Monika Wiederhold Kreative Analytikerin

Die Lufthansa-Managerin und studierte Mathematikerin verbindet Analysefähigkeit mit Kreativität und Leidenschaft.

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Monika Wiederhold, Leiterin Produktmanagement und Innovation bei Lufthansa Cargo, 46. Quelle: Christof Mattes

Der letzte Pinselstrich ist getan und Monika Wiederhold zufrieden mit dem Ergebnis: In vier gleich große Quadrate hat sie das Gemälde aufgeteilt, jedes geprägt von roten Kreisen unterschiedlicher Größe, platziert auf farblich unterschiedlichen Untergründen – mal in Orange-Rot gehalten, mal gelb, mal grün, mal blau dominiert.

Was auf den ersten Blick wie ein nettes, abstraktes Farbenspiel wirkt, ist Wiederholds Versuch, den Begriff Zeitmanagement auf Leinwand zu bannen. Die Managerin von Lufthansa Cargo malt seit mehr als zehn Jahren Bilder über eher ungewöhnliche Themen: Mathematische Theorien in Öl oder Acryl gehören zu ihren Werken ebenso wie ein Gemälde über Change Management. Titel des Gemäldes über den optimalen Umgang mit der Zeit: „Golfbälle im Bierglas.“

Die neuen Talente im Frauennetzwerk Generation CEO
L’OréalTheresa von FuglerGeschäftsleiterin professionelle Pflegeprodukte Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Lufthansa CargoMonika WiederholdLeiterin Produktmanagement und Innovation Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Zeit-StiftungNina SmidtSeit 2011 verantwortlich für strategische Planung und Internationalisierung. Quelle: Jürgen Frank
NZZ MediengruppeLaura MeyerSeit Januar 2014 Leiterin Großkundengeschäft, Verkaufsstrategie und -prozesse. Quelle: Presse
AshurstAnne GrewlichSeit 2008 Partnerin und Spezialistin für Bank- und Finanzrecht. Quelle: Presse
BSH Bosch und Siemens HaushaltsgeräteNora Klugleitet die Rechtsabteilung seit Oktober 2013. Quelle: Presse
Live HoldingChristina SchrotbergerSeit Juni 2013 Marketingdirektorin. Quelle: Presse

Inspiriert hat sie zu der Arbeit eine Anekdote, die ihr eine Freundin per E-Mail geschickt hatte und die sie immer wieder gerne erzählt: Ein Professor tritt vor seine Studenten und füllt wortlos Golfbälle in einen Krug. Der scheint schon voll zu sein, doch der Mann schüttet Kies dazu, rüttelt so lange, bis sich die Steinchen in die Lücken zwischen die Golfbälle verteilen. Dasselbe wiederholt er mit feinem Sand. Zum Schluss gießt er eine Dose Bier in den Krug. Was die Geschichte lehre? Nun, zwei Dinge: Erledige die großen, wichtigen Aufgaben immer zuerst und nutze die übrige Zeit für die kleineren, weniger dringenden Anliegen. Und zweitens: Ein Bier geht immer noch rein. Wiederhold lacht.

Abgesehen davon, dass sie lieber Wein als Bier trinkt: So wie auf ihrem Gemälde organisiert die zweifache Mutter seit Jahren ihren Alltag aus Arbeit, Familie – und der Kunst. „Meine Bilder entstehen nicht spontan“, sagt Wiederhold. „Ich feile lange am Konzept. Sobald das aber steht, setze ich es zügig um.“

In Freizeit wie im Beruf verbindet die studierte Mathematikern genau diese zwei scheinbar gegensätzlichen Welten – Analyse und Kreativität. „Das macht sie so besonders“, sagt der ehemalige Deutsche-Bank-Manager Bernd Wilken, der Wiederhold als junge Führungskraft gecoacht hat und seitdem Kontakt zu ihr hält.

von Kristin Rau, Manfred Engeser

Ihr Golfball-Projekt

Seit fast 20 Jahren arbeitet die 45-jährige Managerin für den Lufthansa-Konzern. Zuerst in der Netzplanung in Frankfurt, dann viereinhalb Jahre am Standort in Norderstedt nahe Hamburg und nun seit 2001 wieder im hessischen Hauptquartier. Hier verantwortete sie unter anderem die Einsatzpläne für 17.000 Crewmitglieder, später prägte sie als stellvertretende Leiterin die Konzernstrategie. Wiederholds Erfolgsrezept: „Wenn man seinen Job mit Leidenschaft macht, dann läuft es von alleine.“

Seit dem Spätsommer 2011 verantwortet sie bei Lufthansa Cargo unter anderem das Beschwerdemanagement sowie die Bereiche Innovation und Spezialtransporte, etwa von Tieren oder Medikamenten.

