Nach von der Leyens Bundeswehr-Debakel So übersteht man als Chef einen Skandal

Heute äußert sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zum Fall Franco A.. Wäre die Bundeswehr ein Unternehmen, müsste CEO von der Leyen jedoch ihre Koffer packen. Wie man als Chef einen Skandal übersteht.

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Krisenmanagement bei der Bundeswehr: Ursula von der Leyen mit Führungsproblemen. Quelle: dpa, Montage

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen steht ein ungemütlicher Auftritt bevor: Am Mittwoch ab 10.30 muss sie im Verteidigungsausschuss des Bundestags in einer Sondersitzung Rede und Antwort stehen. Es geht um den Fall des mutmaßlich rechtsextremen Offiziers Franco A. und eine mutmaßliche Terrorzelle in der Bundeswehr. Von der Leyen steht unter Druck. Die Opposition schießt sich mehr und mehr auf die CDU-Ministerin ein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihrer Ministerin zwar schon zum zweiten Mal das Vertrauen ausgesprochen. Glaubt man der Statistik, kann sich von der Leyen aber gerade deshalb ihre Papiere abholen. Zumindest galt in der Vergangenheit: wem Merkel ihr Vertrauen, wahlweise das volle oder das vollste, ausspricht, der muss zurücktreten.

Merkel gibt Rückendeckung

Im Fall von der Leyen erfolgte der jüngste öffentlich geäußerte Vertrauensbeweis am achten Mai. Die Ministerin genieße "alle Rückendeckung" bei der Aufarbeitung von Skandalen in der Bundeswehr. "Ich finde es richtig, dass sie hier sehr klar auch das Fehlverhalten benennt", sagte Merkel. "Ich finde es zum Teil etwas seltsam, dass man ihr, wenn sie dort mit aller Entschiedenheit rangeht, fast noch einen Vorwurf macht." Ob die Merkel-Vertraute den Skandal und das ausgesprochene Vertrauen – in beiden Fällen ist es nicht das erste Mal - übersteht, wird sich zeigen.

Die Baustellen der Verteidigungsministerin
Die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen steht wegen der Affäre um den rechtsextremen Offizier Franco A. unter Druck. Während sie von Seiten der Opposition und der SPD harte Kritik einstecken muss, sichert ihr die Kanzlerin "volle Unterstützung" zu. Und von der Leyen kündigt umfangreiche Aufklärung an. Doch der Fall "Franco A." ist nicht die einzige Baustelle der Verteidigungsministerin. Quelle: dpa
Bundeswehr-Personal Quelle: dpa
Skandale Quelle: dpa
Ausrüstung Quelle: dpa
Mängel Quelle: REUTERS
Das größte Sorgenkind ist das Transportflugzeug „A400M“ - rund neun Jahre ist dessen Auslieferung verzögert. Bislang besitzt die Bundeswehr acht von insgesamt 53 beim Hersteller Airbus bestellte Maschinen. Doch ist selbst deren Einsatz nicht uneingeschränkt möglich. Quelle: dpa
Einsätze Quelle: dpa

Wäre von der Leyen jedoch CEO des Unternehmens Bundeswehr AG und Angela Merkel die Aufsichtsratsvorsitzende oder Mehrheitsaktionärin, die Tage von Frau von der Leyen in ihrer Position wären gezählt. Denn so, wie sie sich verhalten hat, darf sich eine Führungskraft nicht verhalten. Das gilt sowohl für den Abteilungsleiter in einem kleinen Unternehmen, noch mehr gilt es aber für den CEO eines global agierenden Konzerns.

"Mein Unternehmen hat ein Haltungsproblem"

Bei der Bundeswehr arbeiten von der Verwaltung über die Streitkräfte, vom Koch bis zum Sanitäter weltweit rund 250.000 Menschen. Damit spielt das Unternehmen Bundeswehr in derselben Größenordnung wie beispielsweise Fresenius, Metro, die Telekom oder Daimler. Angenommen, einer der Mitarbeiter dieser Unternehmen in irgendeiner Niederlassung sei offenbar stramm rechts – und habe einen Anschlag auf Politiker geplant. Weder Stephan Sturm, Olaf Koch, Timotheus Höttges oder Dieter Zetsche hätten öffentlich gesagt: „Mein Unternehmen hat ein Haltungsproblem und es hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen.“

Das ist nicht nur schlechter Stil, wie Timo Müller, Führungs- und Konfliktmanagement-Experte des IKuF, Institut für Konfliktmanagement und Führungskommunikation, sagt. Das IKuf berät Manager und Führungskräfte beim Lösen unternehmensinterner Konflikte und bietet entsprechende Weiterbildungen und Seminare an. Führungskräfte, ob es der Teamleiter oder der CEO sei, dürfen niemals Pauschalkritik äußern. „Hier hat sich Frau von der Leyen wichtiger genommen als ihr Unternehmen. Ihr schien die Außenwirkung wichtiger als die Motivation des Personals“, sagt er.

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