




Deutschlands Chefetagen sind das bevorzugte Siedlungsgebiet von Alphatieren. Selbstbewusstsein, Eigeninitiative und Durchsetzungskraft gehören gerade bei männlichen Top-Managern zur Grundausstattung. Doch Platzhirsch wird nicht der, der am lautesten röhrt, sondern jener, dessen Blick weiter reicht als bis zur Geweihspitze. Wer an der Spitze des Rudels bestehen will, braucht sowohl die Fähigkeit zur Selbstkritik als auch zur Empathie.
Als weibliche Unternehmensberaterin begegnet mir in den Chefetagen häufig ein Schwarz-Weiß-Denken, dem die Grautöne völlig fehlen: Entweder ist die Führung männlich geprägt und das heißt in der Regel sachlich strategisch im Stil oder sie ist weiblich, also bestimmt von einem weichen, auf den Menschen fokussierten Führungsstil. Dabei muss das eine das andere nicht ausschließen. Empathie ist ein Schlüsselfaktor für erfolgreiches Führen. Wer empathisch sich und anderen gegenüber ist, baut Brücken – und zwar Brücken zum Erfolg. Wenn ich die Bedürfnisse und Wünsche meiner Mitarbeiter kenne, und mir meiner eigenen ebenso bewusst bin, dann kann ich dieses Wissen strategisch nutzen.

Die Angst vieler männlicher Führungskräfte ist, Ansehen und Macht einzubüßen, wenn sie sich zu verständnisvoll zeigen. Ein fataler Trugschluss. Ein Unternehmenslenker, der sich mit seinen Bedürfnissen und Gefühlen zeigt, erzeugt Verständnis und Commitment. Mit empathischer Strategie lässt sich mehr aus einem Team herausholen. Es geht nicht allein ums „Wie viel?“, sondern auch ums „Warum?“, mit dem sich Menschen in Bewegung setzen lassen. Antoine de Saint-Exupéry schrieb einst: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
Wichtige Regel für die Kommunikation: Nicht sofort zurückbellen!
Gerade männliche Manager agieren in ihrer Kommunikation oft sehr direkt und aggressiv. Auf diese Weise stoßen sie schnell an Grenzen bei ihrem Umfeld. Das zerschlagene Porzellan lässt den weiteren Weg zum Ziel steinig, manchmal gar unpassierbar werden. Ihr Mitarbeiter bringt Sie gerade auf die Palme, mit dem was er fordert? Nicht losbrüllen, sondern tief durchatmen!
Mitarbeitergespräche: Zehn Tipps für Arbeitgeber
Fordern Sie den Angestellten nicht spontan zum Gespräch, sondern kündigen Sie den Termin am besten zwei Wochen vorher per E-Mail an. Um ihm die Vorbereitung zu erleichtern, können Sie ihm ja schon mal einen Gesprächsleitfaden schicken.
Faustregel: Nehmen Sie sich mindestens eine Stunde Zeit, eher mehr. Dann haben Sie genug Zeit für ungeplante Aspekte. Sorgen Sie außerdem für eine angenehme Gesprächsatmosphäre. Das Telefon schalten Sie aus, die Bürotür schließen sie.
Was hat der Mitarbeiter im vergangenen Jahr erreicht? Wo hätte er noch besser abschneiden können? Solche Fragen sollten Sie sich vorab beantworten und notieren. So haben Sie für das Gespräch eine Struktur.
Setzen Sie sich nicht gegenüber, denn dann neigt man eher zur Konfrontation. Besser und entspannter: Am Tisch im 90-Grad-Winkel
Zunächst geht es um eine Bilanz. Wie gut hat der Mitarbeiter seine Ziele der vergangenen zwölf Monate erfüllt? Vergessen Sie nicht, ihn dafür zu loben. Äußern Sie aber auch deutlich, womit Sie nicht zufrieden waren – ohne den Mitarbeiter bloßzustellen. Bleiben Sie deshalb unbedingt sachlich.
Sie müssen dem Mitarbeiter einerseits verdeutlichen, wohin sich das Unternehmen im kommenden Jahr entwickeln soll – und andererseits, wie er selbst dazu beitragen kann. Wie lassen sich seine Stärken ausbauen. Und zwar so, dass der Betrieb davon profitiert?
Was soll der Mitarbeiter leisten – und vor allem: bis wann? Konkrete, individuelle, messbare Ziele geben Orientierung und können die Motivation steigern.
Sie sollen keinen Monolog halten, der Mitarbeiter soll sich auch selbst äußern. Bitten Sie ihn deshalb um ein Urteil. Wie empfindet er die Zusammenarbeit mit Ihnen und seinen Kollegen?
Halten Sie den Inhalt des Gesprächs hinterher schriftlich fest. Das hilft sowohl Ihnen persönlich als auch dem Mitarbeiter. Fragen Sie dafür in der Personalabteilung nach einheitlichen Formularen.
Warten Sie nicht bis zum nächsten Gespräch ab. Je regelmäßiger Sie sich nach den Fortschritten erkundigen, desto eher erreicht der Mitarbeiter die Ziele. Und er realisiert: Das Jahresgespräch war keine Alibiveranstaltung.
Hören Sie ihm in Ruhe bis zum Ende zu. Aktives Zuhören ist ein wichtiges Mittel bei der empathischen Führungsstrategie: Wer gut zuhört, entscheidet sich für sein Gegenüber. Er schenkt ihm Zeit, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, die Welt mit den Augen des anderen zu betrachten. Wer bewusst zuhört, gewinnt viele wertvolle Erkenntnisse über Zustand und Haltung des anderen.
Bedanken Sie sich für das Gespräch und lassen Sie ihn wissen, dass Sie morgen wieder auf ihn zukommen. Es hilft oft, eine Nacht darüber zu schlafen, bevor Sie wichtige Entscheidungen treffen. Diese Zeit sollten Sie sich nehmen, sie ist gut investiert. Wenn wenn der Stress groß ist, entwickeln wir einen Tunnelblick, getrieben vom Wunsch, schnell aus der Situation herauszukommen.