Medienpräsenz Die Krisenmanager in den Medien

Jürgen Fitschen, Matthias Müller, Carsten Spohr: Die Vorstandschefs der Krisenkonzerne 2015 standen auch im Fokus der Medien. Welcher CEO es am häufigsten in die Presse schaffte.

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Stefan Heidenreich, CEO der Beiersdorf AG Quelle: REUTERS
Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp Quelle: dpa
Bill McDermott Quelle: dpa
Timotheus Höttges Quelle: dpa
Adidas-Chef Herbert Hainer Quelle: Reuters
Johannes Teyssen Quelle: ap
Carsten Spohr Quelle: dpa

2015 ist wohl kaum ein Tag vergangen, in dem Jürgen Fitschens Name nicht in den Medien auftauchte. Der Co-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank wurde in insgesamt 4876 Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln namentlich genannt. Die Gründe sind offensichtlich: Deutschlands größtes Geldhaus steckt tief in der Krise und hangelt sich von Skandal zu Skandal.

Skandalnudel Fitschen

Mitte 2015 gab die Bank den Rücktritt von Fitschen und seinem Vorstandskollegen Anshu Jain bekannt, bereits im Juli rückte John Cryan für Jain an die Vorstandsspitze auf. Zudem stand Fitschen monatelang vor Gericht – wegen versuchten Prozessbetrugs im Fall Kirch. Die von ihm sicher ungewollte Aufmerksamkeit, die die Deutsche Bank und auch er in der Folge bekamen, bescherten ihm allerdings den ersten Platz: Kein anderer der insgesamt 84 Dax- und MDax-Chefs hatte im vergangenen Jahr eine so große Medienpräsenz wie Fitschen.

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Satte 11,7 Prozent der gesamten Manager-Berichterstattung entfielen auf ihn. Das geht aus dem aktuellen CEO Communication Monitor des Beratungsunternehmens Keynote Kommunikation hervor, für den insgesamt 42.000 Zeitungsartikel analysiert wurden. Im Vorjahr belegte Fitschen übrigens noch den zweiten Platz.

Ähnlich stark in den Medien vertreten war der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller. Dieser übernahm zwar erst im September das Amt von Martin Winterkorn, war aber mit der Diesel-Affäre gleich in einen der bisher größten Skandale des VW-Konzerns verwickelt. Bis Jahresende wurde Müller in 4757 deutschen Presseartikeln genannt und erreichte eine Medienpräsenz von 11,4 Prozent. Den dritten Platz belegte Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der nach dem Germanwings-Absturz und zahlreichen Streiks ebenfalls häufig im Fokus der Medien stand. Mit 3131 Artikeln war er in 7,5 Prozent der CEO Berichterstattung präsent – deutlich mehr als 2015, als er noch Platz sechs belegte.

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Je größer die Unternehmenskrise, desto höher die mediale Präsenz? Harald Maass, Geschäftsführer von Keynote Kommunikation und Herausgeber der Studie, sieht da einen Zusammenhang – doch der muss nicht unbedingt schlecht sein: „Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist sicher ein Beispiel dafür, wie man die Reputation eines Vorstandsvorsitzenden aufbaut und in der Krise für das Unternehmen nutzt.“


Es gibt auch unauffällige Dax-Chefs

Der CEO Monitor analysiert auch die langjährige Entwicklung der deutschen Vorstandsvorsitzenden in den Medien. So rückte Commerzbank-Chef Martin Blessing (Platz 8) wieder in die Top-Ten der meisterwähnten Manager auf – mit überwiegend positiven Kritiken. Auch BASF-Chef Kurt Bock (Platz 20) sowie ProSiebenSat1-Boss Thomas Ebeling (Platz 35) gehörten zu den positiven Aufsteigern. Im hinteren Bereich rückten Kion-Chef Gordon Riske (Platz 46) sowie Thomas Hegel von LEG Immobilien (Platz 48) um jeweils 35 und 22 auf.

Siemens-Chef Joe Kaeser hingegen zählte zu den Absteigern: 2014 konnte er noch die meiste Medienaufmerksamkeit verzeichnen, 2015 rutschte er auf den sechsten Platz ab. Die Berichterstattung über Kaeser stellte sich als relativ ausgewogen heraus. Auch an Herbert Hainer (Adidas, Platz 13), Heinrich Hiesinger (ThyssenKrupp, Platz 22) und Bill McDermott (SAP, Platz 25) verloren die Medien Interesse.

In der Untersuchung werden auch die „unauffälligen“ Dax-Chefs berücksichtigt, die nicht ganz so stark im Fokus der Medien stehen. Zu ihnen gehörten 2015 beispielsweise Karl-Ludwig Kley (Merck, Platz 26), Carsten Kengeter (Deutsche Börse, Platz 27), Elmar Degenhart (Continental, Platz 29), Wolfgang Büchele (Linde, Platz 32), Stefan F. Heidenreich (Beiersdorf, Platz 39), Bernd Scheifele (HeidelbergCement, Platz 40), Ulf M. Schneider (Fresenius, Platz 45) sowie Rice Powell (Fresenius Medical Care, Platz 74).

Der am besten positionierte MDax-Chef ist – wie im Vorjahr auch – Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer (Platz 10). Er schaffte es als einziger MDax-Chef in die Top Ten der am häufigsten erwähnten Konzernchefs. Auch insgesamt rangierten die 31 Vorstandsvorsitzenden der Dax-Konzerne deutlich vor den 53 Chefs der MDax-Unternehmen: Mit 79,6 Prozent nahmen sie fast vier Fünftel der CEO-Berichterstattung für sich ein, während die MDax-Chefs nur 20,4 der Berichterstattung erreichten.

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