Geschäfte in Asien Deutsche Unternehmen nutzen Chinas Währung

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Höhere Gewinne

Einen Schritt weiter ist VW: Der Autokonzern rechnet nicht nur intern längst in Yuan, er hat seit 2011 drei Anleihen mit einem Volumen von insgesamt 3,7 Milliarden Yuan (rund 430 Millionen Euro) begeben. Dim-Sum-Bonds heißen die Papiere unter Bankern, die in Hongkong, Taipeh und London emittiert werden.

Das Kapital, das VW auf diesem Weg erschließt, fließt in den Bau neuer Fabriken in China. Die Autos, die dort vom Band rollen werden, sind vor allem für chinesische Käufer vorgesehen, die die Fahrzeuge in Yuan bezahlen. Auch bei Investitionen befolgt Volkswagen in China die schlichte Erkenntnis: Wenn Kosten und Erlöse in der gleichen Währung anfallen, sinken die Wechselkursrisiken auf ein Minimum.

Die Emission einer Dim-Sum-Anleihe ist für ausländische Unternehmen mit guter Bonität meist die günstigste Methode, um den Bau einer neuen Fabrik oder andere Investitionen in China zu finanzieren – die Zinsen für klassische Investitionskredite bei einer chinesischen Bank sind höher. Hinzu kommt: Eine Genehmigung der chinesischen Behörden ist für die Emission dieser Bonds ebenso wenig nötig wie für den Transfer der Erlöse nach Festlandchina. Da überrascht es nicht, dass laut der Marktforschungsfirma Dealogic von Anfang Januar bis Ende März 2014 bislang 29 Offshore-Anleihen in Yuan begeben wurden – fast dreimal so viel wie im ersten Quartal 2013. Das heftige Wachstum könnte aber womöglich bald an eine Grenze stoßen: Im Offshore-Markt ist die Liquidität derzeit noch arg begrenzt. Zwar fliegen Investoren aus China, dem übrigen Asien und selbst Europa auf die Anleihen. Doch in Hongkong sorgt keine Zentralbank dafür, dass die Banken jederzeit flüssig genug sind, um alle Anlegerwünsche zu erfüllen.

Konkurrent Daimler hat sich daher – als erstes westliches Unternehmen überhaupt – statt für den Dim-Sum-Markt für eine andere Finanzierungsvariante mit einem mindestens ebenso exotischem Namen entschieden: Die Panda-Anleihe, emittiert im März 2014, mit einem Volumen von 500 Millionen Yuan, umgerechnet knapp 60 Millionen Euro. Diese Anleihen werden nicht in Hongkong, sondern in Festlandchina ausgegeben. Und auch wenn dort die Anleger höhere Renditen fordern und der bürokratische Aufwand für eine eher kleine Emission immens hoch ist, setzt der Stuttgarter Autobauer schon aus strategischen Gründen auf die Rolle des finanziellen Vorreiters: Daimler will die Erlöse aus dem Bären-Bond für Investitionen in China nutzen. Dort steht dem Unternehmen eine anstrengende Aufholjagd bevor – auf dem wichtigsten Automarkt der Welt sind die Konkurrenten Audi und BMW den Schwaben davongebraust. Künftig soll in China auch die neue S-Klasse gefertigt werden.

„China ist für uns einer der wichtigsten Märkte“, heißt es bei Daimler. „Daher möchten wir unseren wachsenden Finanzbedarf langfristig in diesem Land decken.“

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