Manager-Coach Karin Kuschik "Chefs sollten ihr Hirn besser kennenlernen"

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"Sich selbst zu kennen ist das beste Tool"

Sind Sie auch rhetorisch der Chef?
Mitarbeiter machen nicht, was sie sollenWenn Mitarbeiter nicht wissen, was es ihnen persönlich einbringt, dann machen sie in den seltensten Fällen, was ihnen gesagt wird. Deshalb sollten die Manager persönliche Anreize setzen und erklären, was der Vorteil für den individuellen Mitarbeiter ist: Ob er Fußballkarten, einen Bonus oder eben Karten für die Oper möchte, Sie sollten ihm den Wunsch erfüllen. Quelle: dpa/dpaweb
4. Effektiv kommunizierenIst erstmal ein Aktionsplan erstellt, sollten ihn auch alle Mitarbeiter verstehen. Konkret bedeutet das, dass Sie Ihre Pläne mit allen Kollegen teilen und diese um Ihre Meinung bitten sollten. Dank Chester Barnards Klassiker "The functions of the executive" ist bekannt, dass Organisationen in Wahrheit durch Informationen zusammengehalten werden, nicht durch gutes Management oder Besitzverhältnisse.Druckers Tipp: Sparen Sie nicht an Informationen, sondern kommunizieren Sie Ihre Pläne. Dabei sollten Sie auch untergebene Mitarbeiter nicht ausschließen. Quelle: dpa
Mit den Enttäuschten reden! Bei Umstrukturierungen wird immer jemand der Leidtragende sein: Damit der Enttäuschte nicht auf Rache sinnt, sollte mit ihm geredet werden. Persönliche Anerkennung in wenigen Sätzen kann manchmal dafür sorgen, dass er die Kröte besser schluckt. Und Sie und die Firma in Ruhe lässt. Quelle: REUTERS
5. Chancenorientiert denkenEs klingt wie eine Floskel, ist aber ein effektives Element guten Managements. Erfolgreiche Führungskräfte konzentrieren sich auf Chancen, nicht auf Probleme. Japan geht dabei als gutes Beispiel voran: Dort wird sichergestellt, dass vorhandene Chancen nicht von Problemen erdrückt werden. Dabei spielt auch die Stellenbesetzung eine wichtige Rolle. Japanische Führungskräfte lassen ihre besten Mitarbeiter an Chancen arbeiten, nicht an Problemen.Druckers Tipp: Probleme und Risiken gibt es überall – aber auch Chancen. Stellen Sie diese in Ihrem Unternehmen in den Mittelpunkt. Auch Probleme lassen sich in Chancen umwandeln, indem Sie sich fragen: Wie können wir diese Veränderung oder jenes Problem als Chance für unser Unternehmen nutzen? Quelle: dpa
Das Kündigungsgespräch: kurz und schmerzlosMachen Sie es sich und ihrem bald Ex-Mitarbeiter nicht schwerer als es ist: Zwei, drei Sätze reichen, um keine der beiden Seiten unnötig zu belasten. Und helfen Sie Ihrem ehemaligen Mitarbeiter dann noch, indem Sie ihm schnell und unbürokratisch seine Papiere geben und ihm ein Arbeitszeugnis schreiben. Quelle: dpa-tmn
Konsequenzen dramatisieren!Sie müssen unpopuläre Maßnahmen wie Kostensenkungen und Budgetkürzungen kommunizieren? Kein Problem, wenn Sie nur dramatisch und konsequent sind. Denn nur dann können die Mitarbeiter Ihre Maßnahmen nachvollziehen. Die meisten Manager schreiben Mails, weil sie die nicht beantworten müssen. Ein Gespräch mit dem Mitarbeiter könnte hingegen zu unbequemen Nachfragen führen. Quelle: dpa
Loben Sie die Mitarbeiter namentlich!Seien Sie kein eitler Hahn, sondern geben Sie etwas vom Erfolg auch an Ihre Mitarbeiter zurück. Ein rhetorisch guter Manager lobt sein Team namentlich - das führt auch bei gelobten Mitarbeiter zu einem kleinen Motivationsschub. Quelle: dpa

Was zeichnet eine gute Führungskraft Ihrer Meinung nach aus?

Sie bleibt menschlich, echt, kann Fehler zugeben und delegieren. Und sie stellt intelligente Fragen. Die Qualität der Antwort hängt ja von der Qualität der Frage ab. Zum Beispiel erlebe ich es immer wieder, dass sich Führungskräfte über ihr "Mitarbeiter-Problem" auslassen und sich ärgern, wenn das Team nicht die gewünschte Leistung bringt. Ich frage dann: Wer hat die Leute denn eingestellt? Und dann fällt dem Manager natürlich auf, dass er das war. Wenn Teams die Leistung nicht bringen, stimmt immer etwas im Gesamtsystem nicht – inklusive Chef.

Was zeichnet zielorientierte Kommunikation denn aus?

Das Ziel klar zu benennen, in Ich-Botschaften zu sprechen, keine Interpretationen vorzunehmen und vom Müssen ins Wollen zu kommen. Neulich habe ich erst wieder einen Vorstand bei einer Jahresauftakttagung zur Belegschaft sagen hören: "Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass unser Schiff nicht untergeht." Wer soll sich da bitte motiviert fühlen? Überhaupt diese merkwürdige Neigung zur doppelten Verneinung, wenn wir etwas Positives meinen.

Zum Beispiel?

Chefs sagen oft "Das haben Sie nicht schlecht gemacht." Und glauben dann womöglich, dass sie gelobt hätten. Aber was kommt an? Das letzte Wort: "schlecht". Und was soll denn "nicht schlecht" genau sein? Mittelmäßig? Gerade so, dass die Firma nicht pleite geht? Verneinungen sind auch Verneinung von Kommunikation.

Wie sollten Chefs denn mit ihrem Team reden, damit es Hochleistungen bringt?

Zielorientiert, klar, selbstverantwortlich. Und das heißt auch, sie sollten ihr Gehirn besser kennenlernen, wissen, welche Automatismen ablaufen und wie sie es aktiv nutzen können, um Ihre Ziele leichter zu erreichen. Ich bin Mitglied in der Akademie für Neurowissenschaftliches Bildungsmanagement und finde es immer wieder spannend, Erkenntnisse aus diesem Gebiet auch im Coaching einzusetzen. Viele von uns wissen ja über ihr iPhone besser Bescheid als über die Funktion ihres Gehirns. Dabei fragen Manager doch immer nach Tools. Sich selbst besser zu kennen, ist von allen wahrscheinlich das beste Tool.

Dieser Artikel ist zuerst auf Zeit Online erschienen.

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