Geschlechterkampf Die Frauenquote bremst Männer aus

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Wohin mit den Männern?

Bundesfrauenministerin Kristina Schröder Quelle: dpa

Für viele Männer wird die Luft dünner. Ihre Karrierechancen schrumpfen – auf Jahre hinaus. Dafür reicht ein Blick in die Statistik. Die Beamten von Kristina Schröder haben das neulich ausgerechnet: Wenn alle Dax-30-Unternehmen ihre Quotenziele umsetzen, müssen sie in den nächsten Jahren 5500 Frauen ins obere Management bugsieren. Das Problem ist nur: Was sagt man den Männern, die auch gern aufgestiegen wären und nun fürchten, dass sie schlicht zum falschen Geschlecht gehören?

Kurz: Wohin mit den Herren?

Es ist die Krux jeder Quote: Will sie die eine Gruppe fördern, die über Jahre benachteiligt wurde, wird sie eine andere verprellen. "Die Frauenquote ist ohne Zweifel eine umgekehrte Benachteiligung", sagt der Arbeitsrechtler Stefan Lingemann, Partner bei der Kanzlei Gleiss Lutz. Nur dass es dieses Mal die Männer trifft, vor allem jene, die sich schon in der Hierarchie vorgearbeitet haben und nun auf den Aufstieg nach ganz oben hoffen. Besonders schwer, da sind sich Personalberater einig, dürften es in den nächsten Jahren zwei Gruppen haben: Manager in Konzernen, da vor allem die Kapitalgesellschaften unter Beobachtung stehen. Und alle Männer, die je hofften, Karriere in Abteilungen mit einem hohen Frauenanteil zu machen – etwa im Personalwesen. Seinen Arbeitgeber sollte man sich also ganz genau aussuchen.

Noch sind selbst auferlegte Quoten bescheiden

Das tat auch der junge Manager, der in diesem Frühjahr in einen gläsernen Fahrstuhl stieg, um ganz nach oben zu kommen. Er war zum Gespräch in den Bonner Post Tower eingeladen. Als er hinauffuhr, reichte der Blick weit über den Rhein. Seine persönlichen Chancen indes schienen ihm begrenzt. Es ging um einen Führungsjob im Personalbereich. Jüngst hatte der Konzern angekündigt, ab sofort bis zu 30 Prozent "aller Vakanzen im oberen und mittleren Management" mit Damen zu besetzen. Darum war der Kandidat, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, ein wenig misstrauisch.

Der Manager brachte Referenzen aus anderen Konzernen und internationale Erfahrung mit. Irgendwann aber stellte er die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte: "Ich sitze hier als Mann, wie Sie sehen. Wie sind da im Konzern eigentlich meine Chancen?" Auf der anderen Seite des Tisches rang sich sein Gegenüber ein verlegenes Lächeln ab. "Für die nächsten fünf Jahre müssen Sie sich keine Sorgen machen", sagt er. Bei der Post hat der junge Manager nie angefangen. Inzwischen arbeitet er weit oben in einem Konzern, der gar keine Quotenziele veröffentlicht.

Noch klingen die selbst auferlegten Frauen-Vorgaben der Unternehmen bescheiden. Doch wie gewaltig ihre Wirkung ist, zeigt auch das Beispiel Siemens: Bis 2015 will der Konzern den Frauenanteil in Führungspositionen von 10 auf 12 bis 13 Prozent erhöhen. Das bedeutet, dass Siemens 550 weibliche Führungskräfte sucht, wie Personalvorstand Brigitte Ederer im Juli auf einer Frauenkonferenz vorrechnete. Andere Konzern-Kollegen sprechen sogar von 600. Den Damen im Publikum verriet Ederer: "Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich ihr raten: Mach eine technische Ausbildung und lerne viele Sprachen. Die Chancen für Frauen waren nie besser."

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