
Meist liegt es an der Kommunikation, wenn etwas schief geht. So tun sich viele Vorgesetzte beispielsweise schwer, ihren Mitarbeitern ein ordentliches Feedback zu geben. Wer seinem Angestellten nur ein "Ihre Leistung ist ungenügend!" hinschmettert und damit den Raum verlässt, erreicht nichts - außer, dass der Mitarbeiter völlig verunsichert und zu Recht verärgert ist.
Schade um die verpasste Gelegenheit, finden Sabine Hübner und Carsten K. Rath, das Gründerduo der Management- und Unternehmensberatung RichtigRichtig.com, die häufig mit dem Thema schlechte Feedback-Kultur zu tun haben.
Das Problem ist nur, dass Chefs das nicht einsehen - und zwar unabhängig davon, was sie verbocken. Denn in zwei von drei Unternehmen wird über die Fehler von Vorgesetzten häufig geschwiegen. In jeder vierten Firma sind die Missgriffe der Chefs sogar ein absolutes Tabuthema. Das sind Ergebnisse der Studie "Einfluss des HR-Managements auf den Unternehmenserfolg" der Personalberatung Rochus Mummert. Dazu wurden HR-Führungskräfte sowie 1000 Arbeitnehmer befragt.
Mit wem wir uns im Beruf am häufigsten streiten
Je mehr ein Mensch mit einem anderen zu tun hat, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie aneinander geraten. Entsprechend gaben 37 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage "Streit - erfolgreich oder folgenreich" der IHK Frankfurt an, sich häufig mit Kollegen beziehungsweise Mitarbeitern zu streiten.
Mehr als ein Drittel gab an, sich häufig mit Führungskräften zu streiten.
Ein Viertel sagte, dass sie häufig mit der Geschäftsleitung aneinander geraten.
23 Prozent streiten sich häufig mit Kunden.
Bei 14 Prozent sind Zulieferer ein häufiger Streitgrund und -partner.
Elf Prozent streiten sich häufig mit Behörden, mit denen sie beruflich zu tun haben.
Jeweils sieben Prozent gaben an, sich mit Gesellschaftern beziehungsweise Kooperationspartnern in die Haare zu kriegen.
Nur drei Prozent geraten häufig mit Kapitalgebern und Banken aneinander.
"Da sich die meisten Konflikte in Unternehmen an Fehlern entzünden, muss es erlaubt sein, auch die der Chefs zu thematisieren", sagt Hans Schlipat, Studienleiter und Managing Partner der RochusMummert-Gruppe. "Am besten von den Top-Führungskräften selbst. Denn das Schaffen einer offenen und konstruktiven Konfliktkultur funktioniert nur, wenn es von ganz oben vorgelebt wird." Denn die Vorstandsvorsitzenden oder Vorsitzenden der Geschäftsführung haben den mit deutlichem Abstand größten Einfluss auf die Leitkultur ihres Unternehmens.
"Die Vorbildfunktion der obersten Führungsebene ist essentiell, um einen kulturellen Wandel in einem Unternehmen zu bewirken", so Schlipat. Unternehmen, den dieser Wandel gelingt, profitieren zudem auch wirtschaftlich. So zeichnen sich ertragsstarke Unternehmen dadurch aus, dass Konflikte nicht tabuisiert und gemeinsame Überzeugungen durchgängig in allen Hierarchien gelebt werden.
"Die auf diese Art ausgedrückte Wertschätzung durch Vorgesetzte ist über alle Hierarchien hinweg der größte Motivator – und dazu noch völlig kostenlos", weiß Schlipat.
So werden Sie in Ihrem Unternehmer zum Konfliktlöser
Der unternehmensinterne Konfliktmoderator sollte professionell trainiert sein. Die Lektüre von Fachtexten zum Konfliktmanagement kann hilfreiche Impulse liefern. Sie kann aber eine professionelle Qualifikation nicht ersetzen. Als Konfliktmoderator ist es entscheidend, auch die psychischen Prozesse des Konfliktes zu erkennen und zu berücksichtigen. Wer das nicht kann, muss sich entweder weiterbilden oder einen externen Experten beauftragen.
Quelle: Institut für Konfliktmanagement und Führungskommunikation (www.ikuf.de).
Der Vorteil eines unternehmensexternen Konfliktmoderators ist, dass dieser in den meisten Fällen ein größeres, fachspezifisches Know-how hat und in der Begleitung von Konfliktmoderationsprozessen geübter ist. Außerdem wird eine externe Person eher als überparteilich wahrgenommen – und nicht als „verlängerter Arm“ der Geschäftsführung. Dies ist unter anderem bei der Moderation von Konflikten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern relevant.
Es ist wichtig, wie der Anlass einer Konfliktmoderation kommuniziert wird – insbesondere wenn die Mitwirkung der Streitenden nicht freiwillig ist. Stellen Sie keine Problembeschreibungen in den Vordergrund, sondern positive Ziele des Konfliktmoderationsprozesses, für deren Erreichen sich Mitmachen und auch Anstrengungen lohnen.
Setzen Sie sich in Ihrem Unternehmen für eine konstruktive Fehler-Kultur ein, die Fehler nicht als Schuldfrage behandelt, sondern als Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Sie verhindern dadurch, dass Konflikte von Führungskräften „unter den Teppich gekehrt werden“ und die Illusion eines konfliktfreien Unternehmens entsteht.
Wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitern Rückmeldungen über deren Leistungen geben, sind dies Situationen, die leicht zu Konflikten führen können. Bilden Sie Ihre Führungskräfte in der Feedback-Kommunikation fort, damit diese konfliktvorbeugend und auch deeskalierend handeln können.
Genauso motivierend - und kostenlos - ist das eingangs erwähnte Feedback an die Mitarbeiter. "Zeitnahes und konstruktives Feedback ist das effektivste Mitarbeiter-Entwicklungsinstrument. Führungskräfte dürfen diese Gespräche nicht auf die leichte Schulter nehmen", sagt Sabine Hübner. Denn Feedback kann sowohl positive – lobende – als auch kritische – anregende – Aspekte für den Mitarbeiter beinhalten. Damit daraus kein offener Schlagabtausch wird oder der Mitarbeiter auf Abwehr schaltet, sollten Chefs vor allem immer sofort Rückmeldung geben.
Ein Mitarbeiter kann Feedback, das unmittelbar nach seiner gezeigten Leistung gegeben wird, wesentlich besser reflektieren. Für ihn ist es dann eindeutig, dass nicht er als Person infrage gestellt wird, sondern das Feedback auf die gerade gezeigte Situation abzielt.
Außerdem macht der Ton die Musik: Hagelt es Wörter wie "schlecht" oder "grausam", wird das Gegenüber von Beginn an die Scheuklappen aufsetzen. Adressiert man das Anliegen so, dass man es auch selbst annehmen könnte, wird auch der Angesprochene eher die Rückmeldung annehmen.
Es kann auch nicht schaden, sich nach dem Feedbackgespräch noch einmal rückzuversichern, ob und wie die eigene Botschaft angekommen ist. Abschließende Fragen, wie "Wie ist Ihr Eindruck dabei?", lassen zum einen die Perspektive des Gegenübers erkennen. Zum anderen vermitteln sie die Wertschätzung seiner Person.