Unternehmen, die einen Mitarbeiter gezielt herausstellen, laufen allerdings auch Gefahr, die restliche Belegschaft zu demotivieren. In dem untersuchten Unternehmen hat die Leistung der anderen Mitarbeiter zwar nicht gelitten. Psychologen warnen dennoch vor dem sogenannten Superstar-Effekt, den Jennifer Brown von der Kellogg School of Management in Chicago nachgewiesen hat.
Sie wertete Statistiken von Golfturnieren der Profi-Liga aus und stellte fest, dass die Golfer immer dann unterdurchschnittlich spielten, wenn auch Ikonen wie Tiger Woods an den Turnieren teilnahmen. Auch in späteren Experimenten mit anderen Gruppen stellten Forscher fest: Mit einem Helden will es keiner aufnehmen – man kann ja ohnehin nur verlieren. Dieses Wissen sorgt dann dafür, dass das Gros sich weniger anstrengt.
Richtig loben
Ein grundloses Lob geht nach hinten los. Es klingt wie Spott. Man nimmt Lob nur von einem Menschen an, dessen Kompetenz feststeht, und von dem man bei schlechter Leistung auch kritisiert worden wäre. Also sollte der Lobende nicht übertreiben. Bei der Formulierung des Lobes, sollten die erzielten Erfolge genau benannt werden.
Ein glaubwürdiges Lob muss echte Begeisterung des Lobenden spürbar machen. Coolness ist in diesem Fall unangebracht.
Gute Pädagogen loben die jeweiligen Fortschritte jedes Einzelnen und vermeiden Vergleiche. "Paul, Du bist fast so gut wie der Peter", wirkt eher demotivierend.
Angehängte Kritik macht jedes Lob klein. Auf entwertende Worte wie „aber“ und „eigentlich“, sollte ein Lobender verzichten.
Diese Erfahrung hat auch Aaron Skonnard gemacht. Er ist CEO des amerikanischen Unternehmens Pluralsight, das Softwareentwickler, IT-Administratoren und andere Technik-Spezialisten aus- und weiterbildet. In seinem Unternehmen sei irgendwann auf Nachfragen ein Evaluierungssystem eingeführt worden, das die Leistungen der Mitarbeiter gemessen hat. Daraus resultierte die Auszeichnung „Employee of the Quarter“.
Ungesunder Konkurrenzkampf zwischen Kollegen
Nach nur neun Monaten habe man dieses Belohnungssystem jedoch wieder eingestampft. Seiner Meinung nach sollten andere Unternehmen das Gleiche tun. Denn die Auszeichnung habe zu einem ungesunden Wettbewerb zwischen den Mitarbeitern geführt, wie er in einem Beitrag für das US-Wirtschaftsmagazin "Inc" schrieb: "Wenn Sie eine Person auf ein Podest stellen, bleiben die anderen darunter zurück. Einige könnte dies verärgern."
Das träfe besonders auf Teamkollegen zu, die unbemerkt von der Führungsriegen zu dem Erfolg des gekrönten Mitarbeiters beigetragen haben.
Außerdem sei die Auswahl oftmals subjektiv – eventuell stellt man also die „Pfeife des Monats“ auf das goldene Podest. Für die Zusammenarbeit mit den Kollegen ist das nicht förderlich. Auch Bürgel sagt, dass schnell die Frage "Warum ausgerechnet der?" bei den Kollegen entstehen kann.
Doch auch wenn ein Mitarbeiter tatsächlich besonders fähig ist, sollten Führungskräfte bedenken: "Während derjenige, den Sie belohnen, sich und seine Arbeit sicherlich wertgeschätzt fühlt, fühlt sich eine große Gruppe als Verlierer", wie Skonnard sagt.
Man sollte sich also immer überlegen, ob ein Mitarbeiter, der seine Leistung ob der öffentlichen Bauchpinselei kurzfristig steigert, die demotivierten und beleidigten Kollegen wirklich aufwiegt.