Für Bayer sind solche Transaktionen mittlerweile Routine: Um sich den Kampf mit den chinesischen Devisenkontrolleuren zu ersparen, stellte der Chemiekonzern im Herbst 2012 die Rechnungswährung bei einigen Tochtergesellschaften in China von Dollar auf Yuan um. Gleichzeitig eröffnete der Konzern ein Yuan-Konto in Hongkong. Dort landet jeder Yuan, den der Konzern für den Verkauf seiner Medikamente und Pflanzenschutzmittel in China erzielt. Milliardensummen, die die Leverkusener dort pauschal gegen Wechselkursrisiken absichern können.
Noch leichter sollen Transaktionen wie diese zu handhaben sein mithilfe des neuen Yuan-Handelszentrums in Frankfurt, das chinesische und deutsche Partner gemeinsam bis Endes des Jahres aufbauen wollen. Noch im Lauf des Jahres soll, so ist aus Finanzkreisen zu hören, eine Anleihe in Yuan in Höhe von 50 Millionen Euro ausgegeben werden. Deckname: Goethe-Bond. Über die neue deutsch-chinesische Plattform können Banken und Unternehmen dann Währungs- und Sicherungsgeschäfte in Yuan abwickeln.
So lange wollte Siemens nicht mehr warten: Schon seit Oktober 2013 können alle Gesellschaften des Elektronikkonzerns, die mit chinesischen Geschäftspartnern Handelsgeschäfte abwickeln, in Yuan fakturieren oder zahlen. Betroffen sind nicht nur die Produktions- und Vertriebsgesellschaften in China. Auch alle anderen Siemens-Töchter, die an diese Tochterunternehmen liefern oder von chinesischen Betrieben Güter und Leistungen beziehen, dürfen nun den Yuan verwenden.
Siemens produziert in China beispielsweise Computertomografen, bei denen zahlreiche Komponenten lokaler Lieferanten verbaut werden. In Deutschland werden die Geräte mit Software für bildgebende Verfahren ausgerüstet, bevor sie an Krankenhäuser in der ganzen Welt ausgeliefert werden. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Tomografen kann heute in Yuan abgerechnet werden. Ebenso komplex wie in der Medizintechnik ist die weltweite Liefer- und Leistungskette in den Siemens-Sparten Energie, Industrie und Bahntechnik. Mehr als 50 Konzern-Töchter können ihre Geschäfte heute in Yuan abrechnen, rund 300.000 Rechnungen können heute konzernweit pro Jahr in Yuan ausgestellt und bezahlt werden.
„Wir haben aber auch sehr viel Wert darauf gelegt, die Yuan-Umstellung und ihre Vorzüge ausreichend zu erklären“, sagt Stefan Harfich von Siemens Financial Services in Hongkong, der die schrittweise Implementierung der neuen Konzernwährung seit Anfang 2012 verantwortete. Zunächst richtete das Unternehmen in Hongkong ein konzernweites Yuan-Konto ein. „Die zentrale Kontoführung erleichtert die Saldierung und damit den Ausgleich von Währungsrisiken“, erläutert Harfich. Innerhalb des Konzerns hat dies jedoch erst einmal höheren bürokratischen Aufwand zur Folge: Gutschriften und Belastungen auf dem Yuan-Konto müssen exakt den betroffenen Tochterfirmen zugeordnet werden. Zudem wurden innerhalb des Konzerns zahllose IT-Systeme im Rechnungswesen auf die neue Währung umgerüstet.
Die Folge: Nicht allen betroffenen Buchhaltern, Einkäufern oder Vertriebsingenieuren war unmittelbar einsichtig, wofür der Mehraufwand gut sein sollte. Den Durchbruch brachte ein schlagendes Argument: Wer in Yuan zahlt, kann Preisnachlässe durchsetzen – bis zu fünf Prozent hält Harfich für realistisch. Der Grund: Viele Lieferanten schätzen es, wenn sie sich Mühe und Kosten sparen können, die in China mit dem Umtausch von Devisen verbunden sind. Obendrein müssen sie kein Währungsrisiko mehr tragen, wenn sie Yuan erhalten.