Management Sieben goldene Regeln für mehr Zeit im Beruf

Der effiziente Umgang mit Zeit entscheidet für Unternehmer nicht nur über den beruflichen Erfolg, sondern letztendlich auch über Gesundheit und privates Glück. Der Coach Martin Geiger gibt in einem Gastbeitrag praktischen Rat.

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Die Uhr tickt gnadenlos - nicht nur für Jackie Chan und Owen Wilson im Film

Lang ist es her, dass der Arbeitstag eines Unternehmers um 8 Uhr begann und um 18 Uhr endete. Heute stehen zwischen Geschäftsfrühstück und Business-Dinner unzählige Meetings an. Hin- und Rückfahrten werden für Telefonate oder den Abruf von Emails genutzt, das Wochenende für das Lesen von wichtigen Informationen und die Nächte für Telefonate mit Geschäftspartnern aus anderen Zeitzonen.

Martin Geiger ist Coach und Experte für die Steigerung der persönlichen und unternehmerischen Produktivität. Er arbeitet seit vielen Jahren mit Unternehmern in ganz Europa. Quelle: Presse

Immer neue Tools der Kommunikationstechnik versprechen uns Zeitersparnis: Ein ausgeklügeltes Zeitmanagementsystem in der Cloud, unzählige To-do-Listen und Terminplanung auf dem Smartphone. Doch hat dies dazu geführt, dass wir mehr Zeit haben? Im Gegenteil: Der Tag könnte 48 Stunden haben, ohne dass wir es schaffen würden, alles zu erledigen. Wie können wir die Macht über unsere Zeit und unser Leben zurückgewinnen?  Die folgenden sieben Ratschläge können dabei helfen.

Motivierende Ziele setzen

Erfolg bedeutet das planmäßige Erreichen eines selbst gesteckten Zieles. Entscheidend ist, das Ziel zu kennen. Erst dann können wir möglichst effizient agieren. Vor der Revolution des Zeitmanagements müssen unsere Ziele formuliert werden. Wie ist der Stand der Lebensbereiche Persönlichkeit, Gesundheit, Beruf, Vermögen, Beziehungen, Freizeit? Was will ich wirklich? Wo will ich in fünf bis zehn Jahren stehen? Die Antwort ist entscheidend für Ihre Motivation, Ihre Produktivität, Ihre Effizienz und damit natürlich für die Ergebnisse.

