Langfristig im Geschäft Die fünf Erfolgs-Prinzipien dauerhaft erfolgreicher Unternehmen

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„Was sind die Werte des Unternehmens?“

„Gerade wenn große Krisen auftreten und auf Unternehmen zukommen“, sagt Stadler, „gibt es die Notwendigkeit, sich anzupassen und zu verändern.“ Die Frage sei – wie macht man das? Erfolgreiche Unternehmen, sagt Stadler, hätten gelernt, diesen Prozess auf eine „kultursensible Art und Weise“ zu vollziehen -  sie versuchten zwar, sich auf die neue Situation einzustellen, „aber nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten – sie haben sich sehr genau angeschaut: wo kommt das Unternehmen her, was sind seine Werte, und sie haben auf der Grundlage versucht, die Mitarbeiter mitzunehmen“. Ein gelungenes Beispiel ist für Stadler der Umbau der Barclays Bank.

Inzwischen hat Stadler diesen Ansatz erweitert. Neuerdings forscht er zusammen mit Kollegen am neuen Thema „Open Strategy“ – neue Prozesse, wie Unternehmen ihre Strategie überarbeiten. Nicht länger nur in der Chefetage hinter verschlossenen Türen, sondern „offener als in der Vergangenheit – indem sie Mitarbeiter einbeziehen, vielleicht auch Kunden, Leute aus ganz anderen Branchen und Industrien beteiligen, mitunter gar Konkurrenten.“

Höhere Loyalität

Das, so der umtriebige Business-Professor, der auch über Zahlsysteme in Afrika oder japanische Mangas forscht, führe zu einem größeren Überblick über die vorhandenen Ideen. Noch wichtiger jedoch sei, alle Beteiligten mitzunehmen, die ihre jeweils eigenen Interessen hätten:  „Gerade in Zeiten, in denen sich sehr viel verändert, ist es für alle Beteiligten besser, wenn sie sich aktiv beteiligen und mitreden können.“

In Krisensituationen wie zuletzt in der Corona-Pandemie, sagt Stadler, führe das nicht zuletzt auch dazu, dass Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nach dem „Open Strategy“-Ansatz einbeziehen und mit Respekt behandeln, auch auf eine höhere Loyalität bauen könnten: „Das gilt auch für unsere Business School“, sagt Stadler, „wir sind ja selbst beinahe ein mittelständisches Unternehmen.“

„Amazon wird bankrott gehen“

Immer wichtiger werde es zudem für Unternehmen, für den Geschäftserfolg auch die Kundensicht einzuholen. Da habe sich gerade in den vergangenen zehn, 15 Jahren vieles massiv verändert. „Selbst Unternehmen, die früher nicht direkt mit Endkunden in Kontakt kamen, sind heute in einer neuen Situation“, sagt Stadler, „durch das Internet of Things stehen auch sie nun in ständigem Austausch mit den Kunden, die Daten sorgen für permanente Rückmeldungen.“ Vorausschauende Unternehmen nutzten diese etwa, um neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Paradebeispiel und Vorbild in der Disziplin, den Kundenwillen ins Zentrum zu rücken, ist für viele der Onlineriese Amazon. Dennoch gefiel sich Gründer Jeff Bezos als ständiger Mahner. Bei einer Mitarbeiterversammlung sagte Bezos gar, er prophezeie, Amazon werde eines Tages scheitern: „Amazon wird bankrott gehen. Wenn ihr euch große Unternehmen anschaut, so haben sie Lebensspannen von 30 Jahren, nicht von 100 Jahren.“

Wie altern die GAFAs?

Stadler sieht das nicht ganz so. Die sogenannten GAFAS, die verglichen mit den Jahrhundert-Champions noch blutjungen Tech-Konzerne wie Google, Amazon, Facebook, Apple oder auch Netflix, hätten in ihrer noch kurzen Geschichte schließlich auch bereits bewiesen, sich anpassen und auf neue Gegebenheiten einstellen zu können. Ablesen lasse sich diese Fähigkeit gut etwa am Softwareriesen Microsoft.

Welchem dieser Hightech-Konzerne er es nun zutraut, womöglich ebenfalls ein Jahrhundert-Champion zu werden, da hält sich Stadler mit österreichisch- britischem Understatement zurück. Immerhin: „Dass zumindest einer von ihnen das schaffen kann, ist nicht auszuschließen – aber wir wissen ja nicht einmal: Gibt es in 100 Jahren überhaupt noch das Internet? Oder funktioniert das dann komplett anders?“

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