Trotzdem muss das Unternehmen noch Kosten aufbringen, um die Inklusion zu finanzieren.
Die Kosten sind kein riesiges Problem. Wenn umgebaut werden muss, können sich die Unternehmen an ihr lokales Integrationsamt wenden. Das prüft den Fall individuell und vergibt finanzielle Förderungen wie Darlehen und Zuschüsse. Besonders Sinn macht das, wenn das Unternehmen sowieso umzieht oder größere Umbauarbeiten anstehen. Und wenn ein Betrieb einmalige Kosten aufbringt, um den Arbeitsplatz den Bedürfnissen des Mitarbeiters anzupassen, kann es viel gewinnen. Durch ein besseres Firmenansehen, aber auch durch ein offeneres und vielfältigeres Team. Menschen mit Behinderung haben eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu sein als Menschen ohne Behinderung. Es kann nicht sein, dass wir einen großen Bewerberteil aus dem Arbeitsmarkt ausgrenzen und uns dann über fehlende Fachkräfte und den demographischen Wandel aufregen. Das ist ein Strategiefehler.
Warum deutsche Unternehmen keine Menschen mit Behinderungen einstellen
Ein Drittel der befragten Führungskräfte gab an, derzeit überhaupt keine Bewerber einzustellen, weil es keine freien Stellen gebe. Entsprechend kommen also auch keine Menschen mit Behinderung in Frage.
Quelle: Studie "Inklusion in Unternehmen" von Coloplast und dem IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung
24 Prozent der Befragten gaben an, dass Menschen mit einer Behinderung die Anforderungen in ihrem Unternehmen nicht bewältigen könnten. Ebenfalls 24 Prozent sagen, dass es keine passenden Bewerber mit Behinderung gebe.
21 Prozent befürchten, dass sich der Gesundheitszustand eines behinderten Kollegen verschlechtere und dieser häufig ausfalle.
19 Prozent sagen: "Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung verursacht einen hohen Aufwand und hohe Kosten"
Ebenfalls 19 Prozent fürchten den bürokratischen Aufwand, wenn sie behinderte Menschen einstellen wollen und nochmal 19 Prozent sagten: "Es ist schwierig, alle gesetzlichen Vorgaben einzuhalten."
15 Prozent gaben an, dass sie behinderte Menschen für weniger leistungsfähig und belastbar halten und sie deshalb nicht einstellen.
Angenommen, ich bin Unternehmer und möchte Menschen mit Handicap einstellen. Worauf muss ich achten?
Zunächst muss in dem Betrieb die Arbeitskultur stimmen. Respekt und Akzeptanz müssen vorhanden sein. Man sollte die Führungskräfte schulen, damit sie Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse der Mitarbeiter nehmen. Denn nur mit Wertschätzung fühlt der neue Mitarbeiter sich wohl und kann sein ganzes Potential entfalten. Und natürlich muss man auch technische Voraussetzungen erfüllen und den Arbeitsplatz im Zweifelsfall behindertengerecht umbauen. Dazu gehören zum Beispiel Rampen oder barrierefreie Toiletten.
Ein Berliner Software-Unternehmen stellt Asperger-Autisten ein, weil sie besonders sorgfältig arbeiten. In welchen anderen Branchen sind Menschen mit Handicap eventuell sogar besser als ihr Kollegen?
Ich kann nur für unser Unternehmen sprechen: Unsere Mission ist es, Menschen mit körperlichen Einschränkungen, das Leben leichter zu machen. Dadurch, dass viele unserer Mitarbeiter selbst Beeinträchtigungen haben, können sie die Kunden besser beraten. Das ist Kommunikation auf Augenhöhe. Und man muss sehen, dass gehandicapte Menschen aufgrund ihrer eigenen Einschränkung oft mehr Verständnis haben. Das kann man aber natürlich nicht verallgemeinern. Ich kann keinen Bereich nennen, in dem es nicht möglich wäre, behinderte Menschen zu inkludieren. Sicherlich gibt es Bereiche wo es einfacher ist, z.B. im eigenen Büro und Bereich wo es schwieriger ist, z.B. im Handwerk. Letztlich kommt es immer auf den Einzelfall an. Wenn wir uns auf das konzentrieren was möglich ist, kann Inklusion gelingen.