Homeoffice-Quoten in deutschen Unternehmen Wann die Deutschen wieder ins Büro gehen

Die Büros in Deutschland füllen sich wieder – wenn auch langsam. Quelle: imago images

Drei Jahre nach dem Pandemie-Ausbruch sind die Büros nicht annähernd so voll wie davor, ergeben mehrere Auswertungen. Dabei zeigen sich interessante Muster: Vor allem ein Wochentag ist bei Büronutzern besonders beliebt.

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Die Vorzeichen für eine Rückkehr ins Büro standen seit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 wohl nie besser als aktuell: Erste Bundesländer haben inzwischen die Isolationspflicht abgeschafft, die Corona-Schutzverordnung ist seit dem 2. Februar ebenso aufgehoben wie die Maskenpflicht in Bus und Bahn. Und selbst das Robert Koch-Institut (RKI) stufte das Risiko zuletzt nur noch als „moderat“ ein – und nicht mehr als „hoch“.

Tauschen die Beschäftigten ihr Homeoffice jetzt also wieder gegen den Schreibtisch im Büro? Tatsächlich strömen die Arbeitnehmer in Deutschland seit einigen Wochen wieder verstärkt ins Büro, zeigen verschiedene Auswertungen. Allerdings: Von vorpandemischen Zeiten ist das Land weit entfernt. Und sogar die Höchstquoten während der Pandemie sind noch nicht wieder erreicht. In der Arbeitswoche vom 23. bis zum 27. Januar 2023 lag die Auslastung der Büros bei einem Viertel der gesamten Kapazität – und im gesamten Monat Januar bei gut 21 Prozent. Das zeigen Daten des Schweizer Unternehmens Locatee. Locatee registriert im Austrag von Firmenkunden, sobald sich ein Angestellter im Büro mit seinem Arbeitsrechner in das Firmennetzwerk einwählt und dort aktiv ist.



Im Oktober 2022 lag die Auslastung bereits bei 21 Prozent, von August bis Oktober 2021 sogar bei 25 Prozent – und somit am höchsten seit Beginn der Pandemie. Auf Wochenbasis war in den Büros laut den Daten von Locatee nach Beginn der Pandemie in der Arbeitswoche vom 13. bis 17. Juli 2020 am meisten los (35 Prozent). Ende März und Anfang April 2020 waren die Büros nur zu zwei Prozent ausgelastet. Vor der Pandemie lagen diese Werte bei bis zu 58 Prozent in der Woche.

Locatee hat über den Zeitraum der vergangenen drei Jahre die Büros und Standorte von mehr als 20 Unternehmen in Deutschland mit bis zu 1500 Schreibtischen pro Gebäude analysiert. Auffällig ist, dass die Auslastung im vergangenen Dezember und Januar – also Monaten mit Ferienzeiten rund um Weihnachten und Neujahr – nicht so stark gesunken ist wie in den Vorjahren.

Kurzzeitig war es fast so voll wie vor Corona

Insgesamt scheinen die Daten einen sinkenden Bürotrend für das abgelaufene Jahr zu signalisieren: Im Sommer 2021 lag die Auslastung nämlich deutlich über dem Niveau vom Sommer 2022 und auch über der aktuellen Auslastung. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich dieser Trend gerade wieder dreht, wie der Blick auf die höchste, über einen kurzen Zeitraum gemessene Auslastung der Büros, nahelegt: Diese war im Januar 2023 mit 58 Prozent auf dem höchsten Stand seit Februar 2020 – und einen Prozentpunkt höher als im März 2020.



Auch Daten von Desksharing-Anbietern weisen auf ein Wachstum hin: Im Vergleich zum Januar 2022 buchten Beschäftigte im Januar 2023 rund 14 Prozent häufiger einen Schreibtisch im Büro, zeigen Daten des Desksharing-Unternehmens Flexopus. Desksharing soll Unternehmen ermöglichen, Flächen einzusparen, indem sich Mitarbeiter Schreibtische teilen und sich vor Arbeitsbeginn einen Tisch reservieren müssen. Beschäftigte können sich in den Anwendungen ihren Lieblingsschreibtisch buchen, besitzen allerdings keinen eigenen mehr. Die Firmen wollen mit dem Desksharing langfristig Flächen abbauen, die Mitarbeiter teilen sich dann die Schreibtische.

„Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben sich an die Flexibilität und den Komfort von Remotearbeit gewöhnt. Ein Zurück zum Status quo vor der Pandemie kommt für die meisten nicht in Frage“, sagt Markus Merkle, Chef von Flexopus. Für die Auslastungszahlen hat Flexopus laut eigenen Angaben gut 500.000 Datensätze anonym ausgewertet. Darunter waren ausschließlich Arbeitnehmer, die regelmäßig die Flexopus-App nutzen. Und auch nur Unternehmen, die mit einer sogenannten „Check-in-Funktion“ in der App nachvollziehen können, ob die Beschäftigten auch wirklich im Büro sind, waren Teil der Auswertung.

60:40-Lösung besonders beliebt

Bereits seit Längerem regeln viele Unternehmen mit Betriebsvereinbarungen, an wie vielen Tagen Beschäftigte ins Büro kommen müssen. „Besonders beliebt ist unseren Beobachtungen nach die 40:60-Quote“, sagt Merkle. Zwei Tage im Homeoffice, drei Tage im Büro – oder andersherum.

Auch Daten von Deskbird, einem Schweizer Unternehmen für Desksharing, zeigen einen Anstieg der Büronutzung: Im Januar 2022 verbrachten die Nutzer der Software rund ein Fünftel der Arbeitstage im Büro. Im Januar dieses Jahres zog es die Beschäftigten an durchschnittlich 5,39 Tagen ins Büro – und so an mehr als einem Viertel der Arbeitstage (25,7 Prozent) in diesem Monat. Im Juni 2022 lag dieser Wert jedoch bereits bei 36 Prozent. Deskbird hat die Daten von fast 18.000 Deskbird-Nutzern in Deutschland analysiert.



Markus Merkle, der Flexopus-Chef, weiß aus den Daten seiner Kunden auch, an welchen Tagen es im Büro verhältnismäßig voll wird: 24 Prozent der Schreibtischbuchungen entfallen auf den Dienstag. Rund um das Wochenende bleiben die Beschäftigten besonders gerne am Schreibtisch in den heimischen vier Wänden: Vor allem am Freitag ist das Büro mit nur 13 Prozent aller Buchungen besonders leer.

Merkle geht davon aus, dass die Anwesenheit auch in den kommenden Monaten noch zunimmt. „Ein komplettes Zurück in die Zeit vor der Pandemie“, daran hat der Unternehmer keinen Zweifel, „wird es aber sicherlich nicht geben“.

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