Mittelständler Vetter Pharma "Wir sind vielleicht nicht hip, aber berechenbar"

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Klarer Fokus auf Wachstum


Der Unternehmensgründer Helmut Vetter war Apotheker. 1950 gründete er die „Chemisch-Pharmazeutische Laboratorium Ravensburg GmbH“. Acht Jahre später folgte die Vetter Apotheke am Marienplatz. Letztere existiert noch heute. Ebenfalls 1958 entwickelte Vetter ein Mittel gegen Magenschmerzen, das er schon damals in die USA exportierte. „Es gab noch keine Blister, also hat er eine Verpackung erfunden, die dafür sorgte, dass die Kapseln trocken blieben“, erzählt Vetter.

„Was mein Vater damals gemacht hat, war eine technische Innovation.“ Und die brachte ihn letztlich auf den Gedanken, sich aus der Medikamentenherstellung zurückzuziehen und sich vollständig auf die industrielle Verpackung der Medikamente zu konzentrieren.

„Wir haben den Patientenfokus aus der einstigen Apotheke in unser heutiges Unternehmen überführt. Wir beliefern zwar die Patienten nicht mehr direkt, aber fragen uns nach wie vor, was sie brauchen. Eine Spritze, die sich ein Patient selber geben muss, muss anders aussehen, als eine, die ein Arzt verabreicht“, sagt Vetter.

Die gängigsten Thesen zum Fachkräftemangel - und ihr Wahrheitsgehalt

Insgesamt, so sagt er, lebe der Geist seines Vaters im Unternehmen weiter. „Als Apotheker Helmut Vetter 1999 gestorben ist, gab es die ganzen Biotechniktrends noch nicht so ausgeprägt wie heute und Vetter war noch deutlich kleiner. Ich denke, er kann stolz sein auf das, was aus seinem Unternehmen geworden ist“, ergänzt Sölkner.

Das Unternehmen wächst weiter: Rechts von Böttgers Wirkungsstätte entstehen vier neue Reinraumlabors. Links der aseptischen Produktion heben Bagger die Grube für ein neues Verwaltungsgebäude aus. Grundsteinlegung war Ende September 2017. „Auch wenn wir ein Familienunternehmen sind: Wir haben einen klaren Fokus auf Wachstum“, sagt Sölkner. „Die höchsten Baukräne in Ravensburg stehen meist auf unseren Baustellen.“ Eine Milliarde Umsatz sei das Ziel.

Keine Angst vor Zukunftstrends

Das soll auch schon zu Zeiten seines Vaters so gewesen sein. „Wir hatten schon 1987 den ersten Reinraumroboter im Einsatz“, sagt Vetter. Die mehr als 200 Ingenieure in Ravensburg arbeiten laut ihm schon seit Jahren mit Robotik und vernetzten Geräten. „Deshalb ist es bei uns nicht so, dass Automatisierung oder Digitalisierung für uns den großen Umbruch bringen.“ Trotz zunehmender Automatisierung wachse die Zahl der Mitarbeiter.

Weltweit beschäftigt Vetter 4500 Mitarbeiter, den Großteil davon in Deutschland. „Und trotz Digitalisierung und Automatisierung brauchen wir auch in Zukunft mehr und nicht weniger Leute, aber tendenziell für andere Tätigkeiten“, sagt Sölkner. Um die wirbt das Unternehmen auf verschiedenen Kanälen, vom Headhunter über Plakate in der örtlichen Volksbank oder Karriere bis zur klassischen Stellenanzeige. „Klar, die Menschen und das Know-how, das wir brauchen, finden wir nicht nur auf dem Ravensburger Marktplatz. Auch wir spüren die Auswirkungen des Fachkräftemangels. Trotzdem haben wir allein im letzten Jahr 400 neue Mitarbeiter eingestellt.“

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