Diesen will der Chef "Spaß am Sparen vermitteln". Bevor sein Immobilienmanager Nebenkosten nachverhandelt, schickt er ihn zum Chef-Einkäufer ins Taktiktraining. Um Zeit zu sparen, lässt er Cent-Stücke abends ungezählt in den Kassen. Statt Warenlieferungen an die Filialen über Lieferscheine mit Mehrfachdurchschlag zu kontrollieren, werden die Paletten vor der Verladung in Plastikfolie eingewickelt. Auf Vollständigkeit werden sie nur kontrolliert, wenn das Plastik bei Ankunft beschädigt ist.
"Betroffene zu Beteiligten machen", nennt Josten seinen Führungsstil. Verzichtet auf den Chefparkplatz und unterhalb der Geschäftsführung auf Hierarchien, gibt jedem Mitarbeiter seine Durchwahl, lässt sie eigenständig den nächsten Frühjahrskatalog produzieren. Und begutachtet diesen erst, wenn er nur noch Kleinigkeiten ändern kann. In Bewerbungsgesprächen schaut er nicht auf Noten ("war selbst kein brillanter Schüler"), sondern sucht das "Leuchten in den Augen". Und Lebensläufe mit Brüchen: Verpflichtet Diplom-Musiker fürs Marketing oder stellt auch mal einen jungen Mann ohne Schulabschluss, aber hoher IT-Expertise ein.
Akribisch inszenierte Wohnwelten
Den ersten Laden eröffnet Josten 1999, mitten auf der Kölner Einkaufsmeile Mittelstraße. Auf 300 Quadratmeter Fläche erwarten die Kunden nicht die branchenüblich nüchtern gestapelten Teller, sondern ein einheitliches Filialbild mit üppig gedeckten Tischen oder akribisch inszenierten Wohnwelten, deren einzelne Accessoires nicht lange am anderen Ende des Ladens gesucht werden müssen, sondern nur eine Armlänge entfernt im Regal stehen. Kurz darauf eröffnet er den zweiten Laden – in den ehemaligen Räumen des väterlichen Kaufhauses in Neuss. Obwohl das mit 1000 Quadratmetern viel zu groß ist und die alten Stammkunden des Vaters sich
enttäuscht vom neuen Konzept des Sohnes abwenden. "Ein Fehler aus Sentimentalität", sagt Josten. Seine Lehre: "Wenn man einmal mit einem Standard anfängt", sagt Ex-Aldi-Mann Josten, "sollte man ihn beibehalten."
Daran hält er sich auch, als er 2007 Möbel ins Programm nimmt – statt künftig größere Läden zu mieten, setzt Josten aufs Internet, nutzt die dank attraktiver Innenstadtlage hoch frequentierten Läden als Schaufenster, um die Kunden ins Netz zu locken. Was heute selbstverständlich anmutet, ist damals ein mutiger Schritt – keiner der Wettbewerber wie Strauss Innovation oder Depot sind damals im Netz ernsthaft vertreten. "Auch wenn wir anfangs kein Geld verdienen, müssen wir den Weg gehen", sagt sich Josten damals. "Sonst laufen wir hinterher, wenn uns die Zeit dazu zwingt." Die Sorgen sind unberechtigt – schon im ersten Jahr wirft der Online-Handel Gewinn ab.
Mehrere 100.000 Vorbstellungen
Daran soll sich auch 2013 nichts ändern: Allein für die Produkte der Micky-Kollektion, die Butlers über einen Sonderkatalog in Form eines Disney-Taschenbuchs anpreist, liegen bereits Vorbestellungen über mehrere 100 000 Stück vor – die Tassen, Tischsets und Teller mit den Muppets-Motiven noch gar nicht eingerechnet. Die kommen pünktlich zum Start des nächsten Disney-Weihnachtsfilms in die Läden, der in der Jahresplanung längst farbig vermerkt ist.
"Ohne Planung", zitiert Josten Geschäftspartner Holzapfel, "keine Ahnung."