
98 Führungskräfte aus 44 Ländern sitzen dicht gedrängt im großen Schulungsraum der kalifornischen Singularity University, auf den Tischen liegt Lego und anderes Spielzeug. Jeder hat 14.000 Dollar dafür bezahlt, sich sechs Tage lang für die Zukunft briefen zu lassen. Sie hören Pläne von der eigenen Abschaffung. „Ich als CEO träume davon, dass eines Tages eine Form von künstlicher Intelligenz den Großteil meines Jobs erledigt“, sagt Rob Nail, Chef der Singularity University. „Ich glaube, dass 70 bis 80 Prozent der Entscheidungen, die ich jeden Tag treffe, auch von einem Algorithmus getroffen werden könnten. Wir könnten die Plattform so programmieren, dass sie genauso gut entscheidet wie ich, wenn nicht sogar besser.“
Manchmal vergesse er zum Beispiel, zu Mittag zu essen, sagt Nail. Er treffe dann sehr kurzentschlossen und hungrig Entscheidungen. Und besonders nett sei er auch nicht besonders. „Jeder Roboter würde das sehr viel konsistenter machen.“
Diese Berufe lassen sich am einfachsten durch Computer ersetzen
Mit 75,3 Prozent weisen Berufe aus dem Bereich Back- und Süßwarenherstellung ein hohes Substituierbarkeitspotenzial auf.
Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei den Bank-, Versicherungsfachleuten bei 39,5 Prozent.
Mit 24,1 Prozent ist das Substituierbarkeitspotenzial in diesem Bereich verhältnismäßig gering.
Hier liegt das Substituierbarkeitspotenzial bei 83,9 Prozent.
Berufe in der Körperpflege sind so gut wie gar nicht durch Maschinen oder Computer zu ersetzen. Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei gerade einmal 2,3 Prozent, da es sich um eine schwer substituierbare Routine-Tätigkeit handelt.
Bürohilfskräfte oder Telefonisten sind verhältnismäßig leicht zu ersetzen, sie weisen ein mittleres Substituierbarkeitspotenzial auf (54,7 Prozent).
Auch in der Chemie gilt: Zusammensetzung und Dosierungen kann ein Computer berechnen, nur die Hilfsarbeiten nicht. Das Substituierungspotenzial liegt bei 89,8 Prozent.
Das Substituierbarkeitspotenzial bei Designer/innen, Fotograf(en/innen) und Reklamehersteller/innen ist mit 27,6 Prozent verhältnismäßig gering.
Elektroberufe lassen sich im Durchschnitt zu 75,6 Prozent von Computern erledigen. Dabei sind Kraftwerker/innen mit 71,9 Prozent verhältnismäßig besser substituierbar als Ingenieure/innen in der Fernsehtechnik (60,6 Prozent).
Berufe im Bereich Fahrzeug- und Flugzeugbau, sowie Wartungsberufe können zu 67,4 Prozent von Maschinen übernommen werden.
Hier liegt das Substituierbarkeitspotenzial bei 54,3 Prozent.
Das Berufssegment der „Unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe“ ist mit 69,9 Prozent durch ein besonders hohes Substituierbarkeitspotenzial gekennzeichnet. Viele Dienstleistungen für Unternehmen, wie Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, Dienstleistungen im Rechnungswesen oder im Controlling, könnten heute bereits heute von Computern erledigt werden.
Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 39,7 Prozent.
Administrative und organisatorische Arbeiten, etwa der Geschäftsführung, könnten bereits heute zu einem nicht unwesentlichen Teil durch Computer ersetzt werden. Auch analytischen Aufgaben (im Management oder der Beratung) können durch den Einsatz von Computern unterstützt werden. Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 28,8 Prozent.
Bei den Gesundheitsberufe mit Approbation liegt das Substituierbarkeitspotenzial bei 5,7 Prozent.
Gesundheitsberufe ohne Approbation befinden sich auf der Schwelle zu einem mittleren Substituierbarkeitspotenzial: Mit einem Wert von 29,9 Prozent sind sie gerade noch geringfügig ersetzbar.
Berufe aus dem Berufsfeld Getränke und Genussmittelherstellung lassen sich mit einem Wert von 79,1 Prozent verhältnismäßig leicht durch Computer substituieren.
