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Management Gesundheitsbewusste Führung ist möglich

Manager sind für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter mitverantwortlich. Sie sollten daher einige Prinzipien der gesundheitsbewussten Führung beachten.

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Vorgesetzte können durch das, was sie sagen und tun, das Stressempfinden ihrer Mitarbeiter stark beeinflussen. Das war eine zentrale Erkenntnis des Stressreports 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA). Sie können den Stress abfedern - oder im schlimmsten Fall verstärken.

Man muss kein Leser von Ratgeber-Literatur und Management-Zeitschriften sein, um zu merken, dass die Gefährdung der Gesundheit – vor allem der psychischen – am Arbeitsplatz eines der großen Gesellschaftsthemen der Gegenwart ist. Kein Wunder also, dass sich Psychologen immer stärker der Arbeitswelt widmen: „Leistung oder Gesundheit: Psychologische Konzepte für die gestresste Gesellschaft“ war das Thema des 24. Kongresses für Angewandte Psychologie in Berlin, den der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) organisierte und über den die Zeitschrift „Wirtschaftspsychologie Aktuell“ berichtet. Aus den Vorträgen lassen sich einige Prinzipien für eine Führung destillieren, die Mitarbeiter psychisch gesund erhält und damit deren Arbeitsfreude befördert:

1. Belastung beobachten

Stress ist die Reaktion eines Menschen in Gedanken, Gefühlen und Verhalten auf psychische Belastungen. Das kann das Fehlen von Handlungsspielraum sein, widrige Arbeitsabläufe oder als negativ empfundene soziale Beziehungen. Wer erkennen will, ob Mitarbeiter gefährdet sind – wozu das Gesetz den Arbeitgeber verpflichtet – muss daher vor allem diese Belastungen beobachten. Isabel Rothe, Psychologin und Präsidentin der BAUA empfiehlt Aufmerksamkeit vor allem unter folgenden Bedingungen, die am ehesten krank machen: einfache Tätigkeiten (zum Beispiel Kassieren) bei denen der Arbeitsdruck groß, und die Ressourcen (zum Beispiel persönliche Motivation) sehr begrenzt sind; wenn eine Führungskraft für viele Mitarbeiter verantwortlich ist; überlange Arbeitszeiten und fehlende Erholung; betriebliche Umstrukturierung, die von Mitarbeitern verlangt, viele zusätzliche Aufgaben zu übernehmen.

2. Mitarbeiter einbinden

Wenn Arbeitseinheiten neu organisiert, Prozesse umgestaltet oder neues eine Arbeitsgeräte eingeführt werden, ohne dass die Betroffenen im Vorhinein Bescheid wissen, ist das ein Stressbeschleuniger. Gesundheitsverantwortlich zu führen heißt deswegen immer auch, seine Mitarbeiter zu informieren und in Entscheidungen, die sie betreffen, miteinzubeziehen.

3. Loben und Lachen

Glücksgefühle in Büros und Werkhallen sind das beste Mittel gegen Stress. Wenn Mitarbeiter Freude, Stolz und Hoffnung empfinden, hat der Stress selbst bei langen Arbeitszeiten und hoch gesetzten Zielen wenig Chancen. Gesundheitsberaterin Anne Katrin Matyssek empfiehlt Führungskräften zwei Mittel: Anerkennung und Lachen. Anerkennung bekommen Mitarbeiter – kostenneutral! - in Form von Lob. Die meisten Menschen glauben, dass sie zu wenig gelobt werden. Über zu viel beschwert sich keiner. Und Lachen ist bekanntlich der Stressfeind schlechthin. Aber Matyssek mahnt: „Lachen Sie nicht nur mit Ihren Lieblingen.“ Wenn einige nicht mitlachen, kann sich das auf lange Sicht gegen den Chef wenden.

4. Selbst gesund bleiben

Viele Manager sprechen über Gesundheitsmanagement – und vergessen ihre eigene. Entscheidend dafür ist die Dosierung der eigenen Arbeit. Matyssek rät zum Beispiel: Fünf- bis sechsmal täglich eine Mini-Auszeit für zehn Sekunden nehmen. Dabei die Augen schließen und einfach nur auf das Ein- und Ausatmen achten. Sie empfiehlt außerdem, in der Mittagspause möglichst nicht über die Arbeit zu reden.

5. In Gesundheit investieren

Die Gesundheit der Mitarbeiter kostet Unternehmen Geld – wenn sie zum Beispiel unerreichbare Ziele revidieren oder auf Synergien aus Rücksicht auf unzumutbare Arbeitsbelastungen der Betroffenen verzichten. Aber dieses Geld sollte als Investition verbucht werden. Vielleicht zahlt sich das Gesundheitsmanagement nicht sofort in barer Münze aus, langfristig aber schon, denn psychisch kranke Mitarbeiter arbeiten schlechter und sorgen für einen höheren Krankenstand.

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