Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger „Wir waren in 500 Jahren niemals pleite“

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„Wenn ich die Debatte um Griechenland verfolge, kann ich nur den Kopf schütteln“

Die Fugger würde man heute als globalen Mischkonzern bezeichnen. Sie begannen als Weber, dann kamen Tuchhandel, Rohstoffförderung und Bankwesen hinzu. War die Diversifizierung zugleich die Keimzelle des späteren Niedergangs?
Wieso Niedergang? Ich sehe meine Familie und ihre Geschichte als erfolgreich an. Wir haben nie alles verloren. Wir sind in 500 Jahren niemals pleitegegangen. Es mag Generationen gegeben haben, die im Wirtschaftsleben nicht so geschickt waren. Doch den Fuggern ist es bis in die heutige Zeit gelungen, wirtschaftlich präsent zu bleiben. Im Gegensatz zu anderen Kaufmannsfamilien der Geschichte, die kometenhaft aufstiegen und dann verschwanden.

Gräfin Thun-Fugger Quelle: Wolf Heider-Sawall für WirtschaftsWoche

Man könnte schon sagen, dass die ökonomische Macht der Fugger im Laufe der Zeit zerbröselte.
Das ist nicht der richtige Ausdruck. Die Firma hat nach zwei Staatsbankrotten Spaniens im ausgehenden 16. Jahrhundert schlicht ihre Geschäftstätigkeit eingestellt. Die Familie zog sich auf ihre Liegenschaften zurück. Wenn ich die heutige Debatte um Griechenland verfolge, kann ich nur den Kopf schütteln. In unserem Fall gab es einen Totalausfall sämtlicher Kredite durch den spanischen Staat. Geholfen hat niemand. Fakt ist: Die Habsburger, die im 16. und 17. Jahrhundert in Spanien regierten, schulden uns noch sehr viel Geld.

Wie viel?
Mit Zins und Zinseszins astronomische Summen.

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Haben Sie schon mal daran gedacht, das Geld einzuklagen?
Der letzte Versuch scheiterte vor dem Wiener Kongress vor mehr als 200 Jahren, ich befürchte, da ist nichts mehr zu holen. Ich erwähne das Thema aber schon mal gern, wenn ich ein Mitglied der Familie Habsburg treffe.

Wie schwierig war der Wandel vom Handels-und Finanzimperium zum Forstbetrieb?
Natürlich sind die Einnahmen zurückgegangen. Aber dann kamen über die Jahre Kriege, Währungsreformen, innere Unruhen, Inflation – und während andere Unternehmen und Kaufmannsfamilien zusammenbrachen, konnten wir uns dank des Grundbesitzes aller Krisen erwehren. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es wirtschaftlich bergauf – das Land brauchte ja viel Holz für den Wiederaufbau.

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