Einzelhandelsberufe, aber auch Groß- und Außenhandelsberufe und berufliche Tätigkeiten rund um die administrativen und organisatorischen Büro- und Sekretariatsarbeiten könnten bereits heute zu einem nicht unwesentlichen Teil durch Computer ersetzt werden. Das durchschnittliche Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 34,3 Prozent.
Ein mittleres Substituierbarkeitspotenzial (44 Prozent) weisen Hausmeister und Hausmeisterinnen auf.
In der Gastronomiebranche ist das Substituierbarkeitspotenzial gering, es liegt gerade einmal bei 18,2 Prozent. Besonders schwer zu ersetzen sind Helfer im Veranstaltungsservice (17,5 Prozent). Verhältnismäßig leichter substituierbar sind Betriebswirte, die für das Catering beziehungsweise die Systemverpflegung zuständig sind (27 Prozent). Tätigkeiten wie zum Beispiel die Kalkulation und Planung, die in den Aufgabenbereich dieser Fachkräfte fallen, könnten in Zukunft durchaus durch Computer ersetzt werden. Dass ein "menschlicher Servierer" durch einen Roboter ersetzt wird, ist dagegen eher unwahrscheinlich, genauso wie Hotelsekretär(e)/innen.
Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 74,3 Prozent.
Dieses Berufsfeld weist mit 36,1 Prozent ein mittleres Substituierbarkeitspotenzial auf.
Abgesehen von den Experten haben gerade die IT- und naturwissenschaftlichen Berufe ein hohes Substituierbarkeitspotenzial, weil viele Tätigkeiten zu Routinetätigkeiten gemacht werden. So schreiben heute bereits viele IT-Fachkräfte Computerprogramme, die Routinen programmieren und sie damit von einfachen Programmieraufgaben entlasten. Vor diesem Hintergrund ist das hohe Substituierbarkeitspotenzial von mehr als 65 Prozent für Fachkräfte in diesem Berufssegment wenig verwunderlich.
Quelle: Forschungsbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit.
Am Herd liegt das Substituierbarkeitspotenzial bei 24,4 Prozent. Denn auch wenn Thermomix & Co. vieles können: Sie können sich weder selbstständig befüllen, noch können sie sich ein sieben-Gänge-Menü ausdenken oder die Qualität der Lebensmittel beurteilen und Extrawünsche berücksichtigen.
Auch Künstler und Musiker können schlecht von Maschinen imitiert werden. Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei knapp 24 Prozent.
Das durchschnittliche Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 39,2 Prozent. Doch auch hier gilt: Der Ingenieur ist leichter zu ersetzen als derjenige, der die Melkmaschine anlegt oder die Kuh füttert bzw. den Futterautomaten befüllt.
Auch der Beruf des Lehrers hat im Zuge der Digitalisierung noch eine Zukunft: Das Substituierbarkeitspotenzial ist mit 3,1 Prozent besonders gering. Im Berufssegment "Soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe" weisen Musiklehrer sogar ein Substituierbarkeitspotenzial von 0 Prozent auf.
Bei den Luft- und Schifffahrtsberufen können 46,7 Prozent aller Tätigkeiten von Maschinen übernommen werden.
Geht es darum, aus dem hergestellten Material ein Auto oder eine Maschine zu bauen, können Computer 67,2 Prozent der Tätigkeiten übernehmen.
In der Metallerzeugung können 82,5 Prozent aller Tätigkeiten von Maschinen übernommen werden.
Im Segment der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungsberufe fällt vor allem das hohe Substituierbarkeitspotenzial der „Verkehrs- und Logistikberufe“ auf. Etwas mehr als 43,2 Prozent der Tätigkeiten von Lager- und Transportarbeitern oder (Post-)Boten können bereits heute von Computern ersetzt werden. Im Durschnitt ergibt sich für das Berufsfeld ein Substituierbarkeitspotenzial von 43,2 Prozent.
In der Papierherstellung sind Experten gefragt, die Tätigkeiten von Helfern und einfachen Fachkräften sind bis zu 82 Prozent ersetzbar. Insgesamt liegt das Substituierungspotenzial bei 79,9 Prozent.
So gut wie nicht durch Maschinen ersetzbar sind Personenschutz- und Wachberufe. Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei nicht mal 6 Prozent.
Auch Publizistische, Bibliotheks-, Übersetzungs- und andere, verwandte Wissenschaftsberufe weisen ein geringes Substituierbarkeitspotenzial auf: Es liegt bei knapp 23 Prozent.
