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Gefährlicher Schleudersitz Häufige Chefwechsel schaden dem Unternehmen

Ein neuer Chef kann mit frischen Ideen für positive Veränderungen sorgen. Wird der Chefsessel aber zum Schleudersitz, leidet das ganze Unternehmen. Das zeigt jetzt eine neue Studie.

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Wer 2013 den Chefsessel räumte

Chefsessel in großen Konzernen können leicht zum Schleudersitz werden. Das müssen Topmanager regelmäßig erfahren. Der Chemiekonzern Lanxess hat sich einen neuen Boss gegönnt, Lufthansa fliegt unter neuer Leitung.

Zugegeben: Oft kann ein neuer Manager an der Spitze ein strauchelndes Unternehmen wieder auf Kurs bringen oder dem Konzern eine neue Richtung geben. Herrscht in der Führungsetage aber das Rotationsprinzip, ist das nicht unbedingt zum Besten des Unternehmens.

So hat es beispielsweise dem deutschen Fernsehgerätehersteller Loewe nicht viel gebracht, dass beinahe alle zwei Jahre ein Neuer die Führung übernahm. Eine geplante Übernahme platzte, das Sanierungs-Management prüfte den Notverkauf. Dann tauchte mit Stargate Capital Retter Nummer zwei auf. Trotzdem machte das Unternehmen 11,6 Millionen Euro Quartalsverlust bei einem Umsatz von 43,5 Millionen Euro und musste Gläubigerschutz beantragen, weil das Grundkapital zur Hälfte aufgezehrt war.

Der aktuell geschäftsführende Gesellschafter Mark Hüsges versprach im vergangenen Monat den Turnaround. Ob ihm das gelingt, bleibt abzuwarten. Wissenschaftler von der Kansas School of Business konnten nämlich belegen, dass einem Unternehmen zu häufige Führungswechsel schaden.

10 Tipps für den perfekten Chef

"Manchmal sind Unternehmen zu schießwütig, was das Auswechseln des Top-Managements angeht", sagt James Guthrie, Autor der Studie "Turnover at the Top: Executive Team Departures and Firm Performance". Sie würden den positiven Effekt des Wechsels überschätzen oder überstrapazieren.

Natürlich wirkt sich alleine die Ankündigung des Chefwechsels oftmals positiv aus. So stieg beispielsweise die Microsoft-Aktie im vergangenen Jahr mit einem Schlag um acht Prozent, als Steve Ballmer seinen Rücktritt ankündigte.

Allerdings darf man nicht vergessen, dass mit Köpfen wie Ballmer immer auch Expertise ein Unternehmen verlässt. "Die Erfahrung der Chefs wird oft übersehen", bestätigt Guthrie. Hinzu komme der Glaube, dass Veränderung immer gut sei. Natürlich müsse man eine Führungskraft auswechseln, wenn sie nicht das gewünschte Ergebnis erzielt oder man sie schlicht nicht mehr brauche. Manche Konzerne trieben es jedoch zu weit.

Und das hat Folgen: Die Daten von 367 Betrieben aus 134 verschiedenen Industriezweigen zeigen, dass die Leistung abnimmt, je öfter ein neuer Boss das Ruder übernimmt. Auch die Produktivität einzelner Mitarbeiter verringere sich. "Häufiger Chefwechsel frisst nicht nur die Leistung auf, weil mit dem Chef auch dessen organisatorische Fähigkeiten verschwinden", so Guthrie. Dramatischer sei es, dass sich jedesmal das Unternehmensgefüge verändere.

Kaum ist die eine Idee etabliert und der neue Kurs umgesetzt, kommt jemand anderes und wirft alles wieder über den Haufen. Das Unternehmen ist dadurch deutlich mehr damit beschäftigt, die Spuren der Ex-Chefs zu tilgen - und weniger mit den eigentlichen Zielen.

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