Jobsuche Unternehmen müssen ihre Karriereseiten verbessern

69 Prozent der Deutschen wären bereit, den Job zu wechseln - wenn das Angebot stimmt. Doch auf den Karriereseiten, wo sich die Mehrheit über mögliche Jobs informieren möchte, herrscht oft Chaos.

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Screenshot der Karriereseite von Otto Quelle: Screenshot

Deutschlands Arbeitnehmer sind auf dem Sprung. Das zeigt die aktuelle Umfrage „Career Insights“ der Personalberatungen Michael Page und Page Personnel. 69 Prozent der Befragten würden in den nächsten zwölf Monaten ihren Job wechseln – wenn das Angebot stimmt. Und die Erwartungen sind hoch: Ein angenehmes Betriebsklima, wirtschaftliche Stabilität und gute Entwicklungsmöglichkeiten wünschen sich die Befragten von ihrem Arbeitgeber.

Wichtig ist ihnen aber vor allem eines: Sie wollen gefunden werden. "Häufig sind sich Arbeitnehmer ihrer günstigen Position nicht nur bewusst, sondern fordern auch eine aktive Haltung von den Arbeitgebern ein: Sie wollen von ihren zukünftigen Chefs angesprochen werden", weiß Goran Barić, Chef von Michael Page. Ein deutliches Signal an Unternehmen, ihr Recruiting neu auszurichten, um auf dem Arbeitsmarkt nicht den Anschluss zu verlieren. Denn in vielen Unternehmen herrscht ein Mangel an Zeit, Personal und Budget, um potenzielle Mitarbeiter proaktiv anzusprechen.

Die größten Arbeitgeber-Bewertungsplattformen

Bei vielen reicht es offenbar nicht einmal dafür, die unternehmenseigene Karriereseite vernünftig aufzubereiten, wie die jährliche Studie HR-Benchmark des Beratungsunternehmen für digitale Kommunikation, NetFed, zeigt. Für die Untersuchung hat das NetFed-Team 100 Karriereseiten ausgewählter großer Unternehmen unter die Lupe genommen und diese innerhalb der Bereiche „Inhalt & Struktur“, „Service & Dialog“ und „User Experience“ bewertet. Insgesamt wurden die Seiten hinsichtlich 78 unterschiedlich gewichteter Kriterien auf den Prüfstand gestellt. 

Keiner verdient die Note eins

Dabei standen folgende Fragen im Fokus:

  • Wie schnell gelangt man von der Unternehmensseite zur Karriereseite?
  • Werden Schüler, Studenten oder Berufserfahrene bereits auf der Startseite durch eine individuelle Ansprache abgeholt? 
  • Werden Bühnen genutzt, um den Nutzer auf relevante Inhalte zu verlinken? 
  • Findet der Nutzer neben den Jobinhalten weiterführende Informationen zu Arbeitsbedingungen, Karrieremöglichkeiten und Work-Life-Balance? 
  • Werden Fragen zum Bewerbungsprozess direkt auf der Website beantwortet?
  • Wird der Nutzer durch sinnvolle Services wie Eignungstests oder Quizze bei seiner Jobwahl unterstützt?

Welche Unternehmen beim Online-Recruiting vorne liegen

Unternehmen wie Daimler, Deutsche Bahn oder Deutsche Post sind unter den Top Ten, die Spitzenplätze belegen Otto, die Deutsche Telekom und Fresenius. Beim Sieger Otto beispielsweise fiel positiv auf, dass Bewerber von der Karriereseite leicht zu den Social-Media-Plattformen gelangen, auf denen das Unternehmen aktiv ist. Besonders positiv gewertet wurde ein Link zum Online-Unternehmensbewertungsportal Kununu, bei dem Angestellte ihren Arbeitgeber bewerten.

Allerdings reichte das nicht für die Note eins, die im Übrigen keines der Unternehmen erreichte. Die durchschnittliche Wertung für die Karriereseiten betrug 4,1 - also unbefriedigend. Besonders schlecht bewertet wurden die Seiten von Puma, der Deutschen Annigton oder Hugo Boss.

Oft hapert es an der individuellen Ansprache für unterschiedliche Bewerbertypen, es fehlt der Ansprechpartner oder es gibt gleich gar keine Kontaktmöglichkeit. Weiterführende Informationen zum Unternehmen bieten nur 13 Prozent an und nach Bewertungen und Eindrücken der Mitarbeiter können Beweber auf unternehmenseigenen Seiten lange suchen. Auch Bewerbungstipps seien eher die Ausnahme als die Regel, dafür unterscheiden sich die Aussagen und Ausschreibungen auf der Karriereseite häufig von denen auf Xing oder LinkedIn.

Für die Unternehmen heißt das: ran an die Optimierung der Karriereseiten. Denn wer schon keine Zeit und kein Geld ausgeben kann oder möchte, um seine Mitarbeiter zu finden, der sollte es ihnen wenigstens leicht machen, sich zu bewerben. Wer ihnen das auch noch erschwert oder einen chaotischen ersten Eindruck hinterlässt, braucht sich nicht wundern, wenn Nachwuchskräfte lieber zur Konkerenz gehen.

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