Führungskräfte Wie die neuen Chefs wirklich ticken

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Scheu aus Selbstschutz

Manager verraten: Das hat mich nach oben gebracht
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„Die jungen Vorstände sind auch durch die modernen Kommunikationstools ständig live im Job und haben kaum noch Gelegenheit, Zeit mit Menschen zu verbringen, mit denen sie wenig verbindet“, sagt Personalberater Stefan Fischhuber, Partner bei Kienbaum Executive Consultants. „Sie suchen weniger die Öffentlichkeit, wollen Privatsphäre und Familie schützen.“

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie von Kienbaum und Haniel. Das Beratungsunternehmen und der Familienmischkonzern wollten wissen: Wie ticken die neuen Chefs? Wie verlaufen heute typische Karrierewege solcher Spitzenkräfte? Welche Netzwerke nutzen sie für ihren Aufstieg? Wie gehen sie mit Rückschlägen um, wie kommunizieren sie mit ihren Mitarbeitern? Was beschäftigt sie in ihrer Freizeit? Welche Rolle spielt die Familie, welche Pläne haben sie nach dem Berufsleben?

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, haben Kienbaum und Haniel dieser Generation neuer Führungskräfte auf den Zahn gefühlt: 76 Frauen und Männer standen Rede und Antwort – sie hatten allesamt ihr 50. Lebensjahr noch nicht vollendet und waren vor ihrem 45. Geburtstag Mitglied eines Vorstands oder der Geschäftsführung einer börsennotierten Aktiengesellschaft oder eines großen Familienunternehmens geworden.

Herausgekommen ist ein Sittengemälde der Top-Etage der deutschen Wirtschaft: Die jungen Spitzenmanager sind größtenteils in Familien aufgewachsen, in denen mindestens ein Elternteil akademisch gebildet ist. Rund zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass sich das Führungsverhalten verändert hat, zu ihren Kernwerten zählen sie Klarheit, Integrität und den respektvollen Umgang mit Menschen.

Sie definieren sich und andere über ihre Fähigkeit, zu kommunizieren und im Team zu führen. 68 Prozent beschreiben geordnete Familienverhältnisse als sehr wichtig für die berufliche Karriere, Familie steht für nahezu alle jungen Top-Manager ganz oben auf der Prioritätenliste. 61 Prozent der Befragten treiben mindestens einmal wöchentlich Sport, bevorzugt Joggen oder Radfahren, und mehr als 90 Prozent sind Nichtraucher.

Vasallentreue hat sich überlebt

„Kaminkarrieren, Vasallentreue und unreflektierte Loyalität zu Unternehmen über Jahrzehnte sind überkommene Werte“, sagt Kienbaum-Berater Fischhuber. Für die Karriere ist Wechselbereitschaft heute die bessere Wahl. Nur 21 Prozent der jüngeren Vorstände haben sich nach traditionellem Muster in einem Unternehmen über Jahre emporgearbeitet, der weit überwiegende Teil mindestens einmal den Arbeitgeber gewechselt. Gleichzeitig suchen und brauchen die neuen Führungskräfte die Stabilität der Familie. „Ich bin erstaunt“, sagt Berater Fischhuber, „wie wertekonservativ die jungen Manager da sind.“

Dabei lässt sich diese Haltung auch ökonomisch stichhaltig erklären: Den familiären Rückhalt zu gefährden und damit neben der beruflichen Belastung eine weitere Baustelle zu schaffen, können und wollen sie sich nicht erlauben.

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