihr Mann zu Hause blieb.
Ich habe nach drei Monaten wieder angefangen zu arbeiten, allerdings reduziert. Dann kam ein Angebot von einem US-Unternehmen. Wir haben eine Woche diskutiert und dann pragmatisch entschieden: Weil ich schon damals mehr verdiente und die besseren Karriereaussichten hatte, bin ich gewechselt. Mein Mann hat erst Erziehungsurlaub genommen, dann den Job ganz an den Nagel gehängt, um sich um unseren Sohn zu kümmern. Und er hat seinen Porsche gegen einen Ford Fiesta eingetauscht, weil da der Kinderwagen reingepasst hat.
Für Ihren neuen Arbeitgeber, das US-Softwareunternehmen Cambridge Technology Partners, haben Sie den Markteintritt in Deutschland organisiert und zuletzt die Position des Vice President für Zentral- und Nordeuropa bekleidet. Warum sind Sie 2002 zum badischen Mittelständler GFT gewechselt?
GFT-CEO Ulrich Dietz hatte über die Jahre immer wieder angeklopft. Und als Cambridge vom Konkurrenten Novell übernommen wurde, war ich bereit für etwas Neues. Und obwohl die GFT-Zentrale damals noch im Schwarzwald saß, konnte ich als Vorstand in Frankfurt bleiben, bei der Familie – auch diese frühe Idee von Work-Life-Balance hat mich überzeugt.
Was müssen Bewerber mitbringen, damit Sie sie einstellen?
Sie sollten selbstbewusst und risikotolerant sein und Unsicherheit akzeptieren können – wer sich gern hinter starren Regeln versteckt und nur verwalten möchte, ist hier falsch. Andererseits muss jemand auch in der Lage sein, sich im rechten Moment zurückzunehmen – denn Erfolg hängt bei uns wesentlich von der Fähigkeit ab, mit anderen Teams zusammenzuarbeiten. Kurzfristig orientierte Rambos haben bei uns keine Chance. Wer diese Eigenschaften mitbringt, kann bei uns früh Verantwortung in einem internationalen Umfeld übernehmen.
Wie erkennen Sie, ob jemand ins Team passt?
Zum einen über meine Lieblingsfrage: „Was war das Verrückteste, das Sie im vergangenen Jahr gemacht haben?“ Egal, wie die Antwort ausfällt: Allein die Reaktion verrät mir immer etwas über den Kandidaten – wie ehrlich ist er, wie spontan, wie stimmig antwortet er? Und die Mischung muss stimmen – ich brauche Mitarbeiter, die das Glas halb leer sehen genauso wie die Daueroptimisten. Klar geraten die mal aneinander. Aber wenn es nie knallt, haben Sie keinen Erfolg.