Manager in München Wo Münchens Bosse heimlich tagen

Sieben Großkonzerne machen München zu der Stadt mit den meisten Dax-Unternehmen in Deutschland. Versicherungen, Maschinen, Autos, Finanzprodukte - die Produkte dieser Weltkonzerne sind vielfältig. Genauso abwechslungsreich sind die Orte, an denen sich die Manager der Firmen treffen.

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Allianz-Arena Quelle: dpa/dpaweb

Unerreichbare Separees, feine Speisen, gute Weine. Die Hostessen sind apart, die Gesellschaft erlesen, wer hier dabei sein darf, hat’s geschafft. Die Allianz ist da, der Heizungsbauer Buderus ebenso. Wer mag, kann sein Separee verlassen, den geschützten Gang nehmen und in diesem geschlossenen Zirkel eine Runde drehen, mal Hallo sagen beim Geschäftspartner, stehen bleiben, gemeinsam die Geschehnisse Revue passieren lassen, die Fehlentscheidungen debattieren, die Fehleinkäufe kritisieren, die neuen High Potentials bewerten. Was gesagt wird, bleibt vertraulich, mithören kann hier so gut wie keiner der anderen rund 70 000 Anwesenden. Erst recht nicht, wenn ein Heimtreffer für den FC Bayern fällt und der Jubel in der Allianz-Arena nicht verebben möchte. 106 Logen liegen hier nebeneinander, bis 2015 sind alle vermietet, und so manches Geschäft wird in der Euphorie eines Heimsieges umso freudvoller eingestielt.

Gastronomische Highlights an der Isar
Bogenhauser HofIm Jahr 2010 von den Inhabern renoviert, erstrahlt nun jede Ecke im denkmalgeschützten Gebäude im neuen Glanz.Gäste: Die Chefs der Unternehmensberatung Roland Berger, Goldman-Sachs-Chef Alexander Dibelius sowie die Poltiker Horst Seehofer und sein Vorgänger als Ministerpräsident Edmund Stoiber.Adresse: Ismaninger Straße 85, 81675 Münchenwww.bogenhauser-hof.de Quelle: Kay Blaschke
Blauer BockIn Sichtweite des Viktualienmarktes und dennoch ein wenig im Abseits.Gäste: Linde-Chef Wolfgang ReitzleAdresse: Sebastiansplatz 9, 80331 Münchenwww.restaurant-blauerbock.de Quelle: Pressebild
BrennerOffener Kohlegrill, riesige Fläche. Hinter der Oper ein Treffpunkt, wenn man sehen will, wer noch so unterwegs ist.Gäste: Berater, Anwälte, MedienmenschenAdresse: Maximilianstraße 15, 80539 Münchenwww.brennergrill.de Quelle: Pressebild
Bayerischer Hof„Eine Welt für sich“, lautet das Slogan des Bayerischen Hofs. Genauer genommen sind es viele Welten, die hier aufeinandertreffen. So ist an der Falk’s Bar der Ort für lockere Gespräche, das Atrium dient als Bühne für Preisverleihungen, und in der ersten Etage verbergen sich Besprechungszimmern und der Kaisersaal.Gäste: Vor allem internationale Gäste und die Münchner Gesellschaft.Adresse: Promenadeplatz 2–6, 80333 Münchenwww.bayerischerhof.de Quelle: Pressebild
Käfer Schänke Quelle: Pressebild
Südtiroler Stuben Quelle: Pressebild
Tantris Quelle: Pressebild

Höchste Manager-Dichte der Republik

Bei den Heimspielen des FC Bayern München ist die Dichte an Managern, CEOs und Unternehmern höher als wohl an jedem anderen Platz der Republik. Wie in vielen Stadien sind die Logen an Unternehmen vermietet, die hier gerne guten Geschäftspartnern die Gunst eines Tickets gewähren. An spielfreien Tagen des Jahres verteilt sich das Geschäftspublikum in der Stadt; der Umstand, dass gleich sieben Dax-Konzerne ihren Sitz an der Isar haben, fällt kaum auf.

Unter sich bleiben und gesehen werden

München mit Alpenpanorama Quelle: dpa

Das liegt zum einen an der Kultur mancher Unternehmen. Die Chefs von BMW sind seit jeher zurückhaltend im öffentlichen Auftreten, zudem scheuen sie, wie es heißt, den weiten Weg in die Stadt, zumal in der BMW Welt, dem Erlebnis- und Auslieferungszentrum der Marke, gleich zwei sehr ambitionierte Restaurants angesiedelt sind. Auch Allianz-Chef Michael Diekmann legt in seinem Haus wenig Wert auf die Besuche von angesagten Adressen; er sei viel glücklicher mit einer Linsensuppe am Lagerfeuer, sagen Beobachter. Siemens-Chef Peter Löscher hingegen schätzt die anspruchsvolle chinesische Küche, wie sie Hao Jin im gleichnamigen Restaurant des Münchner Stadtteils Lehel pflegt.

Der Vorstandschef der Münchener Rück Nikolaus von Bomhard braucht den Firmensitz für gutes Essen und vertrauliche Gespräche gar nicht zu verlassen, ein hoch talentierter Koch steht zu Diensten des Hauses.

