
Im Gründer- und Tech-Mekka, dem Silicon Valley, arbeiten 335.868 Entwickler. In der britischen Hauptstadt London sind es 366.680 IT-Spezialisten. Dagegen nimmt sich Deutschland eher mickrig aus: In der gesamten Bundesrepublik arbeiten rund 700.000 Entwickler. Aber die sind gefragt wie nie: Laut Schätzungen des Branchenverbandes Bitkom fehlen derzeit 43.000 IT-Experten in Deutschland, mit einer Arbeitslosenquote von drei Prozent herrscht in der IT-Branche nahezu Vollbeschäftigung. Aber: Angebot und Nachfrage sind in Deutschland ungleich verteilt.
Entwickler konzentrieren sich auf sechs Regionen
Gebraucht werden die Experten überall - von Rostock bis Passau. Die Entwickler konzentrieren sich allerdings überwiegend auf sechs Regionen in Deutschland, wie eine aktuelle Studie von Stack Overflow zeigt. "Klar ist: Wenn Entwickler ihren Job aus einer Angebotsvielfalt auswählen können, dann gewinnt das attraktivste Angebot", sagt Stefan Schwarzgruber, Country Manager Deutschland bei Stack Overflow, einer Entwickler-Community mit mehr als 4,5 Millionen Mitgliedern auf der ganzen Welt. Und das attraktivste Angebot ist nun mal immer auch eine Standortfrage.
Die deutsche Entwicklerlandschaft in Zahlen
In Deutschland gibt es derzeit (Stand Aug. 2016) 709.033 Softwareentwickler. Der durchschnittliche Entwickler ist männlich, zwischen 25 und 29 Jahre alt und hat circa 6,5 Jahre professionelle Programmiererfahrung.
Quelle: Stack Overflow
59,6 Prozent der Entwickler in Deutschland sind sogenannte Full-Stack Entwickler. Sie sind also Generalisten, anstatt Fachgenies. Konkret heißt das: Sie sind Web-Entwickler, die sich sowohl mit Server-, Netzwerk- und Hosting-Umgebungen als auch Datenmodellierung, der Geschäftslogik, Datenbanken und HTML und Javascript auskennen.
Für Smartphones und Tablets programmieren gerade mal 5,3 Prozent. Diejenigen, die es tun, programmieren für Android-Geräte: 24.683 Android-Entwickler stehen 13.223 iOS-Entwicklern gegenüber.
Die am weitesten verbreitete Programmiersprache in Deutschland ist Java: 13,7 Prozent der Entwickler (in Zahlen: 96.068 Entwickler) nutzen diese Sprache. Auf Platz zwei folgt Python mit 12,8 Prozent beziehungsweise 90.929 Experten.
Die Rhein-Ruhr-Region gilt als eine der wichtigsten und attraktivsten Metropolregionen Europas. Entsprechend zieht es dort auch die Entwickler hin: 93.920 von ihnen gibt es in Dortmund, Essen, Duisburg, Bochum, Gelsenkirchen, Oberhausen, Düsseldorf, Neuss, Mönchengladbach, Wuppertal, Köln, Bonn und Leverkusen. Die Mehrheit (59,5 Prozent) sind Generalisten, also Full-Stack Entwickler. Die übrigen Programmierer beherrschen die Sprachen Java (13,9 Prozent), PHP (12,3 Prozent) und Python (10,8 Prozent).
Alle 20 Minuten wird in Berlin ein Start-up gegründet. Das zieht IT-Experten an. In der Hauptstadt arbeiten 81.868 Entwickler, das macht Platz zwei der größten Entwickler-Regionen in Deutschland. Die am weitesten verbreiteten Sprachen dort sind Python (14,7 Prozent), Ruby (12,9 Prozent) und NodeJS (12,3 Prozent). Besonders an der Region Berlin ist die hohe Dichte an Mobile-Entwicklern: Ihr Anteil beträgt 6,1 Prozent im Gegensatz zu 5,3 Prozent im deutschen Durchschnitt.
