Kultur bei SpaceX und Tesla Elon Musks Führungsstil: Rückschlag für die Managementkultur

Cowboy-Kapitalist: Elon Musk bei der Technologiemesse SXSW in Austin, Texas. Foto: imago Quelle: imago images/ZUMA Wire

Das „Time Magazine“ hat den Unternehmenschef zur „Person of the Year“ gekürt. Obwohl in seinen Firmen offenbar eine verheerende Kultur herrscht. Musk vorzuwerfen ist das nicht. Die Folgen zu verantworten hat er trotzdem. Ein Kommentar.

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Der Erfolg gibt ihm Recht. Diese Floskel ist vor allem bei Sportreportern beliebt, aber auch für den Unternehmer Elon Musk trifft sie zu: Solange die Umsätze steigen, die Gewinne wachsen, ist alles erlaubt, was nicht verboten ist. Wenn jetzt just in dem Moment, in dem Musk als „Person of the Year“ ausgezeichnet wird, weitere Vorwürfe von Ex-Mitarbeiterinnen bekannt werden, die eine Kultur der Angst und sexuelle Belästigung durch Mitarbeiter seiner Unternehmen SpaceX und Tesla beklagen, dann muss Musk solche Vergehen einerseits klar sanktionieren und sich zugleich fragen, ob ihm das reicht: erfolgreich zu sein. Möchte er mehr sein? Ein Vorbild etwa?

Seine Position ist prädestiniert dafür. Und heikel. Denn Musks wirtschaftlicher Erfolg, sein Mut technologische Durchbrüche zu suchen, wo andere jahrzehntelang gescheitert sind, macht ihn ohne weiteres Zutun zur Orientierungsmarke. Seine Bewunderer, von denen es weltweit Millionen gibt, versuchen sein Erfolgsgeheimnis zu entschlüsseln, ahmen ihn nach, mit all seinen Wesenszügen. Musk brüllt seine Mitarbeiter an, klingelt sie mitten in der Nacht aus dem Bett und ruft sie in die Fabrik? Dann muss es wohl so sein, wenn man so erfolgreich sein will. Musk pflegt einen ausgeprägten Männlichkeitskult, feuert seine Manager zu Leistung an, indem er den Wettbewerb mit anderen zu einem gnadenlosen Existenzkampf stilisiert? Offenbar ist diese Taktik zielführender als alle netteren Alternativen. Und wenn dabei Frauen unter die Räder kommen? Dann ist das vielleicht der unschöne Preis, der für den Siegeszug der Technologie zu entrichten ist.

Bloß: All diese Zusammenhänge existieren nicht, ja, sie widersprechen jeglichen Ergebnissen der Managementforschung der jüngeren Vergangenheit. Musks Verhalten hat deshalb verheerende Folgen. Es verhilft einer Managementkultur zu neuem Leben, die viele andere Konzerne aus guten Gründen hinter sich lassen. Verwerflich ist das nicht, ärgerlich allerdings. 



Denn auf diese Weise wird Musk zwar als spektakulär erfolgreicher Unternehmer in die Geschichte eingehen, so wie einst Thomas Edison, John D. Rockefeller oder Alfred Krupp. Eine Vorbildfigur vom Typus Robert Bosch aber, auf die Menschen noch lange nach ihrem Ableben auch in ethischen Fragen Bezug nehmen, wird er so nicht.

Mehr zum Thema: Sich bei Tesla in Grünheide zu bewerben, klingt nach einem guten Plan, handelt es sich doch um den vielleicht modernsten Autobauer der Welt. Doch was Menschen berichten, die sich schon beworben haben, schreckt ab – Chaotische Prozesse, arrogante Tesla-Personaler, schlechte Gehälter.

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