Aber dann gibt es die Lebemänner unter den Chefs, die das pralle Angebot von Münchens Gastronomie nutzen und genießen, allen voran Linde-Chef Wolfgang Reitzle, der in der Osteria Italiana seinen eigenen Rotwein verkaufen lässt.

Geschäfte auf der Hütte

Sehen und gesehen werden, das lässt sich steuern. Mal in der Käfer-Schänke, wo sich der Gast sicher sein kann, andere Großkopferte zu treffen, dann wieder im nah gelegenen Bogenhauser Hof, der im Obergeschoss freilich auch diskrete Zimmer bietet.

Sport und Diskretion – das sucht die Münchner Society und Wirtschaftselite im Winter eh am liebsten in Kitzbühel. In der Nähe im Spertental hat Goldman-Sachs-Chef Alexander Dibelius ein Haus. Zwei Hütten sind dort die Treffpunkte, auf der einen Seite des Jochbergs die Jagawurzhütte, auf der anderen die Jochberghütte.

Schnee, Ski und Kontakte, das finden die Entscheider dort in äußerst lockerer Runde. Auch wenn sie dafür weiter laufen müssen als in der Allianz-Arena.

Bogenhauser Hof

Bogenhauser Hof Quelle: Kay Blaschke

Er ist nicht die erste Adresse der Stadt, nicht einmal die zweite oder dritte, wenn es um die kulinarischen Meriten geht. Weder ein Stern strahlt über dem Haus, noch gönnt ihm der Gault Millau seine Aufmerksamkeit. In dieser Hinsicht stehlen ihm die besternten Kollegen von Acquarello über Königshof bis Tantris die Show. Der Bogenhauser Hof an der reich befahrenen Ismaninger Straße ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein gehobenes Restaurant mit feiner Wäsche auf den Tischdecken und einem grün gekachelten Ofen in der Mitte des Gastraumes im Erdgeschoss. Und doch ist er für viele Gäste, die etwas bereden wollen und das gern ohne großes Hallo tun, der perfekte Treffpunkt.

Luxus und Gourmetküche

Der Betrieb im denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1825, das von den Eignern Susanne und Gerhard Gleinser 2010 renoviert wurde, strahlt von der Fassade bis zum Gastraum in neuem Glanz. Die Chefs der Unternehmensberatung Roland Berger schätzen die Mischung aus verhaltenem Luxus und nicht überkandidelter Gourmetküche ebenso wie Goldman-Sachs-Chef Alexander Dibelius oder die Poltiker Horst Seehofer und sein Vorgänger als Ministerpräsident Edmund Stoiber. Für das kurze Gespräch zu zweit reicht der Gastraum, für längere Besprechungen im größeren Kreis stehen mehrere Extraräume im Obergeschoss zur Verfügung. Im Sommer ist es vor allem der Garten mit seinen Schatten spendenden Bäume, der den Gästen behagt.

Tantris

Tantris Quelle: Pressebild

Das Tantris ist mehr als ein Restaurant. Es ist in Deutschland eine gastronomische Institution, die am 4. Dezember mit großer Gästeliste ihren 40. Geburtstag feiert. Es war mit Eckart Witzigmann der Ort, von dem aus das sogenannte deutsche Küchenwunder begann und auch seine Nachfolger Heinz Winkler und Hans Haas große Erfolge feierten. Der Bauunternehmer Fritz Eichbauer pflanzte den Bau 1971 mit ausreichend Parkplatzfläche an den Rand des Stadtteils Schwabing. Die Inneneinrichtung blieb seitdem unverändert und durchlief so die Stufen von modern über altbacken bis zum heutigen Status, den wohlwollende Gäste als historisch cool bezeichnen, andere als nachgerade fürchterlich. Verwechselbar ist er zumindest nicht.

Nicht an Beliebtheit verloren

Das Tantris war Zeuge einer Zeit, da Champagner zum Businesslunch sowie Hummer und Kaviar von den Bankenchefs wie selbstverständlich verzehrt werden konnten. Heute geziemt sich dergleichen nicht mehr; überhaupt möchte so recht keiner mehr als Spesenritter bezichtigt werden, weil er 65 Euro für ein Mittagsmenü investiert. Das heißt jedoch nicht, das Tantris habe an Beliebtheit verloren. Noch immer treffen hier zur Mittagsstunde Geschäftsleute ein, denen die Speisen von Chefkoch Hans Haas das Geld und vor allem die Zeit wert sind, die man investiert, denn rasches Hecheln von Gang zu Gang, das passt hier einfach nicht hin. Dennoch, der mehr als aufmerksame Service registriert sofort, ob ein Tisch es ein wenig eiliger hat als der andere und gibt flugs Signal an die Küche, um den jeweiligen Gang an dem einen Tisch schneller zu servieren als einem anderen. Das ist zu Mittag auf Wunsch nur die kleine Oper, gefällige Gerichte, die den Gast nicht in allererster Linie überraschen, sondern zufriedenstellen sollen. Dass es der Wirtschaft nicht schlecht geht – zumindest einigen Branchen –, das spürt das Tantris sehr wohl. Dieser Tage feiert ein Unternehmen als geschlossene Gesellschaft – mit sechs Gängen Menü und Top-Weinen.

