Das heißt im Klartext, dass Unternehmen sich nicht nur Gedanken über das kurzfristige Glück ihrer Mitarbeiter oder Kunden machen sollten, sondern auch um das Glück ihrer Geschäftspartner und der Community. Seien es unternehmerische Maßnahmen zur Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility (CSR) oder der Gesundheitssteigerung der Mitarbeiter – alle verpuffen in ihrer Wirkung und sind nicht glaubwürdig, wenn sie nicht über alle Hierarchiestufen hinweg gelebt werden.
Um die Erkenntnisse aus der Glücksforschung für die Unternehmen nutzbar zu machen, benötigen wir einen ganzheitlichen Ansatz zur Implementierung und Messbarkeit von Glück. Praktisch bietet sich dafür die Einführung einer sogenannten „Happiness Scorecard“ an. „Glück“ steht dabei im Mittelpunkt aller strategischen Überlegungen des Unternehmens. Ausgehend von diesem obersten Ziel wird das Glück der Mitarbeiter, Geschäftspartner, Shareholder und der ganzen Gesellschaft abgeleitet. Alle Maßnahmen, die vom Unternehmen durchgeführt werden, folgen nun einem integrierten Konzept und verstärken sich in ihrer Wirkung anstatt zu verpuffen.
Gleichzeitig haben wir eine gesunde Balance in den Zielen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen. So streben die Mitarbeiter vielleicht nach persönlichem Glück, das sich aus Attributen wie einer gesicherten finanziellen Existenz, einem ausgewogenen Sozialleben, guter Gesundheit und einer erfüllenden Arbeitsaufgabe ergibt. Dies alles sind Dinge, die ein Arbeitgeber gezielt beeinflussen kann.
Das Glück der Geschäftspartner, wie Lieferanten oder Dienstleister, kann durch ein hohes ethisches Handeln des Unternehmens beeinflusst werden, bei dem Transparenz und das Anstreben einer Win-win-Situation im Vordergrund stehen, anstatt das Erreichen eines kurzfristigen persönlichen Vorteils.
Das Glück der Gesellschaft steigert das Unternehmen durch die Übernahme konkreter Verantwortung im näheren Unternehmensumfeld, zum Beispiel im Rahmen von Corporate Citizenship-Maßnahmen, und auch durch ökologisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften.
Das Glück der Shareholder kann das Unternehmen sowohl durch eine gesunde Rendite als auch durch den Beitrag steigern, den das Unternehmen zum Glück der Gesellschaft, der Kunden und der Mitarbeiter gibt.
Klingt das zu sehr nach "schöne neue Welt"? Nein. Diese Art zu denken ist zu einer Option geworden, an der Unternehmen jetzt nicht mehr vorbei kommen. Zumindest nicht solche Unternehmen, die in Zeiten des Fachkräftemangels nicht auf den Einsatz von motivierten leistungsfähigen Mitarbeitern verzichten können. Auch nicht solche Unternehmen, die im Rahmen eines globalen Wettbewerbes und fast vollkommener Preistransparenz nicht auf ihren Wettbewerbsvorteil beim Kunden verzichten möchten. Auch nicht solche Unternehmen, deren Handeln in Zeiten hoher Medienpräsenz, blitzschneller Verbreitung von Meinungen und Beobachtungen via Social Media und Internet im Fokus der Gesellschaft und deren Urteil stehen.
Daher sollte Glück nicht mehr nur die geheime Zutat erfolgreicher Unternehmen sein, wie Richard Branson feststellt. Vielmehr sollten Unternehmen die Chance ergreifen, ganz offensichtlich Werte zu integrieren, die bereits längst in das volkswirtschaftliche Denken unserer und anderer Nationen Einzug gehalten haben.