Komplexität Mit schlankeren Strukturen zu mehr Profit

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Beispielfall Henkel

Nach aufwendigen Rechnungen vereinheitlichte der Düsseldorfer Konzern Henkel Rohstoffe und Verpackungen in der Produktion der drei Bereiche Waschmittel, Kosmetik und Klebstoffe Quelle: dpa

Genau das wollte Henkel vermeiden. Als der Düsseldorfer Dax-Konzern vor gut vier Jahren damit begann, die Strukturen seiner Wertschöpfungskette zu durchforsten, stellte sich das dafür abgestellte Managementteam immer wieder die Gretchenfrage: „Was wäre, wenn?“

Um eine möglichst präzise Idee von den Folgen denkbarer Entscheidungen zu bekommen, wird zuerst in einer ausführlichen Kostendeckungsbeitragsrechnung im Detail berechnet, welchen Anteil jedes einzelne Produkt am Gesamtertrag hat. Im zweiten Schritt werden mithilfe komplizierter mathematischer Modelle unterschiedlichste Szenarien durchgespielt – um eine genaue Vorstellung davon zu bekommen, wie sich das Gesamtergebnis verändert, wenn jeweils einzelne Faktoren variiert werden: etwa einzelne Produkte gestrichen, bestimmte Kundensegmente nicht mehr bedient, Lieferanten gewechselt, Fabriken stillgelegt oder Prozesse und Abläufe gestrafft würden. Schritt für Schritt wird so die gesamte Wertschöpfungskette durchleuchtet.

Der Konzernumsatz konnte gesteigert werden

Die Ergebnisse bei Henkel: Allein weil in der Produktion der drei Geschäftsbereiche Waschmittel, Kosmetik und Klebstoffe Rohstoffe und Verpackungen vereinheitlicht wurden, konnte Henkel die Zahl der weltweiten Lieferanten um rund ein Viertel reduzieren. Und die Zusammenlegung von Einkauf und Produktion des 2008 übernommenen Klebstoffherstellers National Starch wird allein im Geschäftsjahr 2011 Synergieeffekte von rund 250 Millionen Euro schaffen.

Seit Beginn des Projekts ist der Konzernumsatz von 14 auf 15 Milliarden gestiegen, die Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen hat sich von 5,5 Prozent 2008 auf 11,4 Prozent im Jahr 2010 mehr als verdoppelt. Weiteres Ergebnis der Henkel’schen Planspiele: Der Konzern will Produktionsstätten in reifen Märkten wie Deutschland schließen und neue Produkte künftig nur noch für Persil, Schwarzkopf und Loctite entwickeln – Henkels Hauptmarken, die fast ein Viertel des Umsatzes bringen.

Lohnende Überprüfungen

Auch der Pharmakonzern Stada aus Bad Vilbel hat Mitte 2010 begonnen, Sortiment und Strukturen zu straffen. Mit dem Programm „Stada – build the future“ will der im MDax notierte Hersteller von Generika und rezeptfreien Arzneimitteln wie Grippostad oder Mobilat den Konzernumsatz von 1,6 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2010 bis 2014 um mehr als ein Drittel auf knapp 2,2 Milliarden Euro steigern. Der Gewinn soll sich im gleichen Zeitraum auf 215 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Die Hits in der Hausapotheke
Platz 10: Grippostad von Stada Quelle: dpa
Platz 9: Aspirin plus C Quelle: dpa
Platz 8: Dolormin Quelle: PR
Platz 7: ACC Quelle: dpa
Platz 6: Aspirin Quelle: dpa
Platz 5: Thomapyrin Quelle: dpa
Platz 4: Bepanthen Wund- und Heilsalbe Quelle: dpa

Erstes sichtbares Ergebnis nach einer ausführlichen Analyse des Unternehmens und seiner künftigen Geschäftsfelder: Mitte 2011 legte der Vorstand die vorher auf mehrere deutsche Standorte verteilten Bereiche Produktentwicklung und Qualitätsmanagement am Hauptsitz in Bad Vilbel zusammen. Außerdem beschloss der Mittelständler aus Hessen, margenschwache Produkte auszusortieren, unrentable Produktionsstätten verkaufen. Und will prüfen, welche Aufgaben unbedingt selbst erledigt und welche an Drittanbieter ausgelagert werden können.

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