München gilt als Europas Nummer eins im ITK-Bereich und wird auch als „Isar Valley“ bezeichnet. In der Metropole leben 65.178 Entwickler, davon 57,7 Prozent Full-Stack-Entwickler. Die Übrigen verteilen sich auf die Sprachen Python (14,7 Prozent), Java (14 Prozent) und NodeJS (7,9 Prozent). München ist somit neben Berlin die einzige der sechs untersuchten Regionen, in der Java nicht Spitzenreiter der Technologien ist.
Frankfurt am Main ist der viertgrößte Entwicklerstandort und beherbergt 47.551 Entwickler, davon sind 57,6 Prozent Full-Stack-Entwickler. Die übrigen verteilen sich auf Java (15,9 Prozent), .NET (11,1 Prozent) und Python (8,3 Prozent).
Die Region Stuttgart/Karlsruhe zählt 39.823 Entwickler, davon 59,7 Prozent Generalisten. Was hier besonders auffällt: Neben Spezialisten für Java (15,4 Prozent), Python (14,2 Prozent) und NodeJS (8,8 Prozent) gibt es hier eine hohe Zahl an Grafikprogrammierern. Obwohl die Region „nur“ der fünftgrößte Entwicklerstandort ist, ist sie als Gründerstandort nicht zu unterschätzen: Bei den Unternehmensgründungen aus dem ITK-Bereich liegt Karlsruhe deutschlandweit nach Hamburg auf dem zweiten Platz.
Obwohl Hamburg mengenmäßig die kleinste der betrachteten Entwickler-Regionen ist, gilt die Hansestadt als IT-Hochburg, denn die IT Branche ist einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren: 37.839 Entwickler haben hier ihren Wohnsitz. Neben den 63,3 Prozent Full-Stack-Entwicklern teilt sich das Sprachenspektrum auf Java (13,3 Prozent), PHP (11,9 Prozent) und Ruby (11,6 Prozent) auf.
Die Standorte unterscheiden sich allerdings voneinander: Im Süden lockt der Technologiestandort München IT-Experten aus den Bereichen Elektronik, Elektrotechnik, Maschinen und Kraftfahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt sowie Information- und Kommunikation. Auch Stuttgart und Karlsruhe sind mit den Branchen Automobil- und Maschinenbau sowie Informatik spannende Standorte. In allen drei Städten sitzen übrigens neben den internationalen Größen wie IBM, Google oder Cisco Systems kleine Start-ups und mittelständische Unternehmen. Sie machen sogar den Löwenanteil aus.
In Frankfurt dagegen geht es dagegen mehr um Cloud Computing und Finance und in der Region Rhein und Ruhr um Mobilität und Logistik sowie Maschinen- und Anlagenbau. Das ist auch für Experten aus der Informations- und Kommunikationsbranche spannend. In Nordrhein-Westfalen herrscht derzeit mit fast 94.000 Entwicklern auch die höchste Dichte an IT-Experten. Das ist natürlich auch der allgemeinen Bevölkerungsdichte geschuldet.
Aber Einwohnerzahl ist nicht alles: So gilt Hamburg wegen der dort ansässigen IT-Dienstleister sowie Medien- und Gaming-Unternehmen als Hochburg der IT-Branche. Und auch die Berliner Gründerszene zieht viele Programmierer an: Fast 10.000 kleine und große IT-Unternehmen sitzen in der Hauptstadt und der näheren Umgebung. Vom Start-up - alle 20 Minuten wird in Berlin ein neues Unternehmen gegründet - bis zu Giganten wie Amazon oder Microsoft.
Zusammengefasst: Die Entwickler gehen dorthin, wo die großen Konzerne sitzen. Das ist in den Großstädten Bayerns, Baden-Württembergs, Berlins, Hamburgs, Hessens und Nordrhein-Westfalens der Fall. Von dem Sog der klingenden Namen und der Metropolen profitieren jedoch auch Start-ups und kleine Unternehmen in der Nachbarschaft. Jedenfalls, wenn sie es richtig anstellen.