Geheimnis meines Erfolgs (IV) Der tierische Erfolg von Fressnapf-Chef Torsten Toeller

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Duzen ohne Ausnahme

Die schrillsten Vögel der Wirtschaft
Ossi UrchsEin auffälliger und gefragter Experte für Web Strategien ist ohne Zweifel Ossi Urchs mit seiner Medienagentur FFT. Als Buchautor und Moderator vermarktet er auch sich selbst erfolgreich. Quelle: Presse
Yvon ChouinardAuf den Privatjet und andere bequeme Fortbewegungsmittel verzichtet der Gründer von Patagonia ebenso wie auf Anzug und Krawatte. Wie es sich für einen Hersteller von Bergsteigerausrüstung gehört, ist er am liebsten zu Fuß unterwegs - und in der bequemen Kleidung seines eigenen Unternehmens. „Ich hänge lieber mit Surfern und Herumtreibern ab als mit Geschäftsleuten“, sagt der 73-Jährige. Quelle: Presse
Gerald HörhanSein Image als Bunter Hund des Investmentbankings pflegt der 37-jährige Österreicher nicht nur durch sein Buch  „Investment Punk“. Der frühere JP Morgan-Banker tingelte mit provokanter Frisur und ebensolchen Thesen - "Warum ihr schuftet und wir reich werden" - auch durch manche Talkshow. Quelle: dpa
Klaus ZapfEr hat keinen Führerschein und fährt dennoch als Gründer von „Zapf Umzüge“ seit 1975 auf Erfolgskurs. Mit Zottelbart und Trainingsanzug wird der ehemalige Chef des größten Umzugsunternehmens in Europa auch gerne in Talkshows eingeladen. Quelle: dpa
Renzo RossoUm den echten Diesel Look zu erzeugen, rieb der Gründer des Mode Labels seine Jeans auf hartem Betonboden. Mittlerweile ist der Modeunternehmer - hier mit Sängerin Anastacia - nicht nur in der Welt der Stars angekommen, sondern auch als Autor erfolgreich: "Mach doch mal was Verrücktes!: Be stupid", heißt sein Buch. Quelle: dpa
Richard BransonEr ist der klassische Business Punk und noch nie mit Krawatte gesichtet worden. Der Gründer der milliardenschweren Plattenfirma Virgin Group erregt immer wieder mit fliegerischen und anderen Rekordversuchen Aufsehen. Ansehnlich ist auch seine 30 Hektar große Privatinsel in der Karibik. Quelle: dpa
Rick RubinVielseitig sind die Stilrichtungen, die der wohl einflussreichste amerikanische Musikproduzent - hier mit seiner Partnerin Muriel Hurtado Herrera - vermarktet. Unverwechselbar ist dagegen Rubins langer Bart. Quelle: dpa

Am besten so gerade raus wie er selbst. Statt mit klassischem Handschlag begrüßt Toeller Mitarbeiter gern mit High Five, duzt ausnahmslos und besteht darauf, auch selbst so leger angesprochen zu werden. „Direkt, frech, ehrlich, bescheiden“ sollen die Mitarbeiter des Fressnapf-Teams auftreten – wie das Spiegelbild ihres Chefs. Der kommt am liebsten in Jeans ins Büro, trägt das Hemd gern offen und das Herz auf der Zunge. „Ich rede gern Klartext“, sagt Toeller, „hier wird keine Politik gemacht.“

Sondern Dampf. Beim Gespräch hält es ihn kaum auf dem Stuhl, er trommelt mit den Fingern auf die Tischplatte, steht auf, geht ein paar Schritte durch den Raum, wie ein Tiger im Käfig. Für die Skulptur des belgischen Künstlers Wim Delvoye auf der Terrasse vor seinem Büro im fünften Stock der Krefelder Firmenzentrale – ein auf dem Kopf stehender Geschäftsmann in Anzug, mit weißem Hemd und Businesskoffer – hätte Toeller glatt selbst Modell stehen können. An der Wand hängt sein Lieblingsbild: „Being successful is fun“ – „Erfolg macht Spaß“ steht in großen Lettern auf einem großen Gemälde des belgischen Malers Don Ken.

Bescheidenheit statt Protz

Zeitgenössische Kunst ist neben japanischen Kois – Toeller hält 17 dieser edlen Zierkarpfen im heimischen Teich – sein einziges kostspieliges Hobby. Im Unternehmen aber zählt „Wir sind sparsam“ zu Toellers obersten Geboten. Geflogen wird nur 2. Klasse, übernachtet für maximal 80 Euro, als Mietwagen tut es statt der S-Klasse auch ein 3er-BMW.

10 Tipps für den perfekten Chef

In das Wohl seiner Mitarbeiter investiert er lieber an anderer Stelle: Zur Zentrale in Krefeld gehört ein Fitnessstudio, demnächst auch eine Kindertagesstätte. In der firmeneigenen Akademie bringt er jedes Jahr 2000 Mitarbeitern den Fressnapf-Spirit nahe, vermittelt betriebswirtschaftliche Grundlagen, bietet Verkaufsseminare und Sprachkurse. Wer will, kann sein Tier mit ins Büro bringen, „das steigert das Wohlbefinden beim Arbeiten“. Jeden Mitarbeiter aus der Zentrale schickt er jedes Jahr für drei Tage an die Verkaufsfront, „damit wir hier nicht entscheiden wie im Raumschiff Enterprise“.

Deshalb lädt Toeller auch Mitarbeiter, etwa aus der Buchhaltung, zum Frühstück mit Geschäftsführern, verlangt über ein neunstufiges Bewertungssystem Feedback, auch zu seiner Arbeit. Wer loyal, aber mit seinem Job überfordert ist, für den wird nach Alternativen gesucht – „wer sich an unsere Regeln hält“, sagt Toeller, „den lassen wir nicht hängen“. So wie einen ehemaligen Top-Manager, der heute als Franchisenehmer tätig ist – und so sein Gehalt verdreifacht hat.

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