Schnelle, kundenorientierte Entscheidungen; die Fähigkeit, die analoge mit der digitalen Welt kurzzuschließen; das Bewusstsein für hierarchieoffenes, kreatives Arbeiten; und die Bereitschaft zum prozesshaften Betaversion-Denken – diese Kompetenzen brauchen auch Konzerne. Aber erlernen lassen sie sich leichter in einem agilen Start-up.
Sicher, auch Unternehmensberatungen bieten nach wie vor Einblicke in verschiedene Branchen; zeigen, wie Großunternehmen grundsätzlich funktionieren; und lehren die Consultants die schnelle Analyse und Problemlösung. „Aber das ist nur die Grundausbildung“, sagt Personalberaterin Wolff, also gewissermaßen das Pflichtprogramm, das heute der Kür vorausgeht: „Wer danach erfolgreich ein Start-up mit aufgebaut hat, kann anschließend fast überall arbeiten.“
Das bestätigt Tarek Müller, Geschäftsführer des Onlinemodehändlers About You. Drei bis fünf Jahre in einer Beratung seien Qualifikation genug, um in einem größeren Unternehmen Abteilungsleiter zu werden. „Wer dann noch mal ein paar Jahre Digitalerfahrung im Start-up draufsattelt“, sagt der 29-Jährige, „ist reif fürs Top-Management.“ Bei ihm heuern immer wieder Exberater an, die sich digital weiterbilden wollen.
Eine von ihnen ist Janina Jansen. Die 29-Jährige leitet das neue Cloud-Geschäft von About You, zuvor arbeitete sie bei einer Unternehmensberatung. Warum sie wechselte? „Meine Lernkurve war nach zwei Jahren deutlich flacher“, sagt Jansen. Ihre Grundkenntnisse im Bereich E-Commerce wollte sie vertiefen und das Umfeld eines Start-ups kennenlernen. Und das ist vor allem eins: schnell. „Ich musste lernen, mit einer völlig neuen Geschwindigkeit umzugehen“, sagt Jansen. Bei About You werden Projekte schon vor ihrer Fertigstellung umgesetzt und im laufenden Prozess optimiert. Weil auch Konzerne immer schneller reagieren müssen, adaptieren sie diese Herangehensweise. Dass sie dazu häufig noch die richtigen Leute suchen, merkt Janina Jansen regelmäßig an ihrem vollen Postfach. „Seitdem ich bei About You arbeite“, sagt sie, „erhalte ich von Headhuntern jeden Monat mehrere Anfragen.“