Auch Patricia Genth, Bereichsleiterin bei der Investitionsbank Berlin (IBB), fand es anfangs allenfalls "interessant", als sich nach einer Umstrukturierung vor sechs Jahren ein Mann und eine Frau gemeinsam auf eine Abteilungsleiterstelle bewarben. Heute beschreibt Genth ihre Erfahrungen als "nur positiv". Wenn unterschiedliche Stärken zusammenkommen, so die Bankmanagerin, "ist das ein Mehrwert". Mittlerweile hat Genth zwei weitere Cheftandems abgesegnet. Und sich daran gewöhnt, in E-Mails zwei Personen anzusprechen und Zielvereinbarungen abteilungsbezogen zu formulieren, aber die Duos in Einzelbewertungen zu trennen.
Nie mit den Sorgen alleine
Gert Brands, Pionier im Topsharing bei der IBB, ist seiner Chefin rückblickend "dankbar für ihre Unvoreingenommenheit und dass sie sich anfangs viel Zeit für Gespräche genommen hat". Nebenberuflich unterstützte der Bankbetriebswirt seit 2006 seine Frau beim Aufbau ihrer Selbstständigkeit und ging zwei Mal für ein halbes Jahr in Elternzeit. Bis heute möchte der 43-Jährige aus familiären Gründen nicht Vollzeit arbeiten. Mit Blick auf seine Co-Chefin Silke Palwizat, 39, sagt er: "Im Unterschied zu Kollegen sind wir als Chefs von 14 Mitarbeitern mit unseren Sorgen nie allein."
Auch Teilzeitchef Wolfgang Hudec ist froh um die Unterstützung durch seine Kollegin. Seit er montags und dienstags Zeit zur Erholung hat, ist er "auch im Job gelassener". Wenn er sich dienstags mit Andrea Puschmann am Telefon darüber austauscht, was ab mittwochs ansteht, empfindet er es, anders als früher, nicht mehr "als Belastung, mich in der Freizeit mit der Firma zu beschäftigen. Heute freue ich mich wieder auf die Arbeit." Man könnte auch sagen: Zu zweit ist das Chefsein schöner.