




Ohne Vitamin B geht in vielen Bereichen gar nichts – schon gar nicht, wenn es die große Karriere statt dem Nine-to-five-Job sein soll. Und das gilt nicht erst, seitdem es digitale Karrierenetzwerke wie Xing oder LinkedIn gibt. Theodor Heuss soll einmal gesagt haben, dass in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn das Wort „Zufall mit CV geschrieben“ werde. CV steht für den Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen.
Entsprechend raten Berufsberater, Dozenten und Karrierecoaches ihren Schützlingen rund um den Globus dazu, sich rechtzeitig ein strategisches Netzwerk aufzubauen, von dessen Teilnehmern sie beruflich profitieren können. Und damit ist nicht unbedingt ein großer Facebook-Freundeskreis oder eine lange Liste von Xing-Kontakten gemeint. Denn die wirklich relevanten Tipps und Geschäftspartner kommen nicht per Newsletter ins Haus.
So netzwerken Sie online erfolgreich
Natürlich können Sie in den sozialen Netzwerken Menschen Kontaktanfragen senden, die Sie noch nie zuvor getroffen haben. Dann sollten Sie jedoch eine persönliche Nachricht anfügen und darin klar machen, warum Sie gerne Kontakt aufnehmen möchten.
Sie kennen jemanden, der einem anderen Ansprechpartner aus Ihrer Kontaktliste nützlich sein könnte? Schlagen Sie die beiden einander als Kontakt vor. Wenn Sie als Vermittler auftreten, ist es wahrscheinlich, dass auch Sie einmal nützliche Vorschläge erhalten.
Die Suchfunktionen in den sozialen Netzwerken helfen Ihnen interessante Personen für nächste Projekte oder das berufliche Fortkommen zu finden. Schauen Sie sich in Ruhe um, auch in den Kontaktlisten Ihrer Freunde. Aber Vorsicht: Verschicken Sie Kontaktanfragen nicht inflationär.
Es ist immer besser Kontakte aufzubauen und über einen längeren Zeitraum zu pflegen, als Personen erst in dem Moment anzuschreiben, in dem sie Ihnen nützlich erscheinen. Kaum jemand tut einem Fremden einen Gefallen.
Ihr Netzwerk vergrößert sich nicht nur auf Ihre eigene Initiative hin, sondern es hilft auch, möglichst gut gefunden zu werden. Also überlegen Sie genau, unter welchen Schlagworten andere wohl nach jemandem wie Ihnen suchen.
Persönlicher Nutzen durch Business-Netzwerke
Persönliche Kontakte sind Trumpf - zum Beispiel durch das Business-Netzwerk Young Presidents Organisation, kurz YPO. „Durch YPO habe ich den Gründer und Geschäftsführer von Cuipo in Kalifornien kennen gelernt, mit dem ich nun zusammenarbeite“, sagt Ivan Herjavec, CEO der Dream Universe GmbH, einem Groß- und Einzelhändler von Kleidung, Lederwaren, Accessoires, Sport- und Lifestyleprodukten. Seit 2007 ist er ein Teil des Business-Netzwerks. YPO ist eines der größten globalen Netzwerke von Entscheidern, in dem mehr als 23.000 Geschäftsführer und Top-Manager in über 125 Ländern miteinander vernetzt sind. In Deutschland hat YPO vier Verbände - YPO Berlin, YPO München, YPO Rhein und YPO Deutschland.
Wie Sie erfolgreich netzwerken
Wenn Sie absehen können, dass Sie eine bestimmte Person auf einer Veranstaltung treffen, recherchieren Sie im Vorfeld einige Fakten. So ist es einfacher, einen kreativen Aufhänger für den Gesprächsstart zu finden.
Es ist ein Fehler, erst ein Netzwerk aufzubauen, wenn Sie ein Problem haben. Denn dann ist es häufig zu spät. Ein strategisches Netzwerk zu schaffen ist zeitaufwendig.
Natürlich können Sie nicht ständig in regem Austausch mit all Ihren Kontakten stehen, aber versuchen Sie dennoch, die Verbindung zu halten. Eine Weihnachtskarte oder ein Gruß zum Geburtstag reichen manchmal schon.
Bieten Sie Ihrem Gegenüber Ihre Hilfe an. Wenn Sie zuerst Informationen oder Kontakte preisgeben, erhalten Sie einen Vertrauensvorschuss.
Eine Beziehung, von der nur einer der beiden Partner profitiert, ist meist nicht von langer Dauer. Schaffen Sie eine gesunde Balance aus Geben und Nehmen.
Ein Mensch kann laut wissenschaftlichen Untersuchungen maximal den Umgang mit 150 Personen intensiv pflegen - und genau darauf kommt es an.
„Ohne YPO hätte ich nicht die Menschen getroffen, die ich getroffen habe und hätte nie das Cuipo-EMEA-Projekt gestartet”, sagt Herjavec. Cuipo ist eine Marke, die sich dem Schutz des Regenwaldes in Panama und Brasilien verpflichtet hat. Das Unternehmen kauft dort Land auf, um es vor Rodung und der allgemeinen Ausbeutung zu bewahren. Finanziert wird das über den Verkauf verschiedener Produkte vom T-Shirt bis zur Sonnenbrille. „Jedes verkaufte Produkt schützt ein Stück Regenwald“, erklärt Herjavec. „Dabei geht es nicht ums Geschäfte machen, sondern darum, etwas Gutes und Nachhaltiges zu tun.“
Er mache natürlich auch Geschäfte mit anderen Mitgliedern des Netzwerkes, aber das sei nicht der Grund, ein Teil von YPO zu sein. „Zuallererst geht es um meine persönliche Entwicklung.“
Austausch mit Gleichgesinnten
Ähnlich schätzt der Soziologe Sebastian Gradinger von der Universität Trier die Funktion von analogen Karrierenetzwerken und Service Clubs wie den Rotariern ein. Für seine Dissertation „Service Clubs - zur Institutionalisierung von Solidarität und Sozialkapital“ befragte er mehrere Mitglieder der Rotarier, welche Funktion ihrer Meinung nach das soziale Netzwerk in den Service Clubs erfüllt und ob sie das Netzwerk privat und beruflich nutzen. „Einen persönlichen Nutzen sahen viele im „Freundschaftsprinzip““, heißt es in der Arbeit.
So zitiert er einen Rotarier mit den Worten: „Man trifft sehr schnell auf Gleichgesinnte und ist ohne große Probleme auf einer Basis mit diesen Leuten, die einem bis dato sonst vollkommen fremd waren, und hat dort Möglichkeiten, die andere nicht haben.“ Schließlich handele es sich um ein geschlossenes Netzwerk, zu welchem nicht jeder Zutritt habe.
So sagt auch Geschäftsführer Herjavec, dass seine Familie enorm davon profitiere, Familien rund um den Globus zu treffen, die denselben Lifestyle, denselben Hintergrund und dieselben Interessen haben. Man tausche sich beispielsweise über Sommercamps für die Kinder oder geeignete Universitäten aus.