Klimaschutz Sechs Tipps für die nachhaltige Geschäftsreise

Zug statt Flugzeug: Die meisten Dienstreisen finden innerhalb Deutschlands statt. Quelle: iStock

Das Thema Nachhaltigkeit holt Unternehmen auch bei Geschäftsreisen ein. Nicht zuletzt wollen mehr Mitarbeiter klimafreundlich unterwegs sein. Sechs Tipps, wie Dienstreisen umweltfreundlich gestaltet werden können.

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Die Einstellung „Nach mir die Sintflut“ ist auch bei Geschäftsreisen zunehmend verpönt. Abgesehen vom persönlichen Verantwortungsbewusstsein der Firmenleitung wird Klimaschutz auf Dienstreisen immer bedeutender für das Image. Schritte für mehr Nachhaltigkeit helfen, das Ansehen bei Partnern, Kunden und nicht zuletzt den eigenen Mitarbeitern zu stärken. Klimaschutz ist für 80 Prozent der deutschen Geschäftsreisenden ein wichtiges Thema, wie eine Umfrage von SAP Concur kürzlich ergeben hat. Allerdings gaben lediglich 24 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen bei Geschäftsreisen auf die Umwelt achtet.

Dabei ist das Potenzial in diesem Bereich enorm – übrigens auch, was Einsparungen durch Klimaschutz angeht. 189,6 Millionen Geschäftsreisen zählte der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) im vergangenen Jahr. Zwölf Millionen Deutsche waren demnach geschäftlich unterwegs – ein neuer Höchststand und sieben Prozent mehr als 2017. Unternehmen gaben 53,5 Milliarden Euro für Business Trips aus. Das entsprach den Angaben zufolge 162 Euro pro Geschäftsreisendem pro Tag.

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen fürchten, dass klimafreundliche Reisen zu Messen oder Kunden mehr Kosten verursachen. Das muss aber kein Automatismus sein. Außerdem kann der Umweltgedanke einhergehen mit Veränderungen zugunsten einer modernen Mobilität und nachhaltigen Produktivität. Klimaschutz kann Firmen sogar viel Geld sparen. Das beginnt mit dieser Frage.

1. Ist die Geschäftsreise überhaupt nötig?

Geschäftsreisen sind für viele Menschen Alltag. Laut dem VDR waren im vergangenen Jahr allein 48 Prozent der Bediensteten im öffentlichen Sektor beruflich unterwegs. Rituale verleiten aber dazu, den Zweck einer Handlung schon lange nicht mehr zu hinterfragen. Klimaschutz kann da als Impulsgeber für eine Qualitätskontrolle dienen. Ist die Reise im Grunde überflüssig oder gibt es Alternativen? Dem VDR zufolge führten 2018 ganze 37 Prozent der Geschäftsreisen zu unternehmensinternen Meetings und Veranstaltungen. Aber auch manch ein Kunde legt womöglich wenig Wert auf häufige Stippvisiten und würde einen anderen Rhythmus bevorzugen. Vielleicht lassen sich Gespräche auch per Videokonferenz führen – insbesondere, wenn das Unternehmen in gute Technik investiert und weniger digitalaffine Mitarbeiter in der Bedienung schult.

2. Möglichst kleine Reisegruppe

Bei Geschäftsreisen geht es immer noch häufig um Hierarchie und Status. Da reisen Vorgesetzte am liebsten im Pulk und die Anzahl der entsandten Mitarbeiter soll unterschwellig neben Wertschätzung für einen Kunden demonstrieren, was sich der Konzern alles leisten kann. Dabei ist die Größe der Reisegruppe der einfachste Weg für mehr Klimaschutz. Da kann der Vorgesetzte vielleicht zu Hause bleiben und nur die Experten reisen lassen. Oder Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen wechseln sich bei Besuchen bei Kunden und Partnern ab, anstatt gesammelt aufzulaufen. Das kann dem Trip zudem einen inhaltlichen Schwerpunkt verleihen und für mehr Produktivität sorgen.