Osteria Italiana

Osteria Italiana Quelle: Stephan Rumpf/ SZ Photo

Nein, wenn er keine Box bekommt, dann käme er gar nicht, zitiert Wirt Prisco de Stefano gegenüber Gästen den Regisseur Hans W. Geißendörfer. Die Boxen, das sind einige schlecht einsehbare Sitzreihen mit hohen Trennwänden, ein Markenzeichen des Eckitalieners in München-Schwabing. Wer hier sitzen darf, der ist was. Oder ist es zumindest in den Augen von Egidio Sommavilla, Herr über die Tischordnung und Zeremonienmeister einer gesellschaftlichen Operette, in der die Fagottini und Ravioli die Begleitmusik und die seit 1890 gepflegte Behaglichkeit des italienischen Zimmers die Kulisse des ewig gleichen Stücks bilden: ein italienischer Abend unter Freunden.

Ausgelassene Stimmung unter Bekannten

Die Boxen-Sitzer, das können Mitglieder der Bussi-Bussi-Fraktion sein, die gern lautstark den Eindruck erweckt, die noch besseren Bekannten des Wirts zu sein, oder der alternde Produzent, der Schauspielerinnen ausführt. Dicke Freunde des Hauses bekommen die Box mit Platz für sechs auch mal zum Rendezvous. Boxen-Bekommer sind aber ebenso die Größen der Wirtschaft. Die Mitglieder des Aufsichtsrats der österreichischen Zumtobel AG lassen sich hier gern bewirten. Und Wolfgang Reitzles Rotwein Loto (Einzelhandelspreis 24,90 Euro für den 2009er) aus Lucca in der Toskana steht im Weinregal. Teure Rote gehen am Abend in hoher Frequenz über den Tresen. Die Menge Trüffel über den Butterspaghetti wird mit der Briefwaage gewogen, das Gramm kostet 7,50 Euro. Lumpig sein, das passt hier nicht her, aber genau, bitte schön!, darf es schon sein. Wer Geburtstag hat, bekommt ein Ständchen im Quintett, zur Weihnachtszeit trägt Pricso dazu eine Weihnachtsmann-Mütze. Je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung. Man ist schließlich unter Freunden.

Käfer-Schänke

Käfer Schänke Quelle: Pressebild

Hier sind sie einfach alle. Wenn nach der Münchener Sicherheitskonferenz gespeist wird, kommt auch Hillary Clinton, Kanzlerin Angela Merkel war ebenfalls schon zu Gast. Und natürlich die örtliche Riege an AG-Vorsitzenden von Karl-Heinz Rummenigge bis Wolfgang Reitzle. Ebenso Roland Berger und der Aufsichtsratschef der gleichnamigen Beratung Burkhard Schwenker und selbstverständlich auch deren CEO Martin Wittig. Zwölf Zimmer im Obergeschoss des Käfer’schen Stammhauses bieten Diskretion, die viele hier gar nicht wollen.

Legendenbildung im kleinen Kreis

Zahlreiche Gäste, von weniger bis wirklich Wichtigen, möchten gesehen werden. Versteht sich, dass auch die Medienwelt kommt; der Legende nach heckten Verleger Hubert Burda und Helmut Markwort hier den „Focus“ aus. Gastgeber Michael Käfer ist ein begabter Gastronom, der voller Stolz mit PowerPoint-Präsentationen vorführt, wie sein Unternehmen Veranstaltungen für Audi oder IWC organisiert. Bei solchen Events ist er gern zugegen und räumt dreckiges Geschirr ab, sobald er es sieht.

Bayerischer Hof

Bayerischer Hof Quelle: Pressebild

Bescheidenheit ist nicht die erste Eigenschaft, die der Bayerische Hof ausstrahlen möchte. „Eine Welt für sich“, lautet sein Slogan, der ungleich holpriger, aber treffender hieße: mehrere Welten in einem Universum. In den späten Stunden an der Falk’s Bar (Foto) ist der Bayerische Hof ein Ort für die schon lockeren Gespräche, im Atrium dient er als Bühne für Preisverleihungen, und in der ersten Etage, in verwinkelt angeordneten Besprechungszimmern und im Kaisersaal, ist er der Treffpunkt für die Gesellschaft, die weniger Wert auf Glitzer und Glamour legt.

Edles Interieur

Das Restaurant Atelier liegt abgeschieden im hinteren Teil des Hauses. Sein Interieur, gestaltet vom belgischen Kunsthändler und Inneneinrichter Axel Vervoordt, bietet eine ganz andere Szenerie als die des Garden Restaurants, das vor allem durch die mit genügend Abstand aufgestellten Tische Gespräche dort belässt, wo sie hingehören. Das Trader Vic’s im Keller lockt vor allem internationale Gäste. Hotelgeschäftsführerin Innegrit Volkhardt lebt in und für diese Welt, die sie gestaltet und verändert. Die Münchner Gesellschaft folgt ihr dabei.

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