Die Folge: gut informierte Mitarbeiter, die mitdenken. Vor einigen Monaten etwa entdeckte ein Werker eine Schraube mit einer ungewöhnlichen Schattierung, als er diese gerade in den Motorblock drehen wollte. Er zeigte sie seinem Meister, der sie als Fehlproduktion identifizierte. Anderswo hätte der Mitarbeiter die neue Schattierung vermutlich für eine der zahlreichen Änderungen gehalten, über die er schlicht nicht informiert wurde. Und die falsche Schraube hätte vielleicht eine der im Moment in der Automobilbranche so zahlreichen Rückrufaktionen ausgelöst.
Um solche Fehler frühzeitig auszumerzen oder erst gar nicht aufkommen zu lassen, lässt MDC Power sich bereitwillig in die Karten schauen. Der Motorenhersteller lädt Lieferanten nämlich nicht nur zu Konsultationen auf Managementebene ein, sondern lässt deren Mitarbeiter vom Werker bis zum Geschäftsführer ins Haus und die eigenen Teile direkt an der Produktionsstraße einbauen – zum Nutzen des Auftraggebers: Als einer der MDC-Lieferanten kürzlich versuchte, die Schläuche an einem Motor zu montieren, erkannte er ein Problem: „Unser Sensor sitzt zwar gut, aber die Schelle ist im Weg.“ Also verschob er selbige Schelle an besagtem Sensor kurzerhand um einen Millimeter nach rechts. Ein Millimeter, der den MDC-Mitarbeitern die Montage erleichtert und damit Zeit und Geld spart.
Gute Arbeit zahlt sich also aus
Erkenntnisse wie diese haben dazu beigetragen, die Motorenmontage bei MDC Power schrittweise zu verbessern. In den vergangenen zwei Jahren konnte Breitschwerdt die Zeit vom ersten Schritt der Montage bis zum Versand des fertigen Motors fast halbieren.
Hilfreich dabei: Die Daimler-Tochter produziert jeden Tag genauso viele Motoren, wie bestellt wurden – innerhalb einer Woche kann das Unternehmen die Produktion sowohl verdoppeln als auch komplett herunterfahren. Die jeweils gewünschte Stückzahl steht für alle Werker sichtbar ganz oben auf den großen Digitalanzeigen, die in der Montagehalle von der Decke hängen.
„Sobald wir das Soll erfüllt haben, können die Werker nach Hause“, sagt Geschäftsführer Breitschwerdt, „auch wenn das Schichtende noch nicht ganz erreicht ist.“ Außerdem sind zehn Prozent der Bezahlung an Kennzahlen wie Liefertreue, Stückkosten oder Fehlerquote gebunden. Gute Arbeit zahlt sich für Breitschwerdts Leute also aus.
Auch für den Chef selbst: Er macht dieser Tage den nächsten Karrieresprung, wechselt vom MDC-Werk in Kölleda in die Daimler-Zentrale nach Stuttgart, wo er ab Juli in der Hierarchieebene direkt unterhalb des Konzernvorstands arbeiten wird. Dann dürfte es für ihn wohl vorbei sein mit E-Mail-freier Zone und überschaubaren Führungsmannschaften.