Jean-Claude Biver "Man lernt durch Fehler und Niederlagen"

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Kopf, Erfahrung, Instinkt und Herz sind Entscheidungsträger

Sie wurden wegen schlechten Benehmens in der Schule in einem Jahr nicht versetzt. Was haben Sie gemacht?

Ich habe Schulfreunde dazu animiert, einen Streik zu organisieren. Und weil ich der Anführer war, wurde ich bestraft.

Warum haben Sie überhaupt gestreikt?
Eine romantische Folge vom Mai 1968 in Paris. Wir leben nicht weit weg von Frankreich und die dortige Studentenrevolution wollte ich in meiner Schule auch einführen. Schulische Themen spielten keine Rolles. Es war dumm. Es war mehr der Versuch, einen Trend aufzugreifen, weil Paris ein Modell war für unsere Jugend. Wir dachten, dass wir eine Revolution machen müssten, wir waren Hippies, wir waren Flowerpower und all diese Dinge.

Ist es Ihnen wichtig, Spuren zu hinterlassen?
Es geht nicht ohne, dass man seinem Leben einen Sinn gibt. Warum lebe ich, warum soll ich leben, warum soll ich Kinder haben? Darauf sollten sie als Führungskraft eine Antwort haben. Es ist leichter im Beruf, wenn sie Ziele haben. Ich hatte Schwierigkeiten, Ziele zu finden. Warum soll ich studieren oder arbeiten? Warum kann ich nicht einfach Musik hören oder einfach ständig im Urlaub sein? Darauf habe ich eine Antwort erfunden: Mach aus deinem Leben etwas, in dem du versuchst, eine Spur zu hinterlassen der Liebe, gegenüber den Menschen, den Tieren, der Natur. Liebe bedeutet Respekt, Vergebung und Teilen. Im Beruf geht es darum, dass deine Person eine Rolle gespielt hat, indem du etwas leistest, woran sich später jemand erinnert. Das motiviert mich heute noch.

Welche Uhrenmarke gehört zu wem?

Sie propagieren, dass man eine seiner Leidenschaft zur Berufswahl heranziehen sollte. Gilt das auch, wenn diese eventuell gänzlich brotlos ist oder zu sein scheint? Wenn ihr Sohn Rockstar oder Künstler werden möchte: Soll er das tun?
Er soll das unbedingt tun. Mein bester Freund sagte mir unlängst, dass sein jüngster Sohn mit 17 Jahren überlegt nach dem Abitur Surflehrer zu werden. Da habe ich ihm gesagt: „Schick‘ ihn nicht auf die Uni. Er soll ein Jahr surfen, das ist kein Problem. Er wird dabei lernen.“ Er wird vielleicht feststellen, dass ihm das nicht ausreicht.

Mein Sohn bekäme diesen Ratschlag: Mach‘ es. Das bedeutet schließlich nicht, dass jemand das sein ganzes Leben machen wird. Die heutige Jugend wird drei oder vier Berufe in ihrem Leben ausüben.

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