Golfball-Projekte

Eines ihrer großen Golfball-Projekte: der Aufbruch des Konzerns ins digitale Zeitalter. Zum Beispiel über einen Online-Konfigurator: Ähnlich wie auf den Web-Seiten der Automobilhersteller sollen Kunden des Logistikunternehmens künftig ihren Transport zusammenstellen können wie bei einem Baukasten. Muss die Ware gekühlt werden? Wie schnell müssen die Güter am Zielort sein? Soll der Transport kameraüberwacht sein?

Die mächtigsten Managerinnen der Welt
Platz 15: Alison Cooper, Imperial TobaccoGauloises dürfte die bekannteste Marke des britischen Konzerns Imperial Tobacco sein, dem Alison Cooper vorsteht. Seit 2010 ist die 47-Jährige CEO des Konzerns. Sie habe den Tabak-Riesen wieder auf die richtige Spur gebracht, indem sie in wachsende Märkte investiert habe, wie zum Beispiel Kasachstan, schreibt das Magazin „Fortune“ über die Managerin. Für die amerikanische Zeitschrift ist sie auf Platz 15 der mächtigsten Managerinnen weltweit. „Fortune“ – bekannt für Ranglisten wie die Fortune-500 – hat jetzt ein Ranking der wichtigsten Geschäftsfrauen veröffentlicht. Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 14: Marissa Mayer, YahooWegen ihr sieht Google so aus, wie es aussieht: Marissa Mayer (hier mit Ryan Lewis und Macklemore) war bei dem Suchmaschinenkonzern fast von Anfang an dabei und unter anderem zuständig für die Optik der wichtigsten Produkte. Seit Jahren gilt sie als Überfliegerin der Internet-Branche. 2012 wechselte sie von Google zu Yahoo - als Vorstandsvorsitzende. Weil sie gleichzeitig ihre Schwangerschaft bekannt gab war das Medienecho groß, sie dürfte eine der bekanntesten Managerinnen überhaupt sein. Im Ranking von „Fortune“ schafft sie es auf Rang 14. Bewertet wurden für die Liste unter anderem die Größe und der Zustand des Unternehmens, der Verlauf der individuellen Karriere und das Standing in der internationalen Geschäftswelt. Quelle: AP
Platz 13: Safra Catz, OracleDer Konzern Oracle versorgt große Teile der Weltwirtschaft mit Software - zum Beispiel Datenbankanwendungen. Viele Entscheidungen im Konzern trifft die CFO Safra Catz, was sie in den Augen von „Fortune“ zu einer der einflussreichsten Figuren in der Technologiebranche macht. Quelle: Presse
Platz 12: Phebe Novakovic, General DynamicsSeit 2013 ist Novakovic CEO beim Rüstungskonzern General Dynamics. Die 56-jährige Amerikanerin ist vom Fach: Vorher arbeitete sie für die CIA. General Dynamics ist dabei, sein internationales Geschäft auszubauen, vor allem die Bestellungen von Flugzeugen des Herstellers Gulfstream, der zu General Dynamics gehört, kommen zu großen Teilen aus dem Ausland. Quelle: Presse
Platz 11: Sheryl Sandberg, FacebookSie ist die Nummer zwei im Facebook-Imperium: Als Chief Operating Officer ist sie an der Seite von Mark Zuckerberg für das geschäftliche zuständig. Vor ihrem Engagement bei dem sozialen Netzwerk arbeitete sie bei Google, der Weltbank und dem US-Finanzministerium. Sandberg beschäftigt sich viel mit der Rolle von Frauen in der modernen Gesellschaft und sieht sich selbst als Vorreiterin. Im März erschien ihr Buch über Frauen und Karriere „Lean In: Women, Work, and the Will to Lead“. Quelle: dpa
Platz 10: Gail Kelly, WestpacDie größte Bank Australiens wird seit 2008 geführt von Gail Kelly, die seit dem jährlich auf einem der vorderen Plätze in der „Forbes“-Liste der mächtigsten Frauen der Welt landet. Auch im dem in diesem Jahr zum ersten Mal veröffentlichten „Fortune“-Ranking schafft sie es in die Top-Ten. Unter ihrer Führung entwickelte sich die Westpac-Group hervorragend und zählt zu den erfolgreichsten Unternehmen des Landes. Durch eine Anhebung der Darlehenszinsen allerdings machte sich Kelly bei den Australiern nicht unbedingt beliebt. Sie begründete den Schritt mit niedrigen Sparquoten in Australien. Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: Patricia Woertz, Archer Daniels Midland „Woertz genießt international große Glaubwürdigkeit“ lobt „Fortune“. Seit acht Jahren ist die Amerikanerin CEO des Lebensmittelkonzerns Archer Daniels Midland (ADM), der zum Beispiel Soja- und Getreideprodukte herstellt. Das Unternehmen machte im Jahr 2011 mehr als 80 Milliarden Dollar Umsatz und hat mehr als 30.000 Mitarbeiter. Die 60-jährige Woertz hat vor ihrem Engagement bei ADM bei Ernst&Young und für Chevron gearbeitet. Quelle: dpa Picture-Alliance

