
Nach jahrelanger kontroverser Debatte ist die Frauenquote gesetzlich verankert. Bis zum 30. September 2015 müssen die Dax-Konzerne ihre Zielgrößen für den Frauenanteil in Aufsichtsrat und Vorstand beschließen. Betroffen sind rund 3.500 Unternehmen. Bei 30 davon, nämlich den Dax-Konzernen, haben die Wirtschaftsprüfer von KPMG nun nachgefragt:
- Wie bereiten sich die Unternehmen auf die Frauenquote vor?
- Was behindert die Geschlechterparität?
- Ist die geplante Mindestquote von 30 Prozent im Aufsichtsrat ab Januar 2016 zu erreichen? Sollen darüber hinaus noch mehr Frauen ins Aufsichtsgremium beordert werden?
- Welche Eigenschaften und Erfahrungen braucht eine Vorstands- beziehungsweise Aufsichtsratskandidatin?
- Wo findet man geeignete Kandidatinnen?
Aus zwei Dritteln der Dax30- Unternehmen haben Verantwortliche dazu online und in persönlichen Gesprächen ein Feedback gegeben. Und die Mehrheit ist immer noch skeptisch gegenüber der gesetzlichen Quote. Was auch daran liegen dürfte, dass Frauen in den Aufsichtsräten und Vorständen der Dax 30 immer noch Exoten sind - in den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen in Deutschland sind 18,4 Prozent Frauen, in den Vorständen 5,4 Prozent - und die Konzerne nicht wissen, woher sie all die Frauen nehmen sollen, die sie künftig an die Spitze setzen sollen.
Allerdings bestehen große Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen und Branchen: Bei Henkel, Munich Re oder Merck sind sogar mehr als 30 Prozent Frauen, bei Fresenius und Fresenius Medical Care gibt es dagegen keine einzige Frau im Vorstand.
So hoch ist der Frauenanteil in den Dax-Konzernen
Bei Adidas liegt der Frauenanteil in Deutschland bei exakt 50 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es ebenfalls 50 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 28 Prozent weiblich.
Bei der Allianz liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52,9 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 31,5 Prozent weiblich.
Bei der BASF liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 23,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 24,4 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,1 Prozent weiblich.
Bei Bayer liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 37 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 26 Prozent weiblich.
Bei Beiersdorf liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 50,8 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind in Deutschland zu 27,5 Prozent und weltweit zu 26 Prozent weiblich.
Bei BMW liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 17,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind zu 14,2 Prozent weiblich.
Bei der Commerzbank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 51,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 28,2 Prozent weiblich.
Bei Continental liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 27,3* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 10* Prozent weiblich.
*Ergänzung der systematischen Belegschaftsdaten um 6 weitere Länder in 2014 mit unterdurchschnittlichem Frauenanteil
Bei Daimler liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 15,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 16,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind ebenfalls zu 15,5 Prozent weiblich.
Bei der Deutschen Bank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 41,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,4 Prozent weiblich.
Bei der Deutsche Börsen Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 37 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 40 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15 Prozent (oberes und mittleres Management) und 24 Prozent (Unteres Management) weiblich.
Bei der Deutschen Post liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 36 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,3 Prozent weiblich.
Bei Eon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 27 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 29 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15,8 Prozent weiblich.
Bei Fresenius liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 71,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es nur 68,4 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns weltweit sind sogar nur zu 29,9 Prozent weiblich.
Bei Fresenius Medical Care liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 46,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 68,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,4 Prozent) weiblich.
Bei Heidelberg Cement liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 13 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 9 Prozent weiblich.
Bei Henkel liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 36 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 33,2 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,5 Prozent) weiblich.
Bei Infineon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,5 Prozent (Stand: 30.09.2014). Weltweit sind 37,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,5 Prozent weiblich.
Bei K+S liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 9,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 12,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 14 Prozent weiblich.
Bei Lanxess liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,1 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 18 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 15,4 Prozent weiblich.
Bei der Lufthansa liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 44,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit jedoch nur zu 14,2 Prozent weiblich. Bezieht man Frauen mit Personalverantwortung (inkl. Leitungsebenen und Vorstand) mit ein, liegt der Wert bei 33,7 Prozent.
Bei Merck liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 38 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 41 Prozent der Mitarbeiter Frauen. In den Führungskräften des Konzerns sind weltweit jedoch nur 26 Prozent weiblich.
Bei Munich RE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 52 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 54 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die weiblichen Führungskräfte des Konzerns liegen jedoch nur bei 31 Prozent weltweit.
Bei der RWE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 26,6 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 14,3 Prozent weiblich.
Bei SAP liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 28,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 31* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit zu 21,3* Prozent weiblich.
*Aktuelle Akquisitionen einbezogen und historische Daten entsprechend angepasst
Bei Siemens liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 22* Prozent. Weltweit sind 24* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 16* Prozent weiblich.
*Stand jeweils 30.09.2013: Siemens ohne Osram
Bei der Telekom liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 35,5 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 25,6 Prozent weiblich.
Bei The Linde Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 28,7* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 13,9* Prozent weiblich.
*inklusive Akquisition von Lincare in den USA
Bei Thyssen Krupp liegt der Frauenanteil sowohl in Deutschland, als auch weltweit bei 14,5 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 8,6 Prozent weltweit weiblich.
Bei Volkswagen liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 15,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,1 Prozent weiblich.
Jedoch zeigt die Studie auch: Da, wo Frauen Führungspositionen bekleiden, sind sie eher Frühstücksdirektorin als CFO. Sie sind zuständig für die kommunikativen und kreativen Bereiche wie Human Resources, PR und Kommunikation. "In diesen Bereichen – die einem tradierten Rollenbild entsprechen – können angeblich weibliche Stärken besser genutzt werden", heißt es in der Studie. Der Fachmann spricht auch vom "Pink Ghetto". Die karriere- und prestigeträchtigen Bereiche bleiben fest in männlicher Hand. Oder salopp gesagt: Die Männer bringen das Unternehmen voran, die Frauen dekorieren es.