Auch Julie Norem misstraut den Versprechen der Glücksforschung. In ihren Studien beobachtete die Psychologin von der US-Privatuniversität Wellesley College: Nicht die Glücklichen sind erfolgreich, sondern die Zweifler, Nörgler und Schwarzseher. Dahinter steckt oft eines der stärksten menschlichen Gefühle: „Angst ist eine sehr intensive Emotion, die gerade deswegen aber auch die Sinne schärft“, sagt Norem. „Menschen, die sie besonders stark empfinden, werden dadurch oft zu Pessimisten.“ Die Folge: Sie konzentrieren sich auf die Ursprünge ihrer Furcht und damit vor allem auf das, was bei einer Sache schiefgehen kann. Keine gute Idee. Und ein großer Fehler.
Glaubt man der Glücksforschung, ist Pessimismus fast schon eine Krankheit. Die Erfolgreichen, das sind die Optimisten, die überall die Chancen sehen und vorangehen. Viele Studien zeigen allerdings das Gegenteil. Norem hat in mehreren Experimenten herausgefunden, dass Pessimisten Aufgaben genauso gut lösen wie Optimisten, manchmal sogar besser.
Wie gehen Sie mit Stress und Ärger um?
Denken Sie darüber nach, welche Faktoren Stress auslösen und bringen Sie diese in eine Rangfolge. Nicht alle Gründe wiegen gleich schwer. Stressauslöser, die bisher als unumgänglich gelten, könnten zu körperlicher und seelischer Beeinträchtigung führen.
In kritischen Situationen spontan regieren zu können, ist nicht nur auf der Straße wichtig. Auch im Büro sollte die Bedeutung des Bauchgefühls nicht unterschätzt werden. Wer in Situationen mit Kollegen und Kunden zu kopflastig reagiert, kann sie in Sekunden vergraulen. Laut Conen ist Intuition lernbar – und kann wieder erweckt werden, falls man dazu bereit ist.
Jede Veränderung schenkt ein Stück neues Leben. Dennoch ist nicht jeder Unmut Grund genug, alles über den Haufen zu werfen. Veränderung ist kein Allheilmittel. Tiefen durchzustehen ist das eine, chronischer Frust das andere.
Viele vermeiden es über Jahre, sich Erschöpfung einzugestehen. Ein Burnout kann ein schleichender Prozess sein. Jahrelanger Medikamenten, Alkoholmissbrauch, Autoimmunerkrankungen oder psychische Auffälligkeiten weisen auf Erschöpfung hin.
Lernen Sie ihre Sinne wieder einzusetzen. Riechen und fühlen Sie die Natur oder konzentrieren Sie sich auf die verschiedenen Bestandteile ihres Essens. Verlangsamen Sie eine Aktivität wenn es möglich ist und genießen Sie den Augenblick. Versuchen Sie die Umgebung abzuscannen und sich einzuprägen.
Das Chamäleon sollte das Tier dieses Jahrhunderts werden. Es zeigt alle Fähigkeit, die heute notwendig sind. Vor allem kann es sich auf veränderte Bedingungen einstellen. Es geht nicht darum, seine Authentizität zu verlieren. Es geht darum, sich nicht mehr zu wünschen, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Das macht unglücklich. Wagen Sie in der Jobkrise den Sprung in eine zweite Karriere.
Hinterfragen Sie, wo Sie wie viel Energie investieren und ob es sich lohnt. Hinterfragen Sie Ihre innere Motivation und konzipieren Sie um. Schaffen Sie es Ihr Energielevel unter Kontrolle zu halten, bleibt mehr für die Freizeit über.
Achten Sie nicht nur darauf, was Personen in Ihrem Umfeld sagen, sondern auch, wie sie es sagen. Die Wechselwirkung mit dem Gegenüber und die Umstände einer Konversation beeinflussen das Ergebnis in hohem Maße.
Stellen Sie sich vor, Sie wären Gast im Ratequiz „Was bin ich?“. Welche Eigenschaften, und dazu zählen eben auch die kleinen Fähigkeiten, machen Sie aus? Protokollieren Sie die Bereiche, die bisher noch nicht ausreichend zur Geltung kommen. Da gibt es bestimmt mehrere.
Eine positive Selbstbewertung senkt das Stresslevel. Fangen Sie morgens an mit einer positiven Grundstimmung und versuchen Sie, dieses Gefühl den Tag zu halten. Positive Selbstgespräche oder kurze tägliche Ritual helfen dabei. Auch malen, schreiben oder eine freundliche Büroeinrichtung wirken positiv.