Um Antworten auf diese und andere Fragen zu erhalten, legt Wiederhold Wert auf den Austausch mit Kunden, organisiert zweimal jährlich ein Innovationsforum. Diskutiert die laufende Zusammenarbeit und vereinbart Projekte, um die Kooperation zu verbessern. Mit Unternehmen aus dem Anlagenbau etwa suchen sie und ihr Team derzeit nach Wegen, wie bei einem Notfall in einer Fabrik Ingenieure der Anlagenbauer mit Ersatzteilen noch schneller an den Ort des Geschehens kommen.

„Monika Wiederhold ist blitzgescheit“, sagt Ex-Mentor Wilken.

Und das nicht nur auf einem Gebiet: Schon in der Schule wollte sie am liebsten kein Fach abwählen. „Ich hätte gerne etwas mit Sprachen studiert, hatte aber auch einen Studienplatz für Architektur in Darmstadt sicher und zwischendurch sogar mit Maschinenbau und Atomphysik geliebäugelt“, erinnert sich die Managerin an die Phase nach dem Abitur. Schließlich entscheidet sie sich fürs Mathematik-Studium – warum auch nicht, wenn man das Abitur in diesem Fach mit Höchstpunktzahl besteht?

„Über die Jahre hat sie sich auf ihre Stärken fokussiert“, lobt Wilken. „Sie kann blitzschnell komplexe Zusammenhänge zu einer Idee verknüpfen und verschiedene Perspektiven einnehmen.“

Dazu nutzt sie auch ihre unterschiedlichen Mandate. Ob als Mitglied im Kundenbeirat der Commerzbank, wo sie zweieinhalb Jahre beobachten konnte, wie die Bank ihre Kunden miteinbezieht oder die Übernahme der Dresdner Bank managt. Oder als Aufsichtsrätin beim Airmail Center Frankfurt, an dem ihr Arbeitgeber neben Deutscher Post und Fraport beteiligt ist.

„Als Managerin muss ich Entscheidungen fällen und das Unternehmen voranbringen. Im Aufsichtsrat muss ich mich mit meinem Umsetzungsdrang zurückhalten, schließlich geht es dabei um Aufsicht und Rat“, beschreibt Wiederhold den Reiz der zusätzlichen Aufgabe.

Eine dritte Perspektive eröffnet sich Wiederhold als Mentorin von Nachwuchskräften. Mit ihnen bespricht sie nämlich nicht nur deren Fragen, sondern fordert auch Impulse für sich ein. „Die Meinung einer anderen Generation ist mir sehr wichtig“, sagt Wiederhold, „vor allem in Fragen zur Digitalisierung.“

Das gilt auch zu Hause, wenn sie mit ihrer kleinen Tochter Geisterfigürchen produziert – an ihrem privaten 3-D-Drucker.

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