Personal binden Warum Personaler Kündigungen verhindern sollten

Seite 3/3

"Man muss ihnen eine echte Perspektive geben"

Dafür nahmen sie nicht nur geringere Tagessätze in Kauf. Bode konnte außerdem zeigen: Die Teilnahme an solchen Programmen senkte die Wahrscheinlichkeit, das Unternehmen freiwillig zu verlassen, um bis zu 36 Prozent. Die Forscherin befragte einige Berater hinterher noch einmal persönlich. Und dabei stellte sie fest: Wer an solchen Programmen teilgenommen hatte, wirkte mit der rein geschäftlichen Tätigkeit am unzufriedensten und wollte deshalb eigentlich den Arbeitgeber wechseln. Konnte er im Unternehmen aber auch sozial tätig sein, blieb er länger.

Jörg Korff von der Uni Mannheim hat eine weitere Möglichkeit gefunden, wie man Angestellte im Unternehmen hält: Man muss ihnen eine echte Perspektive geben – aber keinesfalls nur so tun, wie die Betreiber des britischen Callcenters. In einer aktuellen Studie untersuchte Korff die Zukunftsperspektive von knapp 1000 Mitarbeitern zwischen 19 und 64 Jahren. Dazu füllten die Angestellten einen Fragebogen aus. Der zielte vor allem auf einen Aspekt ab: Lebte die Person eher in dem Gefühl, als habe sie den größten Teil ihres Lebens noch vor sich und dementsprechend viele Möglichkeiten? Oder konzentrierte sie sich darauf, dass ihr nicht mehr viel Zeit auf der Erde blieb und sie diese wenigen Jahre noch möglichst sinnvoll nutzen wollte? Außerdem erhob Korff, wie stark die Befragten die Bemühungen der Personalabteilungen bewerteten. Und dabei entdeckte er einen kuriosen Zusammenhang.

Eigentlich glauben Psychologen, dass sich die Zukunftsperspektive nur mit zunehmendem Alter verändert. Heißt konkret: Einem Mittfünfziger ist viel bewusster, dass seine Zeit auf der Erde endlich ist, als einem 30-Jährigen – deshalb hat er eher das Gefühl, seine Zeit laufe ab. Korff hingegen konnte zeigen: Der Blick auf das Leben hatte auch damit zu tun, wie die Befragten ihren Arbeitgeber wahrnahmen – unabhängig von ihrem Alter. Mit den richtigen Maßnahmen können Unternehmen ihre Belegschaft also einer Art geistigen Verjüngungskur unterziehen. Und dies führt wiederum dazu, dass Mitarbeiter zufriedener sind und länger im Unternehmen bleiben.

Sieben Arten des Abschieds

Sollte alles fehlschlagen, kann man aber auch aus Kündigungen lernen. Anthony Klotz von der Oregon-State-Universität und Mark Bolino von der Universität Oklahoma wollten herausfinden, auf welche unterschiedlichen Arten Mitarbeiter kündigen. Sieben verschiedene Stile machten sie dabei aus, von „Dankbares Aufwiedersehen“ bis „Verbrannte Erde“.

Insbesondere die destruktiven Herangehensweisen sollten Personalverantwortliche aufrütteln. „Kündigt ein Mitarbeiter auf negative Art, sollte man die verbliebenen Kollegen unbedingt fragen, ob sie sich ebenfalls ungerecht oder schlecht behandelt fühlen“, sagt Anthony Klotz. Denn Fluktuation könne ansteckend sein: „Deshalb sollte man die Schuld nicht auf denjenigen schieben, der kündigt“, sagt Klotz, „sondern seine Gründe ernst nehmen und darauf reagieren.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%