Dabei sollte die Selbstbeobachtung nicht vergessen werden. Intuitive Selbstkontrolle hilft, während eines Gesprächs die Reaktionen seines Gegenübers nicht zu übersehen. Wie Sie auf andere wirken, lässt sich leicht bei einem Abschied erkennen. Ist die Situation entspannter, als bei der Begrüßung, hat sich der Gesprächspartner wohl gefühlt.
Seminare, lebenslanges Lernen, neue Herausforderungen. Nutzen Sie wirklich alle Ihre Bildungsurlaubstage? Haben Sie wirklich schon alles gelernt, was Sie sich vorgenommen haben? Trainieren Sie, nicht zu schnell zu satt zu sein und fordern Sie von sich selbst, mehr aus sich zu machen.
Ärger kann in kürzester Zeit zu Antriebslosigkeit führen. Das Take-Care-Prinzip soll helfen, sich weniger zu ärgern: Versuchen Sie zunächst, Ärger von sich fernzuhalten. Nicht jede Meinungsverschiedenheit mit Kollegen oder den Nachbarn ist einen Streit wert. Falls es doch dazu kommen sollte, distanzieren Sie sich innerlich. Einen Witz machen kann helfen. Sollte es doch heftiger kommen, ist es wichtig, sich beim Sport oder einen Urschrei abzureagieren.
Egal ob im Beruf oder im Privatleben, eine Entscheidung sollte nicht alleine aus dem Kopf heraus getroffen werden. Beziehen Sie Ihren Bauch mit ein. Auch wenn Sie ein Gefühl rational nicht nachvollziehen können, sollten Sie versuchen, es zu ergründen. Es könnte sein, dass ihre innere Stimme weiser ist, als Sie in diesem Augenblick.
Seien Sie die Schlange, nicht das Kaninchen. Reagieren Sie schneller als die anderen. Also erwarten Sie stets das Unerwartete, lernen Sie zu improvisieren, lösen Sie sich rasch von Denkmustern. Und vor allem: verändern sie Gewohnheiten.
Wer sich aufgibt, wird zum Spielball der Umgebung. Bestärken Sie sich jeden Tag darin, dass Sie über Ihr eigenes Lebens bestimmen. Conen empfiehlt: „Lernen Sie mitten im Geschehen zu sein und doch darüber zu stehen.“ Sie kommen mit Störungen besser um, wenn Sie sich als freier und selbstbestimmter Mensch fühlen.
„Pessimismus kann eine sehr erfolgreiche Strategie sein, denn dadurch finden wir Fehler und vermeiden sie künftig“, sagt Norem. Der Grund: Wenn wir gut gelaunt sind, beschäftigen wir uns weniger mit Details und neigen zu schnellen Schlüssen. Negative Gefühle wie Angst und Unsicherheit erhöhen hingegen die Aufmerksamkeit.
Mit guter Laune trifft man schlechtere Entscheidungen
Der Psychologe Rui Mata von der Universität Basel konnte zum Beispiel zeigen, dass Gutgelaunte häufig schlechtere Entscheidungen treffen. Er ließ 64 Probanden in einem simulierten Onlineshop einkaufen. Bei 60 Produkten, vom Rasenmäher bis zum Kühlschrank, sollten sie nach dem günstigsten Preis suchen.
Vorher hatte er detailliert abgefragt, in welcher Stimmung sich die Teilnehmer gerade befanden. Und siehe da: Wer sich glücklich und ausgeglichen auf die Suche nach Schnäppchen machte, gab sich oft mit dem ersten Angebot zufrieden. Die besten Geschäfte machten jene Teilnehmer, die mies gelaunt waren. Es stimmt also offenbar, dass jedes Team mindestens einen Optimisten und einen Pessimisten haben sollte. Leider sei diese Regel in den vergangenen Jahren durch den Hype um die gute Laune in Vergessenheit geraten, sagt Julie Norem.
So berechtigt der Fokus auf Glück auch sein mag – dadurch missachten wir, dass jede menschliche Emotion eine Aufgabe und einen Sinn hat. Manchmal brauchen wir eben eine gesunde Portion Schwarzseherei, um gute Arbeit zu leisten. Und damit am Ende glücklich zu werden.