Krisenmanagement Volkswagen braucht Streitkultur

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Vier Phasen führen zum Erfolg

Im ersten Schritt werden die Beteiligten durch die Themensetzung animiert, zur Lösung des Problems die eigene Kompetenz  einzubringen. Außerdem grenzt sie den Entscheidungsspielraum präzise ein, so dass die Diskutanten den Freiraum erkennen, in dem sie ohne Bevormundung agieren können. Die Themensetzung definiert, was bereits festliegt und folglich nicht mehr zu entscheiden ist. Sie ist ein elitärer Akt – vom Vorgesetzten vorgenommen.

Im zweiten Schritt, der Diskussionsphase, tritt die Führungskraft in den Hintergrund. Jetzt darf es wild und chaotisch zugehen. Diese Phase wird als Streit empfunden und deswegen häufig gemieden. Fast alle Moderationsmethoden versuchen Ruhe, Ordnung und Sachlichkeit herzustellen.

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Aber neue Ideen entspringen nur selten einem geordneten Dialog. Sie erwachsen meist aus einer chaotischen Gemengelage. Hier liegt die Würze des Gedankens Streitkultur. Der Leiter der Diskussion sollte wissen, im Moment geht es nur um die Materialsammlung. Es sieht aus, als ringen alle um eine Entscheidung. Aber dafür ist es noch zu früh. Die Rauflust glüht noch.

Wenn sich bei den Beteiligten das Gefühl einstellt, die Luft sei raus, geht es in die dritte Phase. Um in diese Entscheidungsphase einzutreten, muss der Chef beherzt einen Schlussstrich ziehen. Sonst beginnt das unsägliche Zerreden. „Es ist alles gesagt, aber wie entscheiden wir nun?“ Wurde der Gipfelpunkt der Spannung wirkungsvoll genutzt, entspannt sich die Atmosphäre meist schlagartig. Natürlich, jede Entscheidung hat Gewinner und Verlierer. Die Beteiligten ringen sich zum gemeinsamen Entschluss durch. Diese Phase braucht die kooperativen Fähigkeiten der Führungskraft.

Im vierten Schritt, der Umsetzungsphase, werden die Aufgaben verteilt. Wer macht was? Bis wann? Wie werden die  Schritte überwacht? Was passiert, wenn nichts passiert? Jetzt kommen auch autoritäre Aspekte der Führung zum Tragen.

An diesem Modell kann sich die Führung orientieren, Situationen präzise einordnen und gezielt intervenieren. Führen mit Streitkultur ist eine Kunst und erfordert mehr, als miteinander reden. Es ist eine Antwort auf die Erfordernisse unserer Zeit. Streitkultur hätte VW vieles erspart.

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