HR-Abteilungen Personaler vergraulen Fachkräfte

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Personalern mangelt es an Kompetenz

"Das Entdecken von Talenten kann eine Personalabteilung nicht allein leisten", räumt Geke von KPMG zur Verteidigung der HR-Abteilungen ein. "Viele Führungskräfte verfügen heute noch nicht über die dazu benötigten Fähigkeiten." Das beschränkt sich aber leider nicht nur auf das Schleifen roher Diamanten, wie die Studie "HR 4 HR" des Beratungsunternehmens Kienbaum unter 180 Managern und Mitarbeitern aus rund 120 deutschen Unternehmen sowie 425 Studierenden belegt.

Wer für die Zukunft noch Großes vorhat, sollte dafür eine der zehn wettbewerbsfähigsten Städte der Welt auswählen – denn dort werden 2025 die größten Talente sitzen. Faktoren wie Infrastruktur und Finanzkraft zählen.

Das Ergebnis: Jeder Dritte Personaler erfüllt offenbar nicht die ihm gestellte Aufgabe. Mit Beziehungspflege kenne sich der gemeine HR-Manager zwar aus, allerdings hapere es bei strategischem und business-orientiertem Denken. Also: Wen braucht das Unternehmen? Nicht: Wen finde ich nett. Das sei aber leider ein häufiges Einstellungskriterium, wie Carsten Rath von der Managementberatung RichtigRichtig.com sagt: "Wir neigen oft dazu, Menschen einzustellen, die uns selbst möglichst ähnlich sind." Statt nach dem geeigneten Kandidaten zu suchen, castet sich der Personalchef also seinen künftigen Golfkumpel. Die gute Nachricht: Die Personaler geben das auch selber zu.

Personaler halten sich für überqualifiziert

Die internationale Unternehmensberatung Hay Group hat für die Studie "Personalbedarfsplanung und –beschaffung in Unternehmen" insgesamt 303 Unternehmen, darunter 169 Fachbereichsleiter, 79 Personal- und 55 Einkaufsleiter, zu ihrem Personalbedarf befragt und wie sie ihre Fachkräfte gewinnen. Dabei gaben 62 Prozent der Personaler an, dass es ihnen schwerfalle, die richtigen Kandidaten für die jeweiligen Stellen zu finden. Deshalb werden 37 Prozent der ausgeschriebenen Stellen mit ungeeigneten Bewerbern besetzt.

Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch ein erheblicher Kostenfaktor: Auf mehr als 6000 Euro beziffern die Personalmanager die Kosten, die entstehen, wenn ein Job neu besetzt werden muss. Bei Managern seien Fehlentscheidungen noch deutlich teurer - ganz abgesehen von dem sinkenden Ansehen der HR-Abteilungen. "Die mangelnden Kompetenzen schmälern das Ansehen der HR-Abteilung innerhalb und außerhalb des Unternehmens", bestätigt Thomas Faltin, Partner und Senior Direktor bei Kienbaum Management Consultants. Immerhin haben die Personaler, laut der Kienbaumstudie, ein gesundes Selbstbewusstsein: 43 Prozent sind demnach der Meinung, dass sie die Kompetenzanforderungen übertreffen, also überqualifiziert sind.


Endstation Vorstellungsgespräch

Hat die HR-Abteilung es geschafft, geeignete Bewerber zu identifizieren, geht die Pannenserie weiter. Fehler im Vorstellungsgespräch machen nämlich nicht nur nervöse oder schlecht vorbereitete Bewerber. Statt die potentiellen neuen oder auch alten Mitarbeiter auf ihre Leidenschaft und ihre beruflichen Erfahrungen hin zu überprüfen, findet ein standardisiertes Laientheater statt, das lediglich ein verzerrtes Bild des Bewerbers abliefert: "Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?", "Warum sollten wir Sie einstellen?", "Warum wollen Sie bei uns arbeiten?", "Wie gehen Sie mit Stress um?", "Was würden Ihre ehemaligen Kollegen oder Ihr ehemaliger Chef über Sie sagen?" Wer die Standardantworten beherrscht, ordentlich angezogen ist und dazu noch nett lächelt, dürfte auf der sicheren Seite sein.

20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch

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