Das wollte er ändern: Zur Frühschicht des ersten Tages im Hospiz fährt Jaumann nicht in seinem bulligen Dienstwagen, sondern das erste Mal seit Jahren mit der Straßenbahn. In den Besprechungen geht es nicht um Projekte, Strategien und Budgetpläne, sondern um Menschen, Schmerzeinstellungen und Patientenverfügungen. Jaumann wäscht und füttert die Patienten, hilft bei der Wundversorgung, nimmt an den Patientenbesprechungen teil. Erkennt, mit welchem "gigantischen Engagement" Ärzte und Pfleger arbeiteten - "so viel Hingabe und Akribie kannte ich bis dato nicht", sagt Jaumann. Und ist erstaunt, wie wenig Berührungsängste er hat - selbst, wenn er eine sterbende Patientin im Arm hält, damit sie draußen die Meisen beobachten kann. Oder als er sich von einer gerade Verstorbenen still verabschiedet. "Ich war ganz einfach für die Patienten da", sagt Jaumann. "Das Gefühl, einfach nur etwas zu geben, ohne etwas zurückzubekommen, gibt es im Job so nicht."
Die Zeit in der Klinik hat ihn so tief bewegt, dass er heute ehrenamtlich in einem Hospiz Sterbende in ihren letzten Wochen begleitet. Und in den Gesprächen mit seinen 100 Mitarbeitern bemüht sich der Manager nun, "immer den ganzen Menschen mit einzubeziehen", wie er sagt. "Die Zeit, die man dafür investiert, bekommt man zehnmal zurück - führen heißt ja auch, Menschen für sich oder eine Aufgabe zu gewinnen."
Davon ist auch Dietmar Bärtele überzeugt. Im Umgang mit kranken und schwachen Menschen hat er seit seiner Zeit in der Behinderten-WG Sicherheit gewonnen. Schwierige Mitarbeitergespräche schiebt er nicht wie früher auf, sondern packt Probleme direkt an.
Vor allem aber habe er gelernt, dass man auch ohne Worte kommunizieren kann. "Wenn man sich auf die Augenhöhe des Gegenübers einstellt, klappt es mit der Verständigung", sagt der Abteilungsleiter. "Das funktioniert im Wohnheim genauso wie im Büro." Und einen vollgesabberten Pulli nimmt er für diese Erkenntnis gern in Kauf.