Geschäfte in Asien Deutsche Unternehmen nutzen Chinas Währung

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Weniger Risiken

Wer seinen chinesischen Lieferanten dann auch noch dieses restliche Wechselkursrisiko abnimmt – Dollar- und Euro-Guthaben der Lieferanten verlieren oft an Wert, bis sie nach Monaten in Yuan umgewechselt werden können –, kann dies an anderer Stelle oft mehr als ausgleichen: Wer das Wechselkursrisiko trägt, hat im Gegenzug Spielraum bei den Preisen.

Von der Umstellung auf Yuan profitieren vor allem Unternehmen aus der Fertigungsindustrie, die einen weltweiten Produktionsverbund betreiben. Im Automobilbau, der Elektrotechnik, dem Maschinenbau und der Luft- und Raumfahrt sind lange, oft weit verzweigte Lieferketten üblich, die sich meist über mehrere Länder erstrecken. Den Yuan als grenzüberschreitende Rechnungswährung einzuführen ist daher auch für große Mittelständler sinnvoll.

Kein Wunder also, dass neben Automobilherstellern wie Daimler, BMW und Volkswagen, den Chemiekonzernen Bayer, Evonik und Lanxess auch die Buchhalter beim Hausgerätehersteller Miele längst wie selbstverständlich mit der chinesischen Landeswährung hantieren. Beim Getriebehersteller ZF Friedrichshafen werden immerhin rund fünf Prozent der Zahlungen mit chinesischen Geschäftspartnern in Yuan abgewickelt. Bosch hat Anfang 2014 begonnen, den Geldfluss zwischen der Robert Bosch GmbH in Stuttgart und zwei ausgewählten Tochtergesellschaften in China in Yuan abzuwickeln. Ist das Experiment erfolgreich, sollen weitere Bosch-Firmen einbezogen werden. Und Siemens erhob den Yuan neben Dollar und Euro sogar zur dritten, gleichberechtigten, offiziellen Konzernwährung.

„Seit drei Jahren bieten wir unseren Kunden die Kontoführung in chinesischer Währung an“, sagt Frank-Oliver Wolf, Experte für Zahlungssysteme bei der Commerzbank. „Anfangs wollte davon niemand etwas wissen. Heute haben mehr als 350 Firmenkunden bei der Commerzbank in Deutschland ein Yuan-Konto.“

Entwicklung des Yuan gegenüber US-Dollar und Euro Quelle: Morgan Stanley

Auch BSH Bosch und Siemens Haushaltsgeräte nutzt den Yuan seit zwei Jahren als grenzüberschreitende Rechnungswährung. Wird doch der chinesische Markt für das Münchner Unternehmen immer wichtiger: Vergangenes Jahr erlöste BSH in der Volksrepublik mit dem Verkauf von Elektroherden, Kühlschränken und Waschmaschinen umgerechnet 1,5 Milliarden Euro – knapp 15 Prozent der weltweiten Umsätze.

„Wo immer wir den Yuan für unser chinesisches Geschäft verwenden können, hat dies für uns Priorität“, sagt Kai Schrickel, der bei BSH den Zentralbereich Finanzen leitet.

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Will BSH seine führende Position in China behaupten, muss das Unternehmen auf die Wünsche seiner Kunden eingehen. Und Großhändler, Fachgeschäfte und Warenhäuser, die Hausgeräte made by BSH verkaufen, möchten die gelieferte Ware nun mal gern in heimischer Währung bezahlen. Zumal für BSH das Devisenmanagement vergleichsweise einfach ist. Innerhalb Chinas werden alle Zahlungen mit Kunden und Lieferanten in Yuan abgewickelt. Die Komponenten und Vorprodukte, die BSH China von ausländischen Unternehmen bezieht, werden ebenfalls so weit wie möglich in Yuan beglichen. Aber auch wenn Waschmaschinen aus München nach Nanjing geliefert und umgekehrt Bauteile aus China nach Deutschland oder in Drittländer eingeführt werden. Diese konzerninternen Importe und Exporte wickelt BSH über ein zentrales Yuan-Konto in Hongkong ab und tauscht nur noch die Differenz in Euro um.

Hinzu kommt: Yuan-Konten in Hongkong erleichtern westlichen Unternehmen die Absicherung von Wechselkursrisiken, weil das Unternehmen die erwarteten Zahlungen als Termingeschäft an eine Bank verkaufen und damit das Wechselkursrisiko auf das Kreditinstitut abwälzen kann.

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