Zehn Tipps für mehr Produktivität
1. Tierfotos aufhängen…Klingt skurril, funktioniert aber tatsächlich. Davon ist zumindest Hiroshi Nittono von der Universität Hiroshima überzeugt. Für seine Studie im vergangenen Jahr teilte er 132 Freiwillige in zwei Gruppen. Gruppe A blickte zunächst auf Fotos verschiedener Kleintiere, darunter Hundewelpen und Katzenbabys. Gruppe B sah zwar ebenfalls Bilder von Tieren, allerdings von ausgewachsenen. Nun absolvierten alle Probanden unterschiedliche Geschicklichkeitsspiele. Und siehe da: In allen drei Experimenten schnitten jene am besten ab, die zuvor die Tierbabys angeschaut hatten. Nittono glaubt: Beim Anblick niedlicher Tiere wird uns sprichwörtlich warm ums Herz. Und dieses Gefühl kann offenbar auch unsere geistigen Fähigkeiten steigern – zumindest kurzfristig. Quelle: REUTERS
2… oder einen echten Hund anschaffenVorausgesetzt natürlich, der Arbeitgeber stimmt zu. Doch mit ziemlicher Sicherheit werden es ihm die Angestellten mit mehr Leistung danken. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie, über den der britische „Economist” vor einigen Jahren berichtete. Darin sollten sich die Freiwilligen zum Beispiel Ideen für einen Werbespot ausdenken. Bei manchen hatte es sich unter dem Konferenztisch ein Hund gemütlich gemacht – und genau jene Probanden waren am kreativsten. Außerdem fühlten sie sich auch am wohlsten. Quelle: dpa
Geschenke verteilenHöhere Löhne? Boni für besondere Leistungen? Alles schön und gut – aber kleine Geschenke helfen viel mehr. Das glaubt etwa Sebastian Kube, Verhaltensökonom an der Universität Bonn. In seiner Studie sollten im Jahr 2011 48 Studenten drei Stunden lang die Bücher einer Bibliothek katalogisieren – für zwölf Euro Stundenlohn. Doch Gruppe A gestattete Kube im Verlauf des Experiments eine Gehaltserhöhung von 20 Prozent. Gruppe B schenkte er einen Gutschein für eine Thermoskanne im Wert von sieben Euro. Kaum zu glauben: Die Lohnerhöhung brachte gar nichts. Wirksam war hingegen der Gutschein: Er steigerte die Produktivität im Schnitt um 30 Prozent. Kube erklärt sich dieses Ergebnis mit dem so genannten Reziprozitäts-Effekt. Vereinfacht gesagt: Wer uns etwas schenkt, dem fühlen wir uns anschließend verpflichtet. Wer von seinem Unternehmen also ein Geschenk erhält, erhöht im Anschluss sein Engagement. Quelle: Fotolia
4. Im Internet surfenNoch immer soll es Unternehmen geben, die ihren Angestellten verbieten, während der Arbeit privat im Netz herumzusurfen – ein großer Fehler. Das zumindest legt eine Studie aus dem Jahr 2011 nahe. Don Chen und Vivien Lim von der Nationaluniversität von Singapur reichten 96 Studenten einen Text mit einer Länge von 3500 Wörtern. Darin sollten sie 20 Minuten lang jedes „E“ markieren – eine zugegebenermaßen stupide Aufgabe. Dann teilten die Wissenschaftler die Probanden in drei Gruppen. Die einen mussten eine zehnminütige Zusatzaufgabe lösen, die anderen konnten entspannen, wieder andere durften im Internet herumsurfen. Jetzt bekamen alle einen 2000 Wörter langen Text, in dem sie jedes „A“ kennzeichnen sollten. Wer sich am besten schlug? Jene Gruppe, die zuvor im Netz herumgesurft war. Offenbar sorgte Surfen für Entspannung und lud den geistigen Akku am besten auf. Quelle: Reuters
5. Mit Kollegen tratschenDie Psychologin Kathryn Waddington von der Universität von London befragte für ihre Studie im Jahr 2005 knapp 100 Krankenschwestern und –pfleger. Ergebnis: Ein kurzer Plausch in der Kaffeeküche oder in der Raucherecke war für die meisten eine gute Gelegenheit, um Frust und Freude zu teilen – und sich letztendlich wieder besser auf die Arbeit zu konzentrieren. Quelle: Fotolia
6. Musik hörenMusik hat durchaus magische Kräfte. Das konnte 2008 auch Costas Karageorghis von der Brunel-Universität in London nachweisen. 30 Freiwillige strampelten sich auf einem Laufband ab und lauschten währenddessen unterschiedlicher Musik. Und siehe da: Liefen die Freiwilligen zu einem Rhythmus von 120 bis 150 Pulsschlägen pro Minute, brachten sie bis zu 15 Prozent mehr Leistung – und fanden das Training außerdem weniger anstrengend. Quelle: dpa
7. Pflanzen mitbringenEin norwegisch-amerikanisches Forscherteam um Ruth Raanaas ließ für eine Studie im Jahr 2011 34 Studenten verschiedene Aufgaben lösen. Die eine Hälfte war derweil von Blumen und Pflanzen umgeben, die andere nicht. Mehrmals testete Raanaas die Aufnahmefähigkeit und Konzentration der Probanden – und stellte fest: Die Blumen-Gruppe schnitt jedes Mal besser ab. Offenbar steigerte die Flora die geistigen Fähigkeiten. Quelle: dpa

Eine der besten Methoden, die erforderlichen Schritte festzulegen, ist die Interview-Technik. Führen Sie in der Gegenwart ein imaginäres Zeitungsinterview auf dem zukünftigen Höhepunkt Ihres Erfolges und schreiben Sie es auf. Am einfachsten geht das mit einem Partner: Ihr Gegenüber spielt den Chefreporter eines Fachmagazins und führt ein Interview mit Ihnen. Stellen Sie sich dabei vor, dass Sie alle Ihre Ziele nicht nur erreicht, sondern übertroffen haben. Wichtig ist, dass Sie sich ganz in diese Rolle begeben. So können Sie locker und leicht berichten, wie sie es dahin gebracht haben. Das macht nicht nur unglaublich Spaß – diese Übung wird Ihnen am Ende eine Anleitung liefern, was zu tun ist, um Ihre Vision zu verwirklichen. Es ist, als ob Sie am Gipfel stehen und auf den zurückgelegten Weg vom Tal bis ganz nach oben blicken. Mit dieser Methode gelang es im Rahmen meiner Coachings mit den jeweiligen Geschäftsführern beispielsweise, die Unternehmensstruktur bei Metallbau Burkhardt in Hannover neu zu organisieren oder die Wettbewerbsfähigkeit des Logistikers Fastline durch eine generelle Neuausrichtung zu verbessern – weg vom Stückgutgeschäft hin zu Sonderfahrten. Die Ideen zu diesen Veränderungen kamen den Verantwortlichen selbst in solchen imaginären Interviews. Der größte Vorteil solcher langfristiger Zielplanung besteht darin, dass wir uns nicht von der Gegenwart einschränken lassen.

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