Integrationskultur "Man muss sich auf die Seite der Chancen schlagen"

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Ökonomische Gründe für Diversity

Einer dieser Deutschen mit fremdklingendem Namen ist Goran Barić. Er ist der Sohn eines kroatischen Einwanderers und einer serbischen Einwanderin und der Geschäftsführer der Personalberatungs- und Personalvermittlungsgesellschaft PageGroup in Deutschland. „Meine Mutter hat mir damals eingeschärft: Wenn du es in Deutschland schaffen willst, musst du besser sei als die Deutschen“, erzählt er. Nicht nur wegen seines persönlichen Hintergrundes sei Vielfalt in Unternehmen für ihn ein wichtiges Thema. Es gebe schlichtweg ökonomische Gründe, sich für Diversity auch außerhalb der Imagebroschüre einzusetzen: „Belegschaften, die genauso vielfältig sind wie ihre Umwelt, erledigen ihren Job innovativer, kreativer und unterm Strich einfach besser“, so Barić bei einem Diversity-Roundtable seines Unternehmens.

Diversity: So wollen Unternehmen die Vielfalt fördern

Unabhängig davon, ob es darum geht, mehr Frauen, mehr junge oder alte oder mehr Mitarbeiter mit anderem kulturellen Hintergrund einzustellen – diese Entscheidung müsse von oben kommen und vorgelebt werden. Da sind sich Barić und Grohnert einig. Dabei gilt es auch, Vorurteile im Management und der Belegschaft wahrzunehmen und zu hinterfragen. Wenn der Chef selbst befürchtet, dass Muslime zu viel Arbeitszeit vertrödeln, weil sie zu häufig beten, kann von seinem Team nicht erwarten, neue Kollegen zu integrieren. Davon mal abgesehen, dass sich auch niemand bei den Katholiken fragt, ob sie nicht vor jedem Arbeitsauftrag erstmal den Rosenkranz beten.

Grohnert: „Unternehmenslenker können es sich nicht mehr leisten, an ihren eigenen Stereotypen festzuhalten und Bewerber deshalb zu diskriminieren. Da erzieht sie schlicht der wirtschaftliche Druck um.“ Und die Menschen, die in Deutschland bleiben dürfen, werden nun einmal über kurz oder lang dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und sich um Jobs bewerben. Spätestens dann müssen sich Personaler und Unternehmer mit der Situation auseinander setzen. Jedoch gilt auch hier wie so oft: Je früher, desto besser.

Wir brauchen einen Masterplan

Noch hält die Bürokratie die schützende Hand über diejenigen, die sich mit den Arbeitskräften aus Syrien lieber nicht beschäftigen wollen. „Initiativen, die sich mit der Bildung, Ausbildung, Integration und Unterstützung der Flüchtlinge beschäftigen, gibt es viele.

Es fehlt derzeit an jemandem, der die Stränge bündelt. Wir brauchen einen Masterplan“, sagt Grohnert. Sobald es den gibt, wird der Arbeitsmarkt zwangsläufig vielfältiger. Davor kann man die Augen verschließen – oder sich darauf vorbereiten. Und zwar nicht, in dem man jetzt schon Mauern aufbaut. Barić: „Grundsätzlich gewinnt man eher, wenn man sich auf die Seite der Chancen schlägt.“

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