Persönlichkeitstest „Man muss das nicht mitmachen“

Der MBTI (Myers-Briggs-Typenindikator) ordnet Menschen jeweils einem Typen zu. Quelle: imago images

Die Oxford-Professorin Merve Emre widmet sich in ihrem Buch dem berühmtesten Persönlichkeitstest der Welt. Sie warnt davor, vom eigenen Charakter Rückschlüsse auf den Traumjob zu ziehen.

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Frau Emre, in Ihrem Buch erzählen Sie die Entstehungsgeschichte des Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI), dem bekanntesten Persönlichkeitstest der Welt. Haben Sie den Test selbst einmal absolviert?
Ja, das erste Mal ist schon eine Weile her. Ich hatte nach der Uni bei Bain & Company als Unternehmensberaterin angefangen. Dort war es völlig normal, dass man als neuer Mitarbeiter den MBTI absolviert.

Dazu beantwortet man 93 Fragen und bekommt anschließend einen von 16 Typen zugeordnet. Eine Kombination aus vier Buchstaben, die Aufschluss über die eigene Persönlichkeit geben sollen. Welcher Typ sind Sie?
Ich bin demnach ENTJ.

Die offizielle Interpretation dieses Typs würde Sie als „selbstbewusste Entscheiderin“ bezeichnen.
In einem Training, das ich für die Arbeit an meinem Buch mitgemacht habe, wurde mir etwas Ähnliches erzählt. ENTJ seien Anführer, CEO-Typen, risikofreudig.

Zur Person

Und?
Naja, mein Typ hätte mich scheinbar für eine Führungsposition in der Firma qualifiziert. Ich habe aber nach einigen Monaten dort aufgehört und angefangen, in Literaturwissenschaft zu promovieren. 

Was versprach sich Ihr damaliger Arbeitgeber davon?
Es sollte uns helfen, miteinander zu kommunizieren. Man glaubte zum Beispiel, ein extrovertierter „E“-Typ kann nicht so gut mit einem introvertierten „I“-Typ. Bevor uns unsere Manager in bestimmte Teams einteilten, sollten wir ihnen unseren Typ mitteilen. Die Hoffnung war, dass man so die genau richtige Zusammenstellung von Beratern für ein Projekt findet. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass das wirklich eine Verbesserung war.

Heute sind Sie Professorin für Literaturwissenschaft an der Universität in Oxford. Warum haben Sie sich wieder mit dem MBTI beschäftigt?
Ich begann mich für die Persönlichkeit von Charakteren in der Literatur zu interessieren und musste dann auch wieder an meine eigene Erfahrung mit dem Myers-Briggs-Indikator denken. Dabei wurde mir klar, dass der MBTI eine wirklich faszinierende Entstehungsgeschichte hat.

Erzählen Sie mal.
Die Grundlagen des MBTI wurden von Katherine Cook Briggs Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffen. Sie zog ihre Menschkenntnis vor allem aus ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter. Ihr Labor war ihr Wohnzimmer, wo sie ihre Tochter Isabel in verschiedensten Situationen beobachtete. Sie unternahm auch kleine Experimente und protokollierte diese Gehorsamsübungen akribisch.

Daraus entstand der Test?
Zumindest ihr Interesse an menschlicher Persönlichkeit. Die Einteilung in Typen begann Katherine Cook Briggs später, als sie die Arbeit des Psychoanalytikers C. G. Jung kennenlernte. Er hatte eine psychologische Typenlehre entwickelt, die Briggs mit dem Wissen aus ihren Beobachtungen erweiterte.

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