Macht – anders!
Gender-Werte in Unternehmen sind meist eher männlich geprägt. Quelle: Getty Images

Das ist der wahre Genderwahnsinn

Manager sollen Unternehmen immer stärker wertebasiert führen. Dumm nur, dass diese Werte meistens von Männern definiert sind – und viel zu holzschnittartig für den Arbeitsalltag sind.

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Kürzlich fiel mir ein Lehrbuch aus Studienzeiten in die Hände. Es ging um Unternehmenskultur. Nostalgisch blätterte ich darauf los – und blieb an einer Stelle hängen. Die männlichen Autoren ließen sich dort ausführlich über „männliche“ Werte aus. Also Leistungsbezug, Geradlinigkeit, Härte, Konkurrenzdenken und materielle Orientierung. Demgegenüber stellten sie die „weiblichen“ Werte, etwa Fürsorge und Kooperation.

Will man die Kultur in einem Unternehmen beschreiben, so sind Werte unbestritten ein wichtiger Faktor. Genauso wie Management by objectives oder Management by exceptions hat sich auch das Management by values in der betriebswirtschaftlichen Lehre und längst auch in der Praxis etabliert. Wer sich aber die Mühe macht, sich mit einem so vielschichtigen Führungsansatz zu beschäftigen, der sollte schon etwas Hirnschmalz in die Analyse der Werte stecken.

Was ist das Ziel hinter der Beschreibung eines vermeintlich „männlichen“ Wertegefüges? Sollen alle  Frauen in der Belegschaft männlicher werden? Oder die Männer im Unternehmen weiblicher – ganz im Sinne der Ausgewogenheit? Sind „männliche“ Werte erstrebenswert? Oder „weibliche“?

Wahrscheinlich würden mir die Autoren nun antworten: „Wie immer braucht man eine gute Mischung!“ Und hier sage ich: Nein, meine lieben akademischen Lehrmeister! Wir brauchen eine ausgewogene Mischung aus Männern und Frauen im Team, keine vermeintlich männlichen oder weiblichen Werte.

Wir können die Werte einfach beim Namen nennen – ohne dass wir ihnen eine geschlechtliche Konnotation geben, die aus inhaltlicher Sicht längst völlig überholt ist. Wenn wir uns mit den tatsächlichen Merkmalen beschäftigen, würden wir merken, dass man gleichzeitig kooperativ und leistungsorientiert sein kann – und das sowohl als Frau wie als Mann.

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Ich würde mir wünschen, dass wir über solche tradierten, ganz explizit von Männern geprägte Strukturen hinwegkommen. Aber vielleicht ist das einfach zu viel erwartet, wenn im Jahr 2022 nur jede vierte Wirtschaftsprofessur mit einer Frau besetzt ist.

Lesen Sie auch: Warum wir das Potenzial der Frauen besser nutzen müssen.

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