Sich lösen von tradierten Vorstellungen: Das gilt nicht nur für Grohnert und ihr Selbstbild als Frau in einer noch immer mehrheitlich von Männern dominierten Welt der Top-Manager. Ob Männlein oder Weiblein, Grohnert steht für eine neue Generation von Führungskräften, die die Vorstandsetagen der wichtigsten deutschen Unternehmen erobert haben. Und der viel zitierten Deutschland AG gerade endgültig den Garaus machen.
Ende der Zigarren
Vorbei die Zeiten, in denen kantige, mitunter selbstherrliche Patriarchen mit dicken Zigarren, manchmal noch dickeren Bäuchen, stets spitzen Ellbogen und livriertem Chauffeur in Kungelrunden, verschanzt hinter dicken Türen eichegetäfelter Konferenzräume, über das Wohl und Wehe eines Unternehmens entschieden, in dem sie Jahrzehnte ihres Arbeitslebens verbracht hatten.
Alphatiere wie Hilmar Kopper, Jürgen Großmann, Kajo Neukirchen oder Jürgen Schrempp, die über viele Jahre die Geschicke von Dickschiffen wie Deutscher Bank, RWE, Metallgesellschaft und DaimlerChrysler lenkten, eher auf Konfrontation statt Ausgleich setzten und lieber laut polternd auf Entscheidung beharrten, als sich durch kleinlautes Zurückrudern einem Weichei-Vorwurf auszusetzen. So jedenfalls die Klischees über den Führungsstil der Vorväter. Die Nachfolger geben sich smart.
Eine neue Generation von Führungskräften hat das Ruder übernommen. Sie bestimmt geräuschlos, aber selbstbewusst den Kurs milliardenschwerer Konzerne, entscheidet über den Einsatz von Millionen von Mitarbeitern. Selbstbewusst, durchsetzungsstark, machtbewusst sind die Neuen an der Spitze.
Ohne große Geste
Fleißig, bestens ausgebildet und international verdrahtet, kommunikationsstark und neuen Technologien gegenüber so aufgeschlossen, dass sie einen Flug im Internet lieber schnell selbst umbuchen, statt mit großer Geste einen Mitarbeiter damit zu behelligen. Sie sind teamorientiert statt ichfixiert, unprätentiös und pragmatisch, stellen die Belange der Familie im Zweifel über die Karriere. Sie rauchen kaum, trinken Alkohol allenfalls in Maßen und achten auf eine gesunde Ernährung.
Sind in der Familie unter der Woche fürs Frühstückmachen zuständig und sonntags für den Gang zum Bäcker, gehen frühmorgens regelmäßig joggen oder trainieren gar für den nächsten Marathon. Krawatte und Manschettenknöpfe bleiben immer öfter im Schrank, der protzige Chronograf am Handgelenk weicht einer Uhr, der man zumindest nicht ansieht, wie teuer sie war.
Kombi statt Dienstwagen
Statt einer dicken Limousine wählen sie einen familientauglichen Kombi als Dienstwagen, statt einem Assistenten ihre dicke Aktentasche aufzubürden, tragen sie das Nötigste in einem Rucksack selbst von Termin zu Termin – wie etwa Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain.
Traditionellen Netzwerken wie den Rotariern bleiben sie ebenso fern wie gesellschaftlichen Laufstegen bei den Iffezheimer Galopprenntagen oder den Bayreuther Festspielen. Lieber machen sie mit Frau und Kindern eine Radtour ins Grüne oder gehen mit ein paar Kumpels aus Jugendtagen zum Kicken auf die Wiese. Es sind auch Klischees. Nur andere: die vom Gutmenschen im Chefbüro.