3. Zug statt Flugzeug

Die meisten Dienstreisen finden innerhalb Deutschlands statt. Laut der VDR-Geschäftsreiseanalyse 2019 lag der Anteil von Tagestrips je nach Unternehmensgröße zwischen 49 und 69 Prozent. Bei längeren Strecken setzen viele Firmen bei innerdeutschen Terminen weiterhin auf das Flugzeug. Schnelligkeit und die im Vergleich zur Bahn immer noch günstigen Tickets waren dafür bislang ausschlaggebend. Immer mehr Unternehmer wollen sich diese Sparmentalität aber nicht mehr leisten und buchen häufiger die Bahn. Selbstversuche zeigen: Dienstreisen mit dem Nachtzug können eine Alternative zum Fliegen sein. Hier sollte der Betroffene jedoch mitentscheiden dürfen und der Arbeitgeber über Anreize nachdenken (beispielsweise geringeres Arbeitspensum während der längeren Reisezeit). In der Umfrage von SAP Concur, einem Dienstleister für Reisekostenmanagement, zeigten sich 57 Prozent der Teilnehmer bereit, für den Klimaschutz Abstriche bei Preis, Schnelligkeit und Komfort hinzunehmen.

4. Umweltschutz vor Ort

Reisen sind mental immer in gewisser Weise ein Ausnahmezustand. Gute Angewohnheiten von daheim gehen da schnell über Bord. Zur klimafreundlichen Dienstreise gehört es jedoch, am Zielort ebenfalls auf Nachhaltigkeit zu achten. Das beginnt mit der Wahl des Hotels. Billige Herbergen setzen häufig auf Wegwerfgeschirr. Aber auch in teuren Hotels kann es sein, dass der Konferenzraum mit Plastik-Einwegflaschen bestückt ist. Viele Anbieter achten hingegen mittlerweile auf Müllvermeidung und Umweltschutz, bis hin zu Trinkwasserspendern und ökologischen Waschmitteln.

Mobilität auf der Dienstreise ist ein weiterer Faktor für mehr Klimaschutz. Mietwagen sind häufig noch die Regel. Dabei machen es Apps einfach, in der Ferne so umweltfreundlich wie zu Hause unterwegs zu sein. Navigationsapps helfen bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Viele Anbieter von Carsharing, Ridesharing, Stadträdern oder E-Scootern sind bundesweit und im Ausland verfügbar.

5. Dienstreise privat verlängern

Spenden für Umweltschutzprojekte helfen, die CO2-Bilanz einer Flugreise zu verbessern. Unternehmen können es Mitarbeitern zudem erleichtern, die Dienstreise privat auf eigene Kosten zu verlängern. Im besten Fall werden auf diese Weise zwei Privatflüge eingespart. „Bleisure“ – eine Wortschöpfung aus „Business“ und „Leisure“ (Freizeit) – wird gern in Anspruch genommen. Die Reiseplattform CWT hatte Anfang des Jahres mehr als 2700 Geschäftsreisende aus Amerika, Europa und Asien befragen lassen. Im Durchschnitt hatte jeder Teilnehmer in den vergangenen zwölf Monaten 2,4-mal eine Dienstreise privat um 4,3 Tage verlängert. Insbesondere in Europa war die Bereitschaft von Firmen für „Bleisure“-Angebote der Analyse zufolge aber ausbaufähig.

6. Zeit für Planung

Zeit ist bei mehr Klimaschutz auf Dienstreisen der Dreh- und Angelpunkt. Alle genannten Faktoren funktionieren nur, wenn ein Unternehmen seinen Mitarbeitern frühzeitig und ausreichend Freiraum für die Planung einräumt – und das nicht nur aus Notwendigkeit, weil etwa Schlafwagenplätze schnell vergriffen sind. Geschäftsreisen sollten bestenfalls annähernd so sorgfältig vorbereitet werden wie der private Urlaub. Wer die Zeit investiert, hält sich alle Alternativen für den bestmöglichen Klimaschutz offen und stärkt womöglich zugleich den eigenen Betrieb.

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