
Glaubt man Personalberatern sind Frauen für Führungsposten derzeit heiß begehrt. Dass mehr Weiblichkeit Unternehmen gut tut, behauptet jede Managementberatung. Offen widerspricht dem kaum noch jemand. Aber wenn es ums eigene Geld geht, handeln die Menschen anders, als die Sonntagsredner es sich wünschen. In Fonds die von Managerinnen verwaltet werden, investieren Anleger deutlich weniger gern als in die männlich gemanagten. Das Ökonomen-Ehepaar Alexandra Niessen-Ruenzi und Stefan Ruenzi von der Mannheimer Universität konnte in einer Studie zeigen, dass Anleger ganz und gar nicht frei von Geschlechtervorurteilen sind. Zumindest gilt das für die USA.
Die beiden Wirtschaftswissenschaftler haben dazu Daten der gesamten amerikanischen Fondsbranche zwischen 1992 und 2009 ausgewertet. "Wir haben bei der Auswertung festgestellt, dass in Fonds, die von Frauen verwaltet werden, rund 15 Prozent weniger investiert wird als in die von männlichen Fondsmanagern", sagt Alexandra Niessen-Ruenzi. "Und das obwohl die Renditen, die sie für die Anleger erzielen, im Mittel gleich sind." Das könnte nach Ansicht der Autoren auch ein Argument dafür sein, warum in der Branche nur nur rund 10 Prozent Frauen beschäftigt sind. Denn Frauen als Manager einzustellen erweist sich somit auch als weniger attraktiv für die Fondsgesellschaften.





An Macho-Managern liegt es nicht
Die Forscher haben daraufhin zahlreiche Faktoren untersucht, die außer dem Geschlecht die niedrigen Zuflüsse in weiblich verwaltete Fonds erklären könnten. "Es könnte zum Beispiel sein, dass für die Fonds der Frauen weniger Werbung gemacht wird, sie vom Kunden höhere Gebühren verlangen oder dass Frauen schlicht den Wettbewerb scheuen, der in der Finanzmarktbranche herrscht", sagt Alexandra Niessen-Ruenzi. "Aber selbst nachdem wir einige dieser empirischen Größen kontrolliert haben, waren die Geldzuflüsse in Fonds von Frauen immer noch deutlich niedriger." Ausschließen konnten sie nach ihren Auswertungen auch, dass männliche Manager bessere Netzwerke mit Investoren-Kunden haben oder dass machistische Konkurrenten die Investoren absichtlich von Frauen-Fonds wegziehen.
Als einzigen Grund sieht das Ökonomenpaar daher "Vorurteile" der Anleger. Um weitere Hinweise dafür zu sammeln, dass diese ein Grund für die niedrigen Zuflüsse der "weiblichen" Fonds sind, führten die Wissenschaftler ein sozialpsychologisches Experiment durch. Im Einklang mit den statistischen Daten aus den USA legten auch die Testpersonen im Experiment durchschnittlich 15 Prozent weniger in Fonds von Frauen an. Mithilfe eines so genannten "Impliziten Assoziationstests" wurden die Personen dann noch auf ihre Einstellung gegenüber Frauen in der Finanzmarktbranche getestet. Dabei kam heraus, dass viele Teilnehmer voreingenommen gegen Frauen in der Branche sind, und dass die Personen mit den stärksten Vorurteilen auch am wenigsten in die weiblichen Fonds investierten.