In der Branche der Rechtsberufe liegt das Substituierbarkeitspotenzial bei 18,4 Prozent.
Die Substituierbarkeit der „Reinigungsberufe“ ist eher niedrig, weil z. B. staubsaugende Roboter nach wie vor nicht so gründlich
reinigen können wie man es von menschlichen Reinigungskräften erwartet. Weil diese Berufssegmente von schlecht automatisierbaren, meist manuellen Tätigkeiten dominiert werden, sind sie auch nur schlecht durch Computer ersetzbar. Nur rund 40 Prozent der Tätigkeiten einer Reinigungsfachkraft können von einem Roboter übernommen werden.
Auch Sicherheitsberufe erfordern menschliches Geschick und Gespür. Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei gerade einmal rund 16 Prozent. Besonders Fachkräfte sind in dieser Branche nicht durch Roboter zu ersetzen, Helfer sind dagegen leichter substituierbar.
Die Tätigkeiten eines Helfers in einem Sicherheitsberuf lassen sich zu 30 Prozent von einem Roboter oder einem Algorithmus erledigen. Auch wenn bereits heute Wachschutzroboter Alarm bei ungewöhnlichem Geschehen in Tiefgaragen oder auf Parkplätzen geben, ist es kaum vorstellbar,
dass zukünftig im Justizvollzug oder bei polizeilichen Ermittlungen auf den Menschen verzichtet werden kann.
Die Aufgaben einer Fachkraft im Sicherheitsbereich haben dennoch ein Substituierbarkeitspotenzial von 50 Prozent, ähnlich hoch ist das Potenzial bei Spezialisten. Die Tätigkeiten von Sicherheitsexperten können dagegen nur zu 32 Prozent ersetzt werden.
Das Substituierbarkeitspotenzial in den sonstigen kaufmännischen Dienstleistungsberufen liegt bei 26,9 Prozent.
Ebenso die sozialen Berufe, bei denen das Substituierbarkeitspotential bei 5,3 Prozent liegt.
Hier liegt das Substituierbarkeitspotenzial bei 74,2 Prozent. Mit 75,9 Prozent sind besonders Helfer/innen verhältnismäßig leicht zu ersetzen.
Die Herstellung von Glas und Keramik und das Behauen von Steinen können zu 82,1 Prozent Maschinen erledigen.
Techniker/innen weisen ein Substituierbarkeitspotenzial von 55,1 Prozent auf.
Das Substituierbarkeitspotenzial der technischen Sonderkräfte liegt mit 69,9 Prozent besonders hoch.
Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 69,2 Prozent.
Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 74 Prozent. Verhältnismäßig schlecht substituierbar sind Zuschnittleiter/innen (43,9 Prozent).
Dass Computer nicht nur die Produktionsberufe, sondern auch die Dienstleistungsberufe verändern werden, zeigt sich auch im Berufssektor „Kaufmännische Dienstleistungsberufe“. Automatische Kassensysteme sind schon lange keine Zukunftsmusik mehr und so liegt das durchschnittliche Substituierbarkeitspotenzial bei den Helfern und Fachkräften der Verkaufsberufe, etwa Verkäufer/innen oder Kassierer/innen, bei über 43 Prozent.
Das Segment der Verkehrsberufe ist mit durchschnittlich 19,5 Prozent durch ein geringes Substituierbarkeitspotenzial gekennzeichnet. Trotz selbstfahrender LKW und PKW gilt das Führen eines Fahrzeuges derzeit noch nicht durch Computer ersetzbar, weil diese gegenwärtig nur teilautonom, zu Testzwecken und nur auf bestimmten Strecken zum Einsatz kommen können. Vor allem in unvorhersehbaren und unübersichtlichen Verkehrssituationen – wie Baustellen oder Unfällen – sind die technischen Fahrassistenzsysteme noch nicht in der Lage, angemessen zu reagieren.
Betrachtet man den Berufssektor „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungsberufe“ fällt vor allem das hohe Substituierbarkeitspotenzial der Helfer in den „Verkehrs- und Logistikberufen“ auf. Etwas mehr als 60 Prozent der Tätigkeiten von Lager- und Transportarbeitern oder (Post-)Boten können bereits heute von Computern ersetzt werden. Und die Arbeit einer Fachkräfte aus der Logistikbranche, die kein Paket anpackt, keinen Laster belädt und keine Palette abräumt, kann zu 100 Prozent ein Computer übernehmen. Auch der Logistikspezialist, der Routen plant, muss zittern: Seine Tätigkeiten sind ebenfalls zu 100 Prozent substituierbar.
Berufe aus dem Vermessungswesen sind zu 52,7 Prozent substituierbar.
Das Substituierbarkeitspotenzial bei Verwaltungsberufen im Öffentlichen Dienst liegt bei 16,2 Prozent.
Die Warenprüfung ist leicht durch Computer substituierbar. Das Substituierbarkeitspotenzial liegt bei 78,9 Prozent.
Da kreative Intelligenz (z. B. Kunst, kreative Problemlösungen) in naher Zukunft nicht von (computergesteuerten) Maschinen ersetzt werden kann, liegt das Substituierbarkeitspotenzial der Werbefachleute bei nur 19,1 Prozent.
Think Big ist das Motto der Singularity University im Silicon Valley, die sich 2008 unter anderem mit dem Geld von Google, Autodesk und Genentech auf dem NASA-Forschungsgelände gegründet hat. Weltweite Herausforderungen wie Energie und Jobs, Bildung, Weltraum und Medizin angegangen werden. Eine Art Thinktank, zugleich Ausbilder und Startup-Accelerator. Immer wieder werden die Teilnehmer des „Executive Programs“ aufgefordert: „Denkt zehnmal größer! Wie sieht Euer Flug zum Mond aus?“ Und bitte keine Angst vor neuer Technik.
Ein Ratschlag: „Kaufen Sie sich einen Telepräsenz-Roboter, damit Sie von überall auf der Welt mit ihrem Team kommunizieren können, als wären Sie selbst im Raum.“ Oder: „Hören Sie auf, die Nachrichten zu schauen. Die Welt ist viel besser als uns die Medien weismachen wollen. Wer eine negative Weltsicht hat, investiert nicht in die Zukunft“, sagt Peter Diamandis, Luftfahrtingenieur und Mitbegründer der University.
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Die Manager erfahren, wie sehr jede Industrie im Moment anfällig ist für Disruption, was soviel heißt wie Störung, Unterbrechung und für das Prinzip steht, Märkte anzugreifen und Marktführer zu verdrängen. Die immer wiederkehrende Warnung: „Entweder Ihr disrupted Euch selbst oder Ihr werdet disrupted.“ Auch ein deutscher Manager nimmt an dieser Brainstorm-Woche im Silicon Valley teil: Martin Hofmann, IT-Chef bei Volkswagen. „Die ganze Autobranche erfährt gerade Disruption, da müssen wir jetzt in den Angriffsmodus gehen, auch wenn viele Angst haben vor Veränderung.“ Hofmann nennt die digitale Einstellung hier vor Ort ein „Erweckungserlebnis“.
Gipfel in Deutschland am 20. April
Am 20. und 21. April hält die Singularity University ihren ersten deutschen Gipfel ab. Blumig wird ein „Happening mit hoher Lernkurve“ versprochen, die meisten der 500 Tickets á 1999 Euro sind schon verkauft. Viele wollen Silicon Valley-Luft schnuppern, ohne dafür die Reise an die US-Westküste machen zu müssen. Die Singularity-Vordenker fliegen ein, um die Deutschen auf den letzten Stand zu bringen: Mobilität, Robotik, 3D-Druck, maschinelles Lernen und Design Thinking. Neil Jacobstein, Guru für Künstliche Intelligenz an der Singularity University, rechnet etwa für das Jahr 2030 mit dem Erreichen der Superintelligenz. Das wird eine ganz neue Arbeitswelt, verspricht er den Managern: „Künstliche Intelligenz ist rund um die Uhr verfügbar, wird nie krank, braucht keinen Urlaub und jammert nicht.“
Nachteile wie den Wegfall mancher Jobs würden rasch ausgeglichen. „der Mensch ist anpassungsfähig“, sagt Jacobstein. „Wir werden neue Jobs erfinden.“ Die Menschheit auf diese Umbrüche vorzubereiten, darin sehen die Experten um Jacobstein ihre Mission. Zum Schluss geht während des Workshops doch noch ein Schaudern durch den Raum. Irgendwann könnte der Mensch das gesamte Google-Wissen im Kopf haben: Die Rede ist davon, dass das menschliche Gehirn sich in absehbarer Zeit mit der Cloud verbinden lassen wird. In etwa 15 Jahren soll es so weit sein.