




Wenn beispielsweise die Unternehmenslenker verkünden, dass eine Neuausrichtung geschehen müsse, "um für die Zukunft besser aufgestellt zu sein", dann glauben das 76 Prozent der Belegschaft nicht. "Die Mitarbeiter halten es für vorgeschoben und befürchten, dass es stattdessen bald weitere Entlassungen gibt", sagt Uwe Kohrs, Präsident der GPRA, dem Bundesverband der führenden PR-Agenturen in Deutschland.
Aus seinem Hause stammt der GPRA-Vertrauensindex und die Extra-Auswertung exklusiv für die WirtschaftsWoche über das Vertrauen der Mitarbeiter in ihre Unternehmen. 1012 Beschäftigte standen Rede und Antwort für diese repräsentative Umfrage.
Eine andere Situation zeigt denselben Vertrauensverlust auch in die direkten Vorgesetzten: Wenn ein neuer Chef im Anmarsch ist, läuten bei 46 Prozent der Beschäftigten alle Alarmglocken. "Das Ergebnis ist ein echter Hammer und vor allem bei den Jüngeren ein extrem hoher Wert", findet PR-Profi Kohrs. Denn nicht alle Mitarbeiter sind gleich verängstigt: Ausgerechnet von den 30- bis 39-Jährigen sagen 51 Prozent, dass sie sich vor einem neuen Chef fürchten.

Angst vorm neuen Chef
Dass sie es sind, die schlimmstenfalls am Arbeitsmarkt die relativ besten Aussichten auf eine neue Stelle haben, scheint nicht durchzuschlagen. Kohrs glaubt: "Diese Altersgruppe muss noch Karriere machen und haben hohe Hypotheken für ihre Eigenheime abzuzahlen."
Nicht ganz so viele Sorgen machen sich die 50- bis 59-Jährigen mit 44 Prozent. Was wiederum ein negatives Votum über die Führungskultur ist, so Kohrs. Gelassen sind demgegenüber die 60- bis 69-Jährigen, von denen 35 Prozent neue Chefs fürchten. "Dieser Gruppe scheint es eher egal zu sein, wer über ihnen Chef wird – sie haben schon zu viele kommen und gehen gesehen", so Kohrs. Doch besorgniserregend sind auch diese Werte, denn immerhin hat gerade diese Altersgruppe die Rente vor Augen und sollte sich von derlei Veränderungen nicht unbedingt anfechten lassen.
Unnötige Distanz zwischen Führung und Belegschaft
Doch insgesamt zeigen auch diese Umfrageergebnisse, wie sehr sich die Belegschaften und die Unternehmenslenker voneinander entfernt haben.
Denn ein weiteres Ergebnis der GPRA-Befragung zeigt, wie unnötig diese Spaltung innerhalb der Betriebe oder genau genommen diese Führungskrise ist. Denn im Schnitt sagen 68 Prozent der Mitarbeiter, dass sie voll motiviert sind. "Ich treffe viele, die ihren Beruf gerne und gut machen", sagt Kohrs. Aber eben nur die Tätigkeit.