Ideen-Management So sorgen Mitarbeiter für Innovationen

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Mitarbeiter brauchen Leidensfähigkeit

Das ist vor allem erstaunlich, da eine kürzlich von der Rotterdam School of Management veröffentlichte Studie zeigte, dass Prämien die Kreativität besser ankurbeln, als der Führungsstil des Chefs. Für Deichmann, der auch Autor dieser besagten Studie ist, ist das jedoch kein Widerspruch. "Prämien helfen bei kleinen Verbesserungsvorschlägen, für große Ideen braucht es die intrinsische Motivation", sagt er. Bei Prämien bestehe außerdem die Gefahr, dass die Mitarbeiter alles nur Erdenkliche einreichen, um an die Boni zu gelangen.

"Die Mitarbeiter in dem von uns untersuchten Unternehmen wollten etwas lernen, an spannenden Projekten mitarbeiten, neue Leute kennenlernen und sich profilieren. Solche Nebeneffekte können auch ein Anreiz sein." Entsprechend sagte einer der Mitarbeiter, dessen Vorschlag angenommen und umgesetzt wurde, dass er "positive Konsequenzen" bemerkt. Diese seien jedoch nicht seine Hauptmotivation gewesen.

Die Forscher stellten fest, dass die Motivation, weitere Vorschläge einzureichen, erst nach durchschnittlich 27 Ablehnungen in Folge nachließ. Um solch eine Motivation - und auch Leidensfähigkeit - zu generieren, brauchen die Mitarbeiter nicht nur konstruktives Feedback, sondern auch die Gewissheit, dass ihre Ideen ernst genommen werden, ist Deichmann überzeugt. "Es muss ein Raum geschaffen werden, in dem Mitarbeiter kontinuierlich Ideen einreichen können", sagt er.

Rückmeldung für Verbesserungsvorschläge

Unternehmen, die gerade erst ein Ideenmanagement aufbauen, sollten sich entsprechend fragen, welche Ideen und Vorschläge sie von ihren Mitarbeitern haben wollen. Soll es darum gehen, wie sich die Zusammenarbeit mit Zulieferern optimieren lässt, wie der Kundenservice noch besser und die Arbeit noch produktiver werden kann? Oder darum, wie sich Produkte verbessern und Geld sparen lässt? Entsprechend müsse das Ideenmanagement in der Personalabteilung oder der Forschungsabteilung angesiedelt werden.

Dann müsse man sich klar machen, wie das Feedback auf einzelne Vorschläge aussehen soll, denn ohne Feedbackkultur versickert der Ideenstrom nach einer anfänglichen Euphorie schnell wieder. "Es muss nicht immer ein Report sein. Man kann auch eine Community etablieren, in der zunächst andere Mitarbeiter einen Vorschlag bewerten, sodass die Idee erst ab einem bestimmten Bearbeitungsstatus an die entsprechende Abteilung weitergereicht wird", sagt Deichmann.

Er empfiehlt, bei kleinen Verbesserungsvorschlägen nach einer Woche Rückmeldung zu geben. Ein Ja oder Nein zu Gratis-Obst in den Abteilungen ist sicher keine Entscheidung, die Monate dauert. Bei den großen Innovationen sollte man zumindest Rückmeldung geben, was gerade mit dem Vorschlag passiert.

Und wer möchte, dass Mitarbeiter ausgereifte Konzepte statt Geistesblitze vorlegen, sollte proaktiv vorgehen und Gruppen von Tüftlern und Erfindern zusammenbringen. Hierbei kann eine Ideenmanagement-Software helfen, die es zum Beispiel ermöglicht, festzustellen, ob ein ähnlicher Vorschlag schon einmal eingereicht oder umgesetzt wurde. "Leute, die schon erfolgreich Ideen eingereicht haben, verbessern die Ergebnisse solcher Teams", weiß